Shell-Jugendstudie 2024: So ticken Jugendliche politisch
Gibt es einen Rechtsruck unter jungen Menschen? Diese Frage wurde nach den Europawahlen und den Wahlen in Ostdeutschland viel diskutiert. Die neue Shell-Jugendstudie kommt nun zu einem interessanten Ergebnis.
Dirk Bleicker
Die Shell-Jugendstudie befragt junge Menschen zu ihren Lebenswelten.
Zunächst einmal die gute Nachricht: Jugendliche blicken mit einer hohen Zuversicht in die Zukunft. Das ist das Ergebnis der 19. Shell-Jugendstudie, die am Dienstag vorgestellt wurde. Die Studie hat die Lebenswelt von 2.509 junge Menschen zwischen zwölf und 25 Jahren erfragt. Demnach zeigen drei Viertel der jungen Menschen trotz gesellschaftlicher Herausforderungen und Sorgen um die weltpolitische Lage ein „hohes Vertrauen“ in die Demokratie.
Empfänglicher für Populismus
Gleichzeitig äußerte die große Mehrheit (81 Prozent) der Befragten die Angst vor einem möglichen Krieg in Europa. In der Vorgänger-Studie von 2019 waren das noch 46 Prozent. Zugenommen hat wohl auch die Angst vor einer wachsenden Polarisierung der Gesellschaft, denn die Angst vor Feindseligkeit zwischen den Menschen stieg von 56 auf 64 Prozent an. Die Sorge vor Arbeitslosigkeit liegt dagegen mit etwa einem Drittel auf einem historischen Tiefstand.
Bei den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen stimmte teilweise jede*r dritte Jungwähler*in für die AfD. Das löste eine Debatte über einen Rechtsruck unter Menschen aus. Die Autoren der Shell-Jugendstudie kommen nun zu einem anderen Ergebnis.
Jugendliche seien zwar heute empfänglicher für Populismus, sagte Mathias Albert, Leiter der Studie und Professor für Politikwissenschaft an der Universität Bielefeld. Auch seien sie stärker in Richtung der politischen Ränder gerückt. „Aber wir beobachten keinen allgemeinen ,Rechtsruck‘ der jungen Generation." Den Ergebnissen zufolge definierten sich 46 Prozent der Befragten als links oder eher links, 18 Prozent als rechts oder eher rechts. Im Schnitt verordnen sich damit alle befragten Zwölf- bis 25-Jährigen leicht links der Mitte.
Rechtsruck unter jungen Männern
Einen Rechtsruck sieht die Shell-Studie hingegen unter jungen Männern. Ein Viertel von ihnen ordnet sich rechts der Mitte ein – in der Vorgänger-Studie 2019 waren das halb so viele. Unter den Frauen sieht sich jede Zehnte im rechten Spektrum, der Anstieg ist geringer. Die Autoren weisen aber darauf hin, das Jugendliche die Begriffe „rechts“ und „links“ unter Umständen anders deuten.
Nur zehn Prozent konnten oder wollten sich gar nicht politisch zuordnen, das seien so wenige wie noch nie, sagte Albert. Insgesamt seien Jugendliche heute politischer als früher. Zum ersten Mal überhaupt zeigten Mädchen so viel politisches Interesse wie Jungen. Die Mehrheit der Jugendlichen (60 Prozent) verurteilt den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Ein Drittel befürwortet Deutschlands Solidarität mit Israel, ebenfalls ein Drittel lehnt dies ab.
Albert betonte, die heute 12- bis 25-Jährigen ließen sich nur schwer auf bestimmte Eigenschaften reduzieren. Die aktuelle Befragung habe gezeigt: „In ihrem Wertegefüge gibt es kaum große Brüche, Toleranz ist weiterhin ein Markenzeichen.“ Es zeige sich aber, dass junge Menschen heute etwas stärker an materiellen Werten orientiert sind und nach mehr Sicherheit streben. Im Gegensatz zum Vorurteil gegenüber der „Generation Z" rücke Arbeit wieder stärker in den Fokus. Im Vergleich zur Studie von 2019 ist ihnen ein hohes Einkommen etwas wichtiger. (von 76 auf 83 Prozent).
Viele junge Menschen fühlen sich einsam
Bundesfamilienministerin Lisa Paus sagte: „Wir sollten die Zuversicht der Jugendlichen nicht enttäuschen.“ Sie begrüßte, dass viele junge Menschen an die Demokratie glauben, betonte aber: „Demokratie ist nicht einfach da, sie muss von jedem neu erlernt und mit Leben gefüllt werden.“ Studien-Autor Albert ergänzte: „Wir sehen eine deutlich sorgenvollere Jugend im Osten, ihre Ängste sind ausgeprägter als die von Jugendlichen im Westen."
Die Grünen-Politikerin sprach auch das Thema Einsamkeit an. Der Studie zufolge fühlt sich jedes vierte Mädchen und jeder fünfte Junge heute einsam. Die Bundesregierung testet derzeit den Einsatz von Mental Health Coaches an Schulen, um der mentalen Belastung unter jungen Menschen entgegenzuwirken.
Shell-Studie
Jetzt hamm wass im Salat. Über 80% fürchten sich vor Krieg - wo sollen wir denn da willige Soldat:::inn:::en herkriegen ? Und dann wünschen die sich auch noch gute Ausbildung und sichere Jobs - das ist ja gar nicht kompatibel mit Niedriglohnsektor und prekärer Beschäftigung. Das kommt noch soweit, daß die mehr Demokratie, mehr Mitsprache und mehr Mitentscheidung wollen. Unverschämte Jugend von heute. Vielleicht kommt das von dem Schulsystem wo sie immer noch zuviel lernen ?
Sarkassmus Ende.
Kann die SPD aus dieser Studie vielleicht lernen wie man eine Politik macht für die sie Zustimmung bekommt. Nicht nur von den jungen Menschen, sondern auch von den Älteren. Frühere Wahlergebnisse zeigen, daß die SPD schon mal auf einem besseren Weg war - welche Parteioberen sind davon abgewichen, wer hat das Vertrauen verspielt ???