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Mitgliedervotum: Nasser Ahmed wird Nürnberger Oberbürgermeisterkandidat

Jahrzehntelang wurde Nürnberg von der SPD regiert. Nach der Kommunalwahl 2026 soll es wieder so weit sein, wenn es nach dem Willen der dortigen Sozialdemokratie geht. Diese hat sich nun in einem Mitgliedervotum für ihren Parteivorsitzenden Nasser Ahmed als Oberbürgermeisterkandidaten ausgesprochen.

von Jonas Jordan · 19. März 2025
Nasser Ahmed bei einer Veranstaltung in Nürnberg

Nasser Ahmed bei einer Veranstaltung in Nürnberg

Voraussichtlich Anfang April sollen bundesweit alle SPD-Mitglieder mitentscheiden dürfen, ob ihre Partei Teil der neuen Bundesregierung werden soll. In Nürnberg haben die Genoss*innen bereits abgestimmt. Nicht über einen Koalitionsvertrag im Bund, sondern über die Frage, wer für die Partei bei der Oberbürgermeisterwahl 2026 ins Rennen gehen soll. Durchgesetzt hat sich der Parteivorsitzende Nasser Ahmed. „Ich bin zutiefst berührt von diesem klaren Vertrauensbeweis. Danke für die überwältigende Unterstützung meiner Partei!“, schrieb Ahmed nach Bekanntgabe des Ergebnisses in einem Beitrag auf Instagram.

55 Prozent der Mitglieder machten mit

Er war angetreten gegen die Sozialreferentin der Stadt Nürnberg, Elisabeth „Lisa“ Ries. Ahmed erhielt gut zwei Drittel der Stimmen. Insgesamt beteiligten sich 55 Prozent der Nürnberger Genoss*innen am Mitgliedervotum, das formal noch nicht bindend ist. Offiziell nominiert werden soll Ahmed daher auf einem Parteitag Ende April.

Die Abstimmung selbst war ein Novum, sowohl in der Nürnberger SPD als auch bundesweit, wo innerhalb der Sozialdemokratie kein vergleichbares Votum bekannt ist. Die größte fränkische Stadt mit mehr als einer halben Million Einwohner*innen galt lange Zeit als Hochburg der SPD. Zwischen 1945 und 2020 stellte die SPD fast durchgehend den Oberbürgermeister, zuletzt war der äußerst beliebte Uli Maly ab 2002 18 Jahre lang im Amt, ehe er sich mit 60 Jahren zum vorzeitigen Ruhestand entschied.

Schlappe bei Kommunalwahl 2020

Die Auswirkungen für die Nürnberger SPD waren verheerend. In der Stichwahl setzte sich der damals erst 39 Jahre alte CSU-Kandidat Marcus König knapp durch und amtiert seitdem als Oberbürgermeister. Noch gravierender verlief aus sozialdemokratischer Perspektive die Stadtratswahl, bei der die Partei nicht nur 18,4 Prozentpunkte, sondern auch ihren Status als stärkste Fraktion einbüßte. 

Direkt danach kam Corona und die politische Arbeit lag erst einmal brach, ehe bei der Nürnberger SPD Wunden lecken angesagt war. Im Frühjahr vergangenen Jahres veranstaltete sie unter dem Motto „Aufbruch 24“ ihren ersten Mitmachparteitag. Mitreden statt Frontalkurs – das war die Devise, die Nasser Ahmed als Parteivorsitzender ausgegeben hatte.

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Die Mitglieder dankten es ihm nun mit einem deutlichen Votum. Der 36-jährige Sohn eritreischer Einwanderer*innen kam in Nürnberg zur Welt und gehört dem Stadtrat seit 2014 an. Seit 2021 ist er Parteivorsitzender, zudem seit Anfang 2023 stellvertretender Generalsekretär der BayernSPD. „Ich trete an für Nürnberg als Stadt der Chancen, der Familien, für die Jungen und die Alten“, sagte Ahmed in einem auf Youtube veröffentlichten Bewerbungsvideo. Der Fan des Fußball-Zweitligisten 1.FC Nürnberg ist verheiratet und Vater einer kleinen Tochter.

SPD-Landesvorsitzende: „Nürnberg muss rot werden“

„Mit mir als Oberbürgermeister gibt es Chancen für alle, und nicht nur für wenige“, sagte Ahmed außerdem in dem Video. Denn besonders liege ihm der gesellschaftliche Zusammenhalt in der Stadt am Herzen. Er hat nun ein knappes Jahr Zeit, um sich bis zur Kommunalwahl am 8. März 2026 in der Stadt weiter bekannt zu machen. Ronja Endres, Landesvorsitzende der bayerischen SPD, gratulierte Ahmed via Instagram und gab schon mal die Devise aus: „Nürnberg muss rot werden.“

Autor*in
Jonas Jordan
Jonas Jordan

ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo

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