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Mit Herz und Kohle: So packte ein Rentner beim Thüringer Wahlkampf mit an

Nachahmung empfohlen! Der 67-jährige Sozialdemokrat Michael Tepperis aus Niedersachsen war eine Woche lang zur Unterstützung der dortigen SPD in Thüringen und berichtet von seinen Erfahrungen. Nur eine Sache würde er anders machen.

von Jonas Jordan · 14. August 2024
Mit dem Roten Grill seines Ortsvereins war Michael Tepperis aus Oldenburg eine Woche lang in Thüringen unterwegs.

Mit dem Roten Grill seines Ortsvereins war Michael Tepperis aus Oldenburg eine Woche lang in Thüringen unterwegs.

Sommer, Sonne, sozialdemokratische Wahlkampf-Unterstützung – so könnte man die vergangene Woche von Michael Tepperis zusammenfassen. „Es lohnt sich, dass man das macht und es ist wiederholenswert“, lautet sein Fazit im Gespräch mit dem „vorwärts“. Insgesamt fast 900 Kilometer Autofahrt nahm der 67-jährige Sozialdemokrat in Kauf, um vom niedersächsischen Oldenburg aus erst im nordthüringischen Nordhausen und anschließend auch in der Landeshauptstadt Erfurt im Landtagswahlkampf mitzuhelfen. Tepperis ist einer von vielen Sozialdemokrat*innen aus zahlreichen Ortsvereinen, Unterbezirken und Landesverbänden, die aktuell in Thüringen, Sachsen und Brandenburg den Wahlkämpfer*innen unter die Arme greifen. Denn mit Blick auf die aktuellen Umfragewerte steht viel auf dem Spiel.

Tepperis wollte mithelfen, die SPD zu stärken und im Kampf für die Demokratie Flagge zu zeigen. Insbesondere auf seiner ersten Station bei der SPD-Landtagskandidatin Juliane Schinkel stellte sich das als große Herausforderung dar. „Ich habe großen Respekt vor Juliane, die einen riesigen Wahlkreis betreut und nicht auf so eine große Unterstützung zurückgreifen kann“, sagte der Rentner. Entsprechend freute sich die Landtagskandidatin. „Ganz lieben Dank für die Unterstützung dem lieben Michael aus Oldenburg, der extra mit seinem roten Grill aus Oldenburg angereist ist, um mit der SPD Thüringen und mit mir Wahlkampf zu machen“, schrieb sie auf ihrem Instagram-Profil.

Neben der aktiven Unterstützung am Grill, beim Flyer verteilen oder am Infostand sei es für ihn auch besonders schön gewesen, mit Menschen ins Gespräch zu kommen. „Gerade in einer Gegend, die ich vorher noch nicht kannte, war es spannend, zu erfahren, wie die Leute denken und welche Ansichten sie vertreten, vor allem für mich als Westler, der viele Debatten sonst nur aus der Ferne verfolgt“, erzählte Tepperis. Unwohl habe er sich zu keinem Zeitpunkt gefühlt, auch habe er keinerlei Anfeindungen, Bedrohungen oder Beleidigungen im Zuge seiner Wahlkampfunterstützung wahrgenommen.

Sein eigener Ortsverein, die SPD Oldenburg-Eversten, berichtete in einer Art Liveblog auf ihrer Facebook-Seite über Tepperis' Aktivitäten, zunächst in Nordhausen und später in der Woche auch in Erfurt, wo er Cornelia Klisch unterstützte. Die Ärztin gehört dem Thüringer Landtag seit der vergangenen Wahl 2019 an. Dort ist sie Mitglied im Ausschuss für Soziales, Arbeit und Gesundheit. Passend dazu bringt sie in ihrem eigenen Bürgerbüro „Praxis in die Politik“. Ein gelungenes Wortspiel, wie Tepperis findet.

Vielleicht kommt noch eine zweite Reise

Der Wahlkampf mit ihr in der Landeshauptstadt habe sich stark von dem im eher ländlich geprägten Nordthüringer Wahlkreis unterschieden. „Der Kontrast war enorm. Im Stadtteil Am Herrenberg in Erfurt mit seiner kompakten Bebauung konnte ich gefühlt einmal in einem Hauseingang fast so viele Zeitungen verteilen wie in einem Dorf bei Juliane“, berichtete er. Cornelia Klisch erhielt vor Tepperis' Besuch auch schon Unterstützung von Genoss*innen aus Köln und Berlin. „In ihrem Bürgerbüro kann man sich bestimmt melden. Sie sind froh über jeden, der kommt“, rät er Menschen, die ebenfalls zur Wahlkampfunterstützung nach Thüringen kommen wollen.

Unter Umständen will er selbst noch eine zweite Woche in Thüringen und eine Woche in Brandenburg dranhängen. Inwieweit das klappt, ist aus privaten Gründen bislang jedoch noch unsicher. Auf jeden Fall zieht er ein positives Fazit seiner einwöchigen Thüringen-Reise: „In beiden Wahlkreisen habe ich sympathische Genoss*innen kennen gelernt, die mir mehr Verständnis für die dortigen Verhältnisse vermitteln konnten. Mit dem Roten Grill meines Ortsvereins haben wir etliche Würste unters Volk gebracht.“ Nur eine Sache würde er beim nächsten Mal anders machen. Denn während der vergangenen Woche hat er im Zelt geschlafen. „Da habe ich gemerkt, dass ich dafür vielleicht doch zu alt bin“, sagte er.

Autor*in
Jonas Jordan
Jonas Jordan

ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo

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