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Nachruf auf Klaus Hahnzog: streitbar, humorvoll, großzügig

Der frühere bayerische Landtagsabgeordnete Klaus Hahnzog ist im Juli im Alter von 88 Jahren gestorben. Die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Jurist*innen hebt in ihrem Nachruf seinen Einsatz für die Demokratie und starke Freiheitsrechte hervor.

Der im Juli 2025 verstorbene Klaus Hahnzog mit seiner Frau Ute auf der Stadtrechtsfeier in München im Jahr 2010.

Der im Juli 2025 verstorbene Klaus Hahnzog mit seiner Frau Ute auf der Stadtrechtsfeier in München im Jahr 2010. 

Klaus Hahnzog war viele Jahre Bundesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Juristinnen und Juristen. Am 21. Juli 2025 ist er nach langer Krankheit gestorben. Ein großer Rechtspolitiker ist gegangen, sein Engagement und sein unermüdlicher Einsatz sind uns ein Vorbild. 

Von Krieg, Hunger und Vertreibung geprägt

Klaus Hahnzog, 1936 geboren, erlebte den Krieg als Kind mit und war sehr von diesen frühen Erfahrungen geprägt: Bombenangriffe, Flucht, Hunger und Vertreibung. Sein ganzes Leben lang setzte er sich für Frieden und Verständigung ein, war unter anderem Mitglied der Humanistischen Union und Ehrenmitglied und Beiratsvorsitzender der Weiße-Rose-Stiftung.

Er studierte Jura in Frankfurt am Main, Berlin und München, legte 1964 das zweite Staatsexamen ab und promovierte. Hahnzog war als Assessor im bayerischen Justizministerium, als Staatsanwalt sowie von 1968 bis 1971 als Amtsrichter abgeordnet als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Bundesverfassungsgericht tätig. 1973 bis 1982 war er Kreisverwaltungsreferent in München, 1982 wurde er in den Stadtrat und dann zum Dritten Bürgermeister der Stadt München für die Bereiche Soziales, Umwelt, Kultur, Ausländer und Sport gewählt. 1978 bis 1990 und 2003 bis 2018 war Klaus nichtberufsrichterliches Mitglied des Bayerischen Verfassungsgerichtshofs.

 13 Jahre im bayerischen Landtag

Ab 1990 war er Landtagsabgeordneter in Bayern, 2003 schied er aus dem Landtag aus. Er war Mitglied des Ausschusses für Verfassungs-, Rechts und Kommunalfragen, dessen Vorsitzender von 1994-2003. Für sein herausragendes Engagement wurde ihm 2006 die Bayerische Verfassungsmedaille in Gold verliehen. Seit 1990 war er zudem als Rechtsanwalt zugelassen und übte diese Tätigkeit bis fast zuletzt auch aus.

1968 war er in die SPD eingetreten und seither in der ASJ aktiv. Klaus Hahnzog war von 1991 bis 2004 Bundesvorsitzender der ASJ. 

Ein klarer Kompass mit Blick auf die Verfassung

Seine Themen waren die Wahrung und Achtung der Grundrechte als Bürgerrechte, die Gestaltung der deutschen Einheit nach der friedlichen Revolution und die Perspektiven der Europäischen Union, der Föderalismus und die Gestaltungsspielräume der Landtage in den Bundesländern. Klaus hatte immer einen klaren Kompass, wenn es um die Verfassung ging: 

„Ich halte es für einen Fehler, wenn man versucht, sich die Verfassung zurechtzumachen, statt dass man sich selber nach der Verfassung richtet.“

„Rechtspolitik ist Gesellschaftspolitik“

Besonders wichtig war ihm sein Einsatz für mehr Demokratie, für eine breite demokratische Teilhabe. Die beiden großen Reformen der bayerischen Verfassung in den 90er-Jahren, die Verankerung von Bürgerbegehren und Bürgerentscheid in der Verfassung und der erste Entwurf eines bayerischen Integrationsgesetzes sind ihm zu verdanken. Klaus engagierte sich für einen transparent handelnden Verfassungsschutz und für ein Versammlungsrecht, das Versammlungen ermöglicht und nicht nur einschränkt.

„Rechtspolitik ist Gesellschaftspolitik“ – das ist dank ihm in unserer ASJ zutiefst verinnerlichte Haltung sozialdemokratischer Rechtspolitik. Sein Streiten für starke Freiheitsrechte, die unveräußerlichen Menschenrechte, eine friedensorientierte Außenpolitik, ein menschenwürdiges Asyl- und Zuwanderungsrecht, für eine gelebte und breite Bürgerbeteiligung ist vielen von uns in guter und prägender Erinnerung. 

Streitbar und großzügig

Klaus war im positiven Sinne streitbar: Auf Diskussionen mit ihm musste man gut vorbereitet sein. Dabei war er humorvoll und großzügig. Die Einladungen des ASJ-Bundesvorstands zu ihm und seiner Frau Ute ins Haus nach Schliersee waren legendär.

Er fehlt uns. 

Autor*in
Antje Draheim

ist Co-Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Jurist*innen.

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