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Tag der Pflege: Was DRK und ver.di für die Beschäftigten fordern

Der Fachkräftemangel bleibt eine der größten Baustellen im deutschen Pflegesystem. Das unterstrichen Vertreter*innen des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) und der Gewerkschaft ver.di am Tag der Pflege. An die neue Bundesregierung richteten sie klare Forderungen.

von Nils Michaelis · 12. Mai 2025
Pflegefachkraft Tag der Pflege

Viele Pfleger*innen gehen ihrer Arbeit mit viel Hingabe nach, doch der Branche mangelt es an Nachwuchs. 

Taynee Leyh liebt ihren Job. Seit dem vergangenen Jahr arbeitet sie als Gemeindegesundheitspflegerin im brandenburgischen Luckau. „Das ist mein Traumjob“, sagte sie bei einem Pressegespräch des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) zum Tag der Pflege. In der Kleinstadt dient Leyh als erste Ansprechperson zum Thema Gesundheit, Krankheit und Pflege, übernimmt aber auch Aufgaben innerhalb der pflegerischen und medizinischen Versorgung.

Das Pflegesystem stößt an seine Grenzen

Das Modell des „Community Health Nursing“ stammt aus dem angloamerikanischen Raum und wird mittlerweile auch in Deutschland erprobt, um die Pflege gerade im ländlichen Raum besser aufzustellen. Nicht nur, aber besonders dort bringt die steigende Zahl der Pflegebedürftigen und der Fachkräftemangel das Pflegesystem an seine Grenzen. 

Viele Menschen sehen ihren Job in der Pflege weitaus weniger euphorisch als Leyh. Sie kehren der Branche nach einigen Jahren wieder den Rücken. Das hat auch mit den Arbeitsbedingungen zu tun. Etliche Beschäftigte, gerade im ambulanten Bereich, klagen über schlechte Bezahlung, Überlastung und zu viel Bürokratie. Laut Statistischem Bundesamt werden bis zum Jahr 2049 zwischen 280.000 und 690.000 Pflegekräfte fehlen. Was auch daran liegt, dass sich viele Schulabgänger*innen gar nicht erst für dieses Berufsfeld entscheiden.

Wie können Pflegekräfte bessergestellt und entlastet werden? Wie wird die Pflege attraktiver für Auszubildende? Anlässlich des Tages der Pflege am 12. Mai haben Vertreter*innen von Sozialwirtschaft und Gewerkschaften ihre Positionen deutlich gemacht. Zugleich umrissen sie, was sie sich im Hinblick auf das chronisch unterfinanzierte Pflegesystem von der schwarz-roten Bundesregierung erhoffen. Immerhin haben sich Union und SPD im Koalitionsvertrag auf eine „große Pflegereform“ geeinigt. Eckpunkte hierfür soll eine Bund-Länder-Kommission bis zum Jahresende vorlegen. 

Mehr Freiraum für Pflegekräfte schaffen

DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt schlug vor, mehr Freiraum für die Kernaufgaben zu schaffen, ein harmonisiertes und durchlässiges Bildungssystem in der beruflichen Pflege aufzubauen und eine Stärkung der Befugnisse und Kompetenzen aller Pflegefachpersonen durchzusetzen. Das fördere Karriere- und Entwicklungsmöglichkeiten, die benötigt werden, um einen nachhaltigen Personalstamm aufzubauen. „Diese Reformen wären das Mindeste, angesichts dessen, was Pflegefachpersonen jeden Tag rund um die Uhr in diesem Land vollbringen“, so Hasselfeldt. 

Auch für pflegende An- und Zugehörige dringt das DRK auf Verbesserungen. Auf diese werde aufgrund der enormen Zunahme an pflegebedürftigen Menschen zukünftig noch mehr Verantwortung zukommen. Derzeit würden rund vier von fünf Pflegebedürftigen in Deutschland zu Hause versorgt. Das DRK tritt unter anderem dafür ein, Angebote für die Verhinderungs-, Kurzzeit-, Tages- und Nachtpflege auszubauen und ehrenamtlich getragene Unterstützungsangebote sowie Beratungsstrukturen zu stärken. Formelle und informelle Pflegetätigkeiten sollten besser anerkannt werden, zum Beispiel in Form von höheren Rentenansprüchen.

Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di forderte die Bundesregierung auf, schnell für gute Rahmenbedingungen in der Kranken- und Altenpflege zu sorgen, um den „Pflegekollaps“ abzuwenden. „Ständige Überlastung und das schlechte Gewissen, kranke und pflegebedürftige Menschen nicht professionell versorgen zu können, treibt nach wie vor viele Pflegekräfte aus diesem wunderbaren Beruf“, so Bundesvorstandsmitglied Sylvia Bühler. Schwarz-Rot müsse bedarfsgerechte und verbindliche Vorgaben zur Personalausstattung machen, um den Teufelskreis von Personalnot, hoher Belastung und Berufsflucht zu durchbrechen. 

143.000 Unterschriften für eine Pflegereform

Auch die Diakonie machte am Montag ihren Forderungen Luft. Bundesvorständin Elke Ronneberger sowie Pflegekräfte, Vertreter*innen verschiedener Verbände sowie pflegende Angehörigen übergaben die Petition „Mach dich stark für Pflege“ beim Bundesgesundheitsministerium. Mehr als 143.000 Menschen fordern darin eine umfassende Pflegereform. Zentrale Punkte sind die Absicherung pflegender Angehöriger, die bessere Unterstützung Pflegebedürftiger und die Sicherung der Finanzierung der Pflege.

Taynee Leyh äußerte am Montag vor allem einen Wunsch an die neue Bundesregierung: Dass sie ein von der Vorgängerregierung begonnenes Vorhaben endlich zum Abschluss bringt: das Pflegekompetenzgesetz. Dieses sieht beispielsweise vor, Pflegekräften mehr Befugnisse zu gewähren, damit diese ihre vielfältigen Qualifikationen besser nutzen können. Dies würde den Arbeitsalltag entschlacken, aber auch mehr Anerkennung bedeuten. 

Den Gesetzentwurf hat das Bundeskabinett im Dezember 2024 beschlossen. Der Bundesrat hat ihn im vergangenen Februar zurück in den Bundestag verwiesen.

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