Grönland in die USA eingliedern? So reagiert Dänemark auf den Trump-Vorstoß
Als US-Präsident will Donald Trump Grönland in die USA eingliedern. Der Vorstoß ist nicht neu, dürfte aber wenig Aussicht auf Erfolg haben. Die Politik in Grönland und Dänemark nimmt die Entwicklungen aber trotzdem ernst.
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Besuch von Donald Trump Jr. in Grönlands Hauptstadt Nuuk am 7. Januar: „Es könnte sein, dass man zu handeln gezwungen wäre.“
Einige Karten des US-Verteidigungsministeriums schauen vom Nordpol aus auf die Erde herab und verdeutlichen, warum die größte Insel der Welt so wichtig ist. Von Grönland aus, hat man die Welt gut im Blick. Die Idee des designierten US-Präsidenten Donald Trump, die Arktis zu kaufen, ist nicht neu: 1946 boten die USA 100 Millionen Dollar. Als Trump 2019 erstmals Interesse bekundete, reagierten alle gelassen.
Das grönländische Außenministerium betonte, über wirtschaftliche Zusammenarbeit wolle man sprechen, aber keinesfalls über einen Verkauf. Auch die dänische sozialdemokratische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen verdeutlichte: „Grönland steht nicht zum Verkauf [...]. Ich hoffe sehr, dass das nicht ernst gemeint war.“ Damals ruderte Trump zurück: Grönland habe keine Priorität, es sei „im Wesentlichen ein großer Immobiliendeal“.
Vielschichtiges Verhältnis zwischen Grönland und Dänemark
Trumps Grönland-Griff klingt nun anders: „Für die Zwecke der nationalen Sicherheit und der Freiheit auf der ganzen Welt glauben die USA, dass der Besitz und die Kontrolle Grönlands eine absolute Notwendigkeit sind.“ Auf Nachfrage unterstrich er seine Bereitschaft, im Ernstfall nicht ausschließlich friedliche Mittel einzusetzen, und deutete an: „Es könnte sein, dass man zu handeln gezwungen wäre.“
Das Verhältnis zwischen Grönland und Dänemark ist vielschichtig: Obwohl die Insel zum dänischen Königreich gehört, genießt sie weitreichende Autonomie. Dänemark bemüht sich, seine koloniale Vergangenheit aufzuarbeiten und gleichzeitig die Verbindung zu Grönland im Rahmen des „Commonwealth“ aufrechtzuerhalten. Als Reaktion auf Trumps Äußerungen bekräftigt Frederiksen, in Übereinstimmung mit der grönländischen Haltung, dass die Insel nicht käuflich sei und die Grönländer*innen selbst über ihre Zukunft bestimmen sollten.
Wichtige strategische Bedeutung Grönlands
Der grönländische Ministerpräsident Múte B. Egede betont die enge Partnerschaft mit den Vereinigten Staaten. Auch das überrascht wenig, denn die USA unterhalten auf Grönland die strategisch bedeutsame Thule Air Base (früher Pittifuk Space Base). Diese Einrichtung beherbergt ein hochmodernes Frühwarnsystem für ballistische Flugkörper und ist von zentraler Bedeutung für militärische Operationen, Weltraummissionen und wissenschaftliche Forschung.
Darüber hinaus wecken Grönlands mögliche reichhaltige Rohstoffvorkommen die Interessen beider Nationen. Für Grönland ist aber auch die Europäische Union unabdingbar – die ist einer der größten Partner Grönlands und bleibt oft im Hintergrund.
Anders als 2019 ruderte Trump diesmal nicht zurück. Ein „Make-Greenland-Great-Again“-Gesetz scheint in Vorbereitung, ein Preis wird diskutiert. Laut Alexander Gray, ehemaliger Stabschef im Nationalen Sicherheitsrat der ersten Trump-Administration, sollten Trumps Äußerungen „als strategische Neuausrichtung und nicht als eine Art Eitelkeitsprojekt“ verstanden werden. Es gibt also Gründe, Trumps Äußerungen nicht abzutun, sondern als neue Form der Außen- und Sicherheitspolitik zu bewerten. Die Berufung entsprechender Hardliner wie Colby, Hegseth, Waltz oder Rubio als Minister, Berater oder Staatssekretäre wäre hierfür ein Indiz.
Grönland reagiert erschüttert, Dänemark pragmatisch
Internationale Konfliktexperten, wie Mariano Aguirre, weisen darauf hin, dass Trump mit seinen Maximalforderungen in der Vergangenheit stets Druck ausgeübt hat, aber direkten Konflikt scheut.
Auch im Norden reichen die Interpretationen von Trumps Forderung von „Transaktionalismus“ bis zur Befürchtung eines neuen US-amerikanischen Imperialismus. Die 57.000 Menschen der Grönländische Bevölkerung sind „ziemlich erschüttert“. Ihr Unabhängigkeitsstreben ist unvereinbar mit dem Szenario, Untertanen einer neuen Kolonialmacht zu werden. Allerdings sind sie im Hinblick auf ihre wirtschaftliche Zusammenarbeit offen.
Kopenhagen reagierte indes besonnen auf die neue, Testosteron geschwängerte US-Außenpolitik. Frederiksen äußert sich im Fernsehen pragmatisch: „Ich halte einen Verkauf Grönlands für unrealistisch.“ Auch sie betont die enge Partnerschaft mit den USA. „Als enger Verbündeter begrüßen wir das wachsende amerikanische Interesse. Es muss jedoch die Bevölkerung Grönlands respektieren.“ Die Sozialdemokraten bemühen sich um bessere Beziehungen zu Grönland. Kritiker*innen werfen Frederiksen vor, nicht entschieden genug auf Trump reagiert zu haben.
Dänemark verstärkt seine Militärpräsenz
Die Regierungschefin setzt auf Deeskalation: Sie kündigte Gespräche mit Trump an und will die Positionen Dänemarks und Grönlands besser abstimmen – ein Treffen hat bereits stattgefunden. In diesem Sinne lädt sie auch alle Parlamentsparteien einschließlich der grönländischen und färöischen Vertreter zu Beratungen ein.
Die dänische Regierung nimmt Trumps Interesse an Grönland ernst, glaubt aber nicht an eine gewaltsame Annexion. Dänemark plant, neben der Verstärkung von Hundeschlittenpatrouillen und neuen arktischen Inspektionsschiffen, seine geringe militärische Präsenz zu verstärken, unter anderem durch den Ausbau des Flughafens in Kangerlussuaq für F-35-Kampfjets.
Trotz Interessenunterschiede betonen Experten wie Ole Wæver in Kopenhagen die Gemeinsamkeiten zwischen Grönland und Dänemark, die größer seien als die mit Donald Trump. Während die Regierung die Situation nicht als Krise betrachtet, sehen einige Medienvertreter dies anders, Steffen Kretz, Korrespondent des dänischen Rundfunks in Grönlands Hauptstadt Nuuk sprach vom Beginn „der größten außenpolitischen Krise Dänemarks in der Neuzeit“.
Wie die Beziehungen der USA unter Trump zu Grönland und Europa auch aussehen werden, wird sich erst nach der Amtseinführung des Präsidenten am 20. Januar zeigen. Dass der designierte US-Präsident tatsächlich vorhat, gegen ein NATO-Mitglied militärisch vorzugehen, ist kaum vorstellbar. Dänemark und Europa täten jedoch gut daran, sich auf alle komplexen Szenarien gut vorzubereiten.
ist Direktorin des FES-Regionalbüros für die Nordischen Länder in Stockholm. Zuvor war sie für die FES als Leiterin in Kolumbien, Marokko und Indien tätig.
NATO
Warumhabe ich noch keine eindeutuge Reaktion eines unserer Minister gehört. Im Konfliktfalle: auf wessen Seite stünden denn unsere hochmoralischen Granden ?
Die Grönländer sollten auf die sofortige aAuflösung der Thule-Airbase dringen, Garniert mit den biblischen Worten: Geht hin und tut dessgleichen !!!