Solarpaket des Bundes: Wie Stromerzeuger*innen profitieren
Mit einem Solar-Paket will die Ampel den Ausbau der Energieerzeugung aus Photovoltaik vorantreiben. Vor allem Privat-Erzeuger*innen sollen profitieren. Ein Überblick
IMAGO / Winfried Rothermel
Balkon-Kraftwerke in Deutschland boomen. Mit dem Solarpaket will die Ampel ihre Nutzung erleichtern.
Die Nutzung der Solarenergie in Deutschland boomt. 12,2 Prozent der Stromversorgung wurden im vergangenen Jahr mithilfe der Sonne gedeckt, ein neuer Rekordwert. Einen zunehmenden Anteil haben private Kleinstkraftwerke, über die der produzierte Strom direkt genutzt werden kann. Im August 2023 waren rund 300.000 dieser sogenannten Balkonkraftwerke in Deutschland in Betrieb, eine Zunahme von rund 200.000 Anlagen im Vergleich zum Dezember 2022. Die Photovoltaik ist mit Kosten von drei bis elf Cent pro Kilowattstunde die günstigste Form der Stromerzeugung.
Mit einem Solarpaket will die Bundesregierung den Ausbau der Solarenergie weiter vorantreiben. Das ist vorgesehen.
Balkonkraftwerke
Die Installation sogenannter Balkonkraftwerke soll einfacher werden. Es handelt sich dabei um Mini-Solaranlagen, mit denen Privathaushalte Strom für den eigenen Bedarf produzieren können. Der erzeugte Strom wird dabei einfach über ein Kabel in die Steckdose eingespeist oder gespeichert. Bisher muss das Balkonkraftwerk dafür beim Netzbetreiber angemeldet werden. Diese Anmeldung soll mit dem Solarpaket entfallen.
Zudem wird die weiterhin notwendige Anmeldung im Marktstammdatenregister deutlich vereinfacht. Übergangsweise werden rückwärtsdrehende Stromzähler erlaubt. Bisher ist der Betrieb eines Balkonkraftwerks nur dann erlaubt, wenn zuvor ein Zweirichtungs-Stromzähler installiert wurde.
Selbstgenutzter Solarstrom
Über eine „gemeinschaftliche Gebäudeversorgung“ wird die Nutzung von selbst produziertem Solarstrom vereinfacht. Darüber hinaus sollen die Hürden für sogenannten Mieterstrom – wenn also der Strom für ein Wohngebäude von der Solaranlage vor Ort produziert und verbraucht wird – gesenkt werden.
Solaranlagen auf dem Dach sollen mit verbesserten Förderbedingungen, angehobenen Fördersätzen und unkomplizierten Abrechnungsmöglichkeiten bei selbst genutztem Strom deutlich attraktiver werden. Zu viel erzeugte Energie soll künftig nicht mehr abgeregelt werden müssen, sondern darf unentgeltlich ins Stromnetz eingespeist werden.
Solaranlagen auf landwirtschaftlichen und Freiflächen
Landwirt*innen bekommen mit dem Solarpaket neue Möglichkeiten, um Solaranlagen auf Ackerflächen zu installieren. Dafür wird die Förderung erhöht. Gleichzeitig werden neue ökologische Standards für Freiflächen-Solaranlagen gesetzt und so Naturflächen geschützt. Bundesnaturschutzgebiete bleiben weiterhin von einer Förderung ausgenommen.
Schutz der heimischen Solar-Produktion
Um die heimischen Solar-Industrie zu stärken, fordern die Ampel-Fraktionen die Bundesregierung dazu auf, den „Net Zero Industry Act“ der Europäischen Union möglichst rasch umzusetzen. Er soll die Produktion von Transformationstechnologien wie Solar- und Windenergie, Batterien oder Wärmepumpen in der EU zu beschleunigen. Das Europäische Parlament und der EU-Ministerrat müssen ihm allerdings noch zustimmen. Einen nationalen „Resilienz-Bonus“ zur Unterstützung der deutschen Solarindustrie wird es dagegen nicht geben.
Dirk Bleicker | vorwärts
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.