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Mehr Geld für Aufrüstung: Was die SPD an von der Leyens Plan kritisiert

800 Milliarden Euro will EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen für Europas Verteidigung mobilisieren. Der SPD-Europaabgeordnete Tobias Cremer begrüßt den Plan grundsätzlich, sieht aber noch Verbesserungsbedarf. Er fordert, nicht allein die millitärische Abschreckung zu stärken.

von Nils Michaelis · 4. März 2025
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen

Plädoyer für Aufrüstung: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am 4. März bei einer Pressekonferenz in Brüssel.

Nach den jüngsten Signalen aus Washington wachsen die Zweifel, ob die USA auch künftig für Europas Sicherheit und die militärische Unterstützung der Ukraine einstehen werden. Auch in Brüssel hat man den Ernst der Lage erkannt und für den 6. März einen EU-Krisengipfel zur Ukraine einberufen. Zuvor hatten bereits Großbritannien und Frankreich angekündigt, ein Konzept zur Sicherung einer Waffenruhe in dem von Russland angegriffenen Land zu erarbeiten.

Ursula von der Leyen fordert gemeinsamen Wehretat

Zwei Tage vor dem Gipfeltreffen hat EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nun einen Plan vorgelegt, wie Europa aus eigener Kraft mehr Aufrüstung und Abschreckung erreichen soll. Sie schlägt vor, dass die EU-Länder bis zu 800 Milliarden Euro mobilisieren, um sich unabhängig von US-Hilfen zu schützen. Dafür seien Investitionen in einen gemeinsamen Wehretat nötig, so die frühere Bundesverteidigungsministerin.

Von der Leyens Fünf-Punkte-Plan zur „Wiederaufrüstung Europas“ umfasst eine Lockerung der Schuldenregeln sowie Anreize zur Steigerung der Verteidigungsausgaben. Mitgliedstaaten soll ermöglicht werden, wieder mehr für Verteidigung ausgeben zu können, ohne dadurch in die Schuldenfalle zu geraten. Um die 27 Mitgliedstaaten bei Investitionen in die Verteidigung zu unterstützen, soll es einen neuen Fonds im Volumen von 150 Milliarden Euro geben.

Die Sicherheit Europas sei auf sehr reale Weise bedroht, so die CDU-Politikerin. „Dies ist die Stunde Europas, und wir müssen ihr gerecht werden.“ Nur wenige Stunden vor der Erklärung von der Leyens hatte die Regierung von US-Präsident Donald Trump verkündet, ihre Militärhilfen für die Ukraine vorerst einzustellen. Diese Mitteilung erfolgte nur wenige Tage nach dem Eklat beim Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus. Bisher waren die USA der größte und wichtigste Unterstützer der Ukraine.

SPD-Abgeordneter Tobias Cremer: „Der Fünf-Punkte-Plan allein reicht nicht“

„Ich begrüße die von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen vorgeschlagenen gemeinsamen Mittel zur Aufstockung der Investitionen in Sicherheit und Verteidigung“, erklärte der SPD-Europaabgeordnete Tobias Cremer. „Die Vorschläge sind notwendig, um sicherzustellen, dass Europa verteidigungs- und abschreckungsfähig bleibt - und zwar unabhängig davon, wer im Weißen Haus sitzt.“

Doch der Fünf-Punkte-Plan allein reiche nicht, so Cremer, der dem Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten und dem Unterausschuss für Sicherheit und Verteidigung angehört. „Diese Ausgaben müssen in eine umfassendere Investitionsstrategie eingebettet sein, die nicht nur die militärischen Fähigkeiten, sondern auch die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit und soziale Resilienz Europas stärkt.“ 

Die Menschen erwarteten in dieser geopolitischen Zeitenwende zurecht einen handlungsfähigen Staat und eine handlungsfähige EU. „Dafür müssen jetzt umgehend ausreichend Mittel bereitgestellt werden“, so Cremer.

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Gespeichert von Ralf Schönert (nicht überprüft) am Mi., 05.03.2025 - 06:21

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Von der Leyens Plan zur „Wiederaufrüstung Europas“ ist eine überfällige, aber zugleich problematische Reaktion auf die sicherheitspolitischen Herausforderungen. Dass Europa unabhängiger von den USA werden muss, ist unbestritten – doch der Fokus auf massive Rüstungsausgaben und eine Lockerung der Schuldenregeln birgt Risiken. Statt allein auf militärische Stärke zu setzen, braucht es eine breitere Strategie, die Diplomatie, wirtschaftliche Resilienz und technologische Souveränität einbindet. Zudem bleibt unklar, wie ein gemeinsamer Wehretat umgesetzt werden soll, ohne tiefere politische Integration zu erzwingen. Die EU ist kein Bundesstaat mit einheitlicher Verteidigungspolitik – wie also sollen Milliardeninvestitionen sinnvoll und effizient gesteuert werden? Auch die Frage der demokratischen Kontrolle wird kaum thematisiert. Ein stärkeres Europa braucht Handlungsfähigkeit, aber auch Augenmaß. Rüstung allein macht noch keine strategische Souveränität.

Gespeichert von Helmut Gelhardt (nicht überprüft) am Mi., 05.03.2025 - 12:27

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Ich bin entsetzt/fassungslos! - auch als Mitglied der NaturFreunde Deutschlands - über die jetzigen Aufrüstungspläne Deutschlands und der EU-Kommission. Ein regelrechter Aufrüstungswahn/-exzess ist im Gange. Eine Militarisierungswut in astronomischen EURO-Beträgen. Für die Sicherstellung der Sozialen und Ökologischen Gerechtigkeit in Deutschland, Europa und als Entwicklungshilfe für die vielen bedürftigen Länder des Globalen Südens wird seit jedenfalls 20 Jahren bei weitem nicht genug Geld mobilisiert. Böse Hungerkatastrophen, Wassermangel/Streit um Trinkwasser, eminente ökologische Verwüstungen, massive Vertreibungen von armen Menschen weltweit. Und der Globale Norden schaut im Prinzip nur zu! Das ist ein großer, großer Skandal! Ich verweise auf die NATURFREUNDiN Ausgabe 1-2025 - und dort auf die Seiten 8: "Für eine gerechte Weltwirtschaftsordnung"; 9: "Aufrüstung, Krieg und die Friedens- und Klimabewegung" -
https://www.naturfreunde.de/sites/default/files/naturfreundin_1-25.pdf

Gespeichert von Armin Christ (nicht überprüft) am Mi., 05.03.2025 - 16:16

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Ich finde Ursula von der Laien ist Abschreckung genug.

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