Kultur

Erich Ohser: Mit spitzer Feder gegen Hitler

Vor 90 Jahren erschien seine erste Vater-und-Sohn-Geschichte. Doch schon in den 30er-Jahren zeichnete Erich Ohser für den „Vorwärts“. Seine Karikaturen von Hitler kamen ihm später teuer zu stehen.

von Vera Rosigkeit · 12. Dezember 2024
Der schlechte Hausaufsatz, Bildergeschichte von Erich Ohser

„Der schlechte Hausaufsatz“ war die erste Episode der Vater-und-Sohn-Bildgeschichten von Erich Ohser, e.o.plauen

Die zwei liebenswürdigen Figuren seiner Vater-und-Sohn-Bildgeschichten machten ihn berühmt. „Der schlechte Hausaufsatz“ war die erste dieser Episoden. Sie erschien vor 90 Jahren am 13. Dezember 1934 in der „Berliner Illustrirten Zeitung“ (BIZ), 156 Episoden folgten. Für Erich Ohser selbst sind sie Erinnerungen an seine Kindheit, ausgelöst durch die Freude am eigenen Sohn. 

Scheinbar unpolitisch kommen sie daher, doch veröffentlichte Ohser zu dieser Zeit bereits unter seinem Pseudonym e.o.plauen, ein Zusammenspiel aus Initialen und Heimatstadt. Denn die Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 besiegelte das Ende des ehemals politischen Karikaturisten, der 1928 der SPD beitrat und seine Zeichnungen seit 1929 auch im „Vorwärts“ veröffentlichte. 

Karikatur im „Vorwärts“ vom 4. August 1931. Bild: Bibliothek der FES

 

 

1903 im Vogtland geboren, verbrachte Ohser Kindheit und Jugend in Plauen. Nach einer Ausbildung als Schlosser studierte er an der Staatlichen Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe in Leipzig. Als Buchillustrator skizzierte Ohser als Freund Erich Kästners dessen frühen Gedichtbände. Für den „Vorwärts“ zeichnete Ohser ab September 1929. Bis Februar 1933 wurden rund 170 seiner politischen Karikaturen gedruckt. Seine Lieblingsobjekte: Hitler und Goebbels. Damit zog Ohser nicht nur Aufmerksamkeit, sondern vor allem schon früh den Hass der Nationalsozialisten auf sich. 

Im Januar 1933 gingen mit den Gedichtbänden Kästners während der am Berliner Opernplatz von der NSDAP inszenierten Bücherverbrennung auch seine Illustrationen in Flammen auf. Im Februar wurden der „Vorwärts“ und zahlreiche andere Zeitungen verboten.

 

Karikatur im „Vorwärts“ vom 21. Juni 1932. Bild: Bibliothek der FES

 

Die Vater-und-Sohn-Geschichten sicherten ab 1934 zunächst die Existenz des Zeichners, mit der Auflage, unpolitische Unterhaltung zu liefern, die später von den Nazis in ihre Propaganda einbezogen wurden. Ab 1940 zeichnete Ohser für die nationalsozialistische Wochenzeitung „Das Reich“. Ein offensichtlicher Widerspruch, denn im März 1944 wurde Ohser gemeinsam mit seinem Freund Erich Knauf wegen wehrkraftzersetzender Äußerungen über die Reichsführung verhaftet. In der Nacht vor seinem Prozess am 6. April 1944 nahm sich Ohser das Leben.

Die Ausstellung

„Happy Birthday! Vater und Sohn feiern ihren 90. Geburtstag“ ist noch bis zum 30. März 2025 zu sehen in der Galerie e.o.plauen, im Erich-Ohser-Haus in Plauen.

Erich Ohser
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Vera Rosigkeit

hat Politikwissenschaft und Philosophie in Berlin studiert und ist Redakteurin beim vorwärts.

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