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Pizza und SPD-Politik: Was die bundesweite Aktionswoche bewirken soll

Das beliebte Format Pizza und Politik gibt es jetzt auch als Verein. Welche Ziele dieser verfolgt und warum er nun zum ersten Mal eine Aktionswoche veranstaltet, erklärt der SPD-Bundestagsabgeordnete Lars Castellucci.

von Jonas Jordan · 6. Mai 2024
Wer kann zu einer Pizza mit viel Käse schon Nein sagen?

Wer kann zu einer Pizza mit viel Käse schon Nein sagen?

„Als ich in die SPD eingetreten bin, durfte in den Nebenzimmern noch geraucht werden. Da hatte ich jedes Mal Kopfweh, wenn ich am nächsten Tag wieder in die Schule musste“, berichtet der SPD-Bundestagsabgeordnete Lars Castellucci im Gespräch mit dem „vorwärts“ von seinen politischen Anfängen. Für ihn war daher klar, dass er etwas anders machen wollte, um speziell junge Menschen für Politik zu begeistern. 

Know-How für Kontakt zu jungen Menschen vermitteln

Denn wie heißt es im Lied „Pizza“ der Band Antilopen Gang: „Ich glaube fest daran, dass uns Pizza retten kann! Sie verbindet diese Welt. Baby, lass uns Pizza bestellen!“ Das dachte sich offenbar auch Castellucci und startete vor mehr als zehn Jahren das Format „Pizza und Politik“, das inzwischen zahlreiche Politiker*innen bundesweit als Aktionsform nutzen. Die Idee ist einfach: Junge Menschen zwischen 14 und 29 Jahren kommen zusammen, um mit einem Politiker oder einer Politikerin bei einer Pizza über Politik zu diskutieren.

Vor gut einem Jahr hat der SPD-Politiker das Format institutionalisiert und mit weiteren Mitstreiter*innen einen bundesweit aktiven Verein gegründet. „Wir wollen das Know-how vermitteln, wie man es schafft, auch an junge Menschen heranzukommen und sie zu aktivieren“, sagt Castellucci

Daher ruft der Verein nach zwei Aktionstagen in den Jahren 2021 und 2022 in diesem Jahr erstmals zu einer Aktionswoche Pizza und Politik auf. Sie beginnt am 6. Mai. Bundesweit beteiligen sich mehr als 100 Politiker*innen an rund 40 Orten. 

„Wir haben die Woche extra so gewählt, dass der Europatag darin liegt“, erklärt Lisa-Marie Werner. Sie ist stellvertretende Vorsitzende von Pizza&Politik e.V. und Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Leimen-St. Ilgen Gauangelloch in Castelluccis baden-württembergischen Wahlkreis. In diesem Jahr seien auch viele kommunale Kandidat*innen dabei. Denn parallel zur Europawahl stehen in neun Bundesländern am 9. Juni auch Kommunalwahlen statt.

Bundesweit aktiver Verein

Bundesweit kann jede*r Mitglied des gemeinnützigen Vereins werden. „Der Verein hat das Ziel, eine Plattform zu bieten, auf deren Basis sich das Ganze weiterentwickeln kann. Dafür wollen wir uns gemeinsam über ähnliche Veranstaltungsformate austauschen und unsere Ideen bündeln“, sagt Werner. 

Castellucci ergänzt: „Das Ganze soll jetzt einfach auf tragfähigen Füßen stehen, unabhängig von einzelnen Personen. Der Verein soll dauerhaft als Plattform für alle dienen, die Jugendliche für die Demokratie gewinnen wollen. Oder ein bisschen größer formuliert: Wir wollen mit Pizza und Politik eine Möglichkeit schaffen, dass junge Menschen sich mit Politikerinnen und Politikern unkompliziert, in der Nähe, in einem angenehmen Rahmen, auf Augenhöhe austauschen können.“

Lars
Castellucci

Demokratie vererbt sich nicht. Wir wollen mithelfen, sie an die nächsten Generationen weiterzutragen und dafür auch noch mal an Aktivität zulegen.

Ob der Verein auf Dauer „Pizza und Politik" heiße, stehe nicht im Vordergrund. Wichtiger sei der Grundgedanke, junge Menschen für Demokratie zu begeistern. „Demokratie vererbt sich nicht. Wir wollen mithelfen, sie an die nächsten Generationen weiterzutragen und dafür auch noch mal an Aktivität zulegen“, sagt der SPD-Politiker.

Auf seiner Homepage informiert der Verein über alle Veranstaltungen, die während der Aktionswoche stattfinden. Und wer keine Veranstaltung in seiner Nähe findet? Der könne selbst tätig werden, meinen die beiden. Werner berichtet von einem Gespräch mit dem BUND, der sich schon Tipps geholt habe. Sie fügt an: „Genauso könnte sich eine 16-jährige Schülerin melden, die Lust auf Pizza und Politik hat. Da würden wir auch helfen und den Kontakt zu Politikern vor Ort vermitteln.“

Keine Pizza? Kein Problem!

Und wer partout keine Pizza mag? Auch nicht schlimm, sagt Castellucci: „Wenn es Popcorn und Politik oder Döner und Politik heißt, ist es auch wunderbar.“ Er fügt an: „Unsere Vision ist, dass irgendwann mal jeder junge Mensch in ganz Deutschland bei sich in der Nähe eine Chance findet, mit einem demokratischen Politiker oder einer demokratischen Politikerin in Kontakt zu kommen.“ 

Auf dem Weg das hehre Ziel zu erreichen, „irgendwann mal die Ideen- und Umsetzungswerkstatt für politische Jugendbeteiligung in Deutschland zu sein“, sucht der Verein übrigens noch nach Mitstreiter*innen.

Autor*in
Jonas Jordan
Jonas Jordan

ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo

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