Köln: Wie Torsten Burmester für die SPD Oberbürgermeister werden will
„Ich kann Köln. Ich kann Politik. Ich kann Verwaltung“, sagt Torsten Burmester selbstbewusst. Der 62-Jährige kandidiert in Köln für die SPD als Oberbürgermeister. Umfragen zufolge hat er gute Chancen, gewählt zu werden.
Mitten auf dem Gottesweg im Kölner Stadtteil Klettenberg steht ein Mann mit dunkelblauer Hose, weißem Hemd und Turnschuhen vor dem Café Savoca. Er muss laut sprechen, damit ihn alle Anwesenden verstehen. „Mein Name ist Torsten Burmester, ich bin 62 Jahre alt und Immi“, sagt er. „Immi“ ist Kölsch und heißt so viel wie Zugezogener. Der Name Burmester kommt dagegen aus dem Norddeutschen und heißt so viel wie Bürgermeister. Das passt. Denn genau deswegen steht Torsten Burmester hier. Der Sozialdemokrat will Oberbürgermeister von Köln werden – und damit Henriette Reker ablösen, die die Domstadt zehn Jahre lang regiert hat.
Seit 40 Jahren in Köln
Vor knapp 40 Jahren zog Burmester aus Remscheid in die Domstadt, um hier an der Deutschen Sporthochschule zu studieren. Inzwischen ist Köln für den ehemaligen Handball-Torhüter Heimat geworden. Er wohnt im südlichen Stadtteil Bayenthal. Seine Töchter – 16 und 17 Jahre alt – sind echte Kölnerinnen, wie er betont. Und trotzdem ist Burmester gerade zum zweiten Mal „Immi“, von Berufswegen nämlich, wie seine Schuhe verraten. Es sind die offiziellen Adidas-Treter der deutschen Delegation bei den Olympischen Spielen in Paris im vergangenen Jahr, an denen Burmester damals als Vorstandsvorsitzender des Deutschen Olympischen Sport-Bundes (DOSB) teilnahm.
Das Amt, bei dem er 28 Millionen Mitglieder repräsentierte, hat er im Dezember 2024 aufgegeben, um künftig mehr als eine Million Kölner*innen an der Spitze der Stadt zu vertreten. „Ich kann Köln. Ich kann Politik. Ich kann Verwaltung. Ich kann führen“, zeigt er sich bei der Diskussionsveranstaltung am Montagnachmittag überzeugt. Die Kölner*innen sehen das offenbar ähnlich. Denn eine Meinungsumfrage zeigt ihn gut zwei Wochen vor der Wahl sowohl in Sachen Bekanntheit als auch Beliebtheit vorne. Von einer Stichwahl ist angesichts von 13 Kandidierenden dennoch auszugehen.
„Willst du haben, Festanstellung?“
Um bei der Stichwahl die Nase vorne zu haben, ist er mit seinen Adidas-Schuhen unermüdlich in der Stadt unterwegs. Mit 10.000 Menschen hat er schon gesprochen, rund 20-mal eine „Veedelsschicht“ geleistet. Dabei arbeitet der SPD-Kandidat eine Schicht lang in Unternehmen der Kölner Stadtviertel mit, vor allem in migrantisch geprägten Berufen, zum Beispiel in der Industrie, in der Pflege oder in der Gepäckabfertigung am Flughafen. Offenbar stellte er sich dabei nicht ganz ungeschickt. Denn mehrmals sei er anschließend gefragt worden: „Willst du haben Festanstellung?“, erzählt er. Doch Burmester hat andere Pläne, will die „Veedelsschicht“ als Oberbürgermeister weiterführen.
Torsten
Burmester
Köln braucht eine geplante Verkehrswende. Was wir in den letzten Jahren gemacht haben, war keine geplante Verkehrswende.
Wenn es nach der Stimmungslage in Klettenberg geht, hat er keine schlechten Aussichten, die Wahl zu gewinnen. Als er zum Beispiel ausführt, was er sich in Paris von der sozialistischen Bürgermeisterin Anne Hidalgo in Sachen Mobilität abgeschaut hat, sagt er: „Köln braucht eine geplante Verkehrswende. Was wir in den letzten Jahren gemacht haben, war keine geplante Verkehrswende.“ Das kommt gut an. „Das ist ein realistischer Blick – endlich!“, kommentiert eine Bürgerin. Die Mutter einer Drittklässlerin will außerdem wissen, ob er als Oberbürgermeister das Losverfahren für Plätze an weiterführenden Schulen fortsetzen will. Burmester verneint. Die Frau lächelt zufrieden.
Für mehr Sicherheit und Sauberkeit in der Stadt
In den ersten 100 Tagen seiner Amtszeit soll jedoch ein anderes Thema Priorität haben, über das derzeit viele Kölner*innen klagen: Sicherheit und Sauberkeit. „Ich habe meinen Kindern verboten, am Neumarkt umzusteigen“, benennt Burmester einen Brennpunkt der Stadt mit vielen Obdachlosen und Drogenabhängigen, den er umgestalten will mit mehr Beleuchtung, einer City-Wache, einem täglichen Markt und Betreuungseinrichtungen. „Der Mann kennt sich aus. Er weiß, wovon er spricht“, sagt ein Bürger anerkennend.
Doch dann sagt Burmester nichts mehr. „Meine Stimme ist jetzt so eingeschränkt, dass ich nur noch fünf bis zehn Minuten durchhalte“, macht er nach eineinhalb Stunden intensiver Diskussion deutlich. Denn am Abend wartet unweit vom Dom ein weiterer Termin: Der Parteivorsitzende und Vizekanzler hat sich zur Unterstützung angekündigt. „Klingbeil im Gespräch“ heißt das Format und Burmester kann ein wenig die Stimme schonen.
Lars
Klingbeil
Lieber Torsten, du bist ein toller Typ. Du hast die Erfahrung und die Idee, wie man diese Stadt voranbringt.
„Lieber Torsten, du bist ein toller Typ. Du hast die Erfahrung und die Idee, wie man diese Stadt voranbringt. Es ist Zeit für den Wechsel und ich bin mir sicher, du wirst ein guter Oberbürgermeister sein“, sagt der SPD-Vorsitzende am Abend. Es ist schon dunkel, als Klingbeil alle Fragen zu Gaza, der Ukraine, der globalen Mindestbesteuerung oder der Anwerbung von Fachkräften beantwortet hat. Da wirbt er noch einmal für den SPD-Kandidaten. Doch von Burmester kommen keine Worte des Danks. Stattdessen macht er Klingbeil klar: „Du musst damit rechnen, dass der Kölner Oberbürgermeister sich in der politischen Debatte öfter auch mal zu Wort meldet. Denn wir sind die größte Stadt in Deutschland, die nicht Stadtstaat oder Landeshauptstadt ist. Damit geht eine enorme Verantwortung einher. Zur Verantwortung gehört Mut, und den haben wir in Köln.“
ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo