„Generation Z": Analysen zur deutschen Jugend sind Altpapier von morgen
Schon die antiken Griechen waren nicht angetan von der jungen Generation. Bis heute rätseln die Alten über die Jungen, sagt unser Kolumnist. Ihm gehe es da nicht anders.
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Unser Autor hält nichts von eigenen Namen für Generationen.
Wenn die große Klage über die Jugend von heute erhoben wird, wird gern mal ein oller Grieche aus dem Geschichtsbuch zitiert. Der fand die Jugend auch schon nicht so toll. Wir können froh sein, dass Mammuts so klobige Gliedmaßen hatten. Sonst hätten auch sie noch ihre Horrorerlebnisse mit dem Nachwuchs in irgendwelche Höhlenwände geritzt.
Schnell sind Soziolog*innen, bei denen es dann doch nur zum Talkshow-Gast bei Lanz gereicht hat, mit der Erfindung neuer Generationen. Gen Z war gestern. Ich wollte einmal nicht zu Lanz, sondern vorn sein. Ich wollte die nächste Generation, die Gen „Alpha“ ausrufen und gleich als Markennamen eintragen lassen. Alpha, weil die Nachwuchskategorien mit dem lateinischen Alphabet durch sind.
Alpha-Generation der ab 2010 Geborenen
Pech gehabt. Das Nachfolgemodell der Zettler*innen ist längst auf dem Labermarkt. Zu den Alpha-Kindern gehören jetzt die Geburtsjahrgänge von 2010 bis, Achtung: 2025. Womit wir endgültig im Bereich der Glaskugelwissenschaft sind. Weshalb ich dringend die Suche nach der Generation Steinbock, Aszendent TikTok, empfehle. Wir vergessen, dass all diese Jugenden nicht nur in der Theorie herumgeistern als fastwissenschaftliche Erfindungen älterer Menschen. Jede Jugend von ihnen geschaffen, also nicht nur gezeugt, sondern auch erzogen, herangebildet in einer Welt, die wir so vererben, wie sie ist.
Martin
Kaysh,
Kabarettist
Analysen über die Jugend 2024 sind wahrscheinlich eher flüchtig als richtig.
Wenn das Sein das Bewusstsein schafft, sind die Verantwortlichen für die aktuelle Jugendkultur eher in der Generation 30plus zu suchen. Bei all unserem Streben nach Glück und Macht und noch mehr Kohle ist uns die nachfolgende Generation vielleicht irgendwie scheiß…äh…aus dem Fokus gerutscht. Gerade wundert sich halb Deutschland darüber, dass die Erstwähler*innen bei der Europawahl nicht vor Dankbarkeit ergrünten, weil man das Wahlalter doch eigens für sie herabgesenkt hat. Stattdessen wählte die hippe Zielgruppe jungscharenweise rechtsextrem, rechtsradikal oder jungfaschistisch. Puh.
In Großbritannien wählten die Jungen die Labourpartei
Das ist schlimm, aber es ist so, jetzt und in diesem Land. In Großbritannien haben die Jungwähler*innen vollkommen anders agiert. Bei 59 Prozent lag dort die Zustimmung zur Labourpartei. Jung kann also auch nach Freiheit streben. Aber alle tiefschürfenden Analysen über die deutsche Jugend 2024 sind wahrscheinlich eher flüchtig als richtig, Altpapier von morgen. Man schaue einfach mal in die Abgründe der eigenen Jugend, das gerne wörtlich.
Wer alt genug ist, noch ein Fotoalbum mit raren, da damals teuren Bilddokumenten zu besitzen, dürfte beim Blättern durch die eigene Pubertät im Wechsel erröten und erbleichen. Nichts ist einem peinlicher als die Klamotten, Frisuren und Angebeteten von damals. Und da haben wir unsere weltschmerzverzerrten Tagebucheinträge von damals noch gar nicht gelesen.
Georg Oligmueller
ist Kabarettist, Alternativ-Karnevalist („Geierabend“) und Blogger. Er lebt im Ruhrgebiet, freiwillig.
"Gerade wundert sich halb…
"Gerade wundert sich halb Deutschland darüber, dass die Erstwähler*innen bei der Europawahl nicht vor Dankbarkeit ergrünten, weil man das Wahlalter doch eigens für sie herabgesenkt hat."
Schön das man mal eingesteht das Wahlalter nur abgesenkt zu haben, weil man einen Vorteil für sich selbst erwartet hat. Tja und nun ging das Kalkül nicht auf - blöd gelaufen aber so billig lässt sich die Jugend eben nicht kaufen.
"Stattdessen wählte die hippe Zielgruppe jungscharenweise rechtsextrem, rechtsradikal oder jungfaschistisch."
Man könnte auch sagen, dass die Zielgruppe keine Lust auf linksradikale oder linksextreme Parteien hat, die das Land ruinieren.
Generation ...
Das sind doch Erfindungen von irgendwelchen Soziologen/Politologen, die die Menschen kategorisieren und voneinander trennen möchten. Das gehört doch zum Identitätsgeschwafel.
Gegen welchen Punkt der…
Gegen welchen Punkt der Netiquette hat mein Kommentar verstoßen?
Anmerkung: Ihr Kommentar wurde gar nicht gelöscht. Oder welchen meinen Sie?