Inland

So engagiert ist der Osten: Kanzler zeichnet 200 Ehrenamts-Projekte aus

Der Wettbewerb „machen!2024“ soll freiwilliges Engagement in Ostdeutschland sichtbarer machen. Bundeskanzler Olaf Scholz und der Ostbeauftragte der Bundesregierung Carsten Schneider haben Hunderte Projekte ausgezeichnet.

von Carl-Friedrich Höck · 28. August 2024
Carsten Schneider und Olaf Scholz in Berlin

Carsten Schneider (l.), der Beauftragte der Bundesregierung für Ostdeutschland, und Bundeskanzler Olaf Scholz (rechts) mit Preisträger*innen im Stadion an der Alten Försterei in Berlin.

Am Sonntag wird in Sachsen und Thüringen ein neuer Landtag gewählt. Umfragen sagen der in beiden Ländern als gesichert rechtsextremistisch eingestuften AfD jeweils rund 30 Prozent voraus. Angesichts solcher Zahlen sprechen manche den Menschen im Osten ihre Demokratie-Fähigkeit ab. Ohnehin besagt ein altes Klischee: Die Leute dort würden nur jammern und meckern, statt selbst zu gestalten.

Ein völlig anderes Bild von den neuen Bundesländern konnte man am Dienstag im Berliner Stadion an der Alten Försterei gewinnen. Hier wurden Hunderte ehrenamtliche Projekte ausgezeichnet, allesamt aus ostdeutschen ländlichen Räumen und Kleinstädten. Zur Urkundenübergabe war auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) gekommen.

Mehr Aufmerksamkeit für Engagement

Den Wettbewerb „machen!2024“ hat der Ost-Beauftragte der Bundesregierung Carsten Schneider (SPD) ausgerichtet, gemeinsam mit der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt (DSEE). Bewerben konnten sich Projekte aus kleinen Kommunen unter 50.000 Einwohner*innen. Aus mehr als 800 Einsendungen hat eine Jury 200 Projekte ausgewählt. Sie erhalten insgesamt rund 830.000 Euro. Der Wettbewerb soll aber nicht nur einzelne Projekte unterstützen, sondern ehrenamtliches Engagement im Osten sichtbarer machen.

„Wir wollen die Krakeelenden und Motzenden ein Stück aus dem Rampenlicht nehmen“, erklärte DSEE-Vorstand Jan Holze. Seine Vorstands-Kollegin Katarina Peranić sagte: „Diese Projekte tragen dazu bei, dass ländliche Gebiete lebendig und zukunftsfähig bleiben.“ Schneider lobte die engagierten Menschen, die sich für ihre Gemeinden und Mitmenschen einsetzen. „Dadurch bereichern sie das Leben in den Kommunen und stärken den Zusammenhalt.“

Scholz: „Demokratie ist kein Fernsehprogramm”

Scholz berichtete, er sei selbst früher ehrenamtlich aktiv gewesen. Gemeinsam mit anderen habe er ein alternatives Jugendzentrum gegründet. Der SPD-Politiker betonte: Vieles, was Junge und Alte mit ihrem Engagement bewirkten, sei nicht durch staatliches Handeln ersetzbar. „Es macht uns möglich, Dinge zu tun, auf die der Staat von allein gar nicht käme.“ Die Demokratie und die Gesellschaft seien kein Fernsehprogramm. „Das sind wir selber, wir sind die Demokratie!“, unterstrich Scholz.

Die Preise wurden in drei Kategorien vergeben. Der erste Platz in der Kategorie „Engagement für mehr Lebensqualität und ein gutes Miteinander“ ging an die Veranstaltungsreihe „Happy Monday – Wjesoła póndźela“ aus Bautzen. Der Verein Steinhaus e.V. lädt die Bürger*innen dazu ein, regelmäßig vier zentrale Plätze in der ostsächsischen Stadt mit Konzerten und Aktionen zu bespielen.

In der Kategorie „Ehrenamt für und von jungen Menschen“ erhielt das Projekt „Klackx“ in Glauchau den ersten Preis. Das Kulturhaus wird vom Verein Blinklicht e.V. zu einem barrierefreien und inklusiven „Ort für alle“ ausgebaut. Erster Sieger in der Kategorie „Engagement für die Erinnerung an die Errungenschaften der friedlichen Revolution“ wurde der Verein „Licht am Horizont“ aus Wismar. 

Sonderpreise

Daneben vergab die Jury sechs Sonderpreise, unter anderem an eine Hilfestelle für Migrant*innen in Kamenz, an einen Förderverein aus Siebenlehn, der im örtlichen Freibad einen Volleyballplatz anlegt, und an das Projekt „Orangene Bank“ aus Stendal. Der Gohrer Landfrauen-Verein macht mit den Bänken auf Gewalt gegen Frauen im ländlichen Raum aufmerksam. Jede Bank ist mit einem QR-Code versehen, über den Betroffene Unterstützung finden.

Der Beauftragte der Bundesregierung für Ostdeutschland hat den machen!-Wettbewerb 2024 bereits zum fünften Mal ausgerichtet. Seit zwei Jahren kooperiert er dazu mit der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt. 

Eine Übersicht aller Preisträgerinnen und Preisträger gibt es  hier als PDF.

Der Beitrag erschien zuerst auf demo online.

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Carl-Friedrich Höck

arbeitet als Redakteur für die DEMO – die sozialdemokratische Fachzeitschrift für Kommunalpolitik.

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1 Kommentar

Gespeichert von Armin Christ (nicht überprüft) am Do., 29.08.2024 - 11:45

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Ist der vorwärts eine sozialdemokratische Zeitung oder ein Blättchen das Regierungspolitik bejubeln muss ?
Wäre es nicht besser, auch kontrovers (wie zwischen mir und Richard Frey z.B.), um sozialdemokratische Standpunkte zu ringen als wie in diesem Artikel offiziöse Politik zu vermarkten ? Ohne daß die Netti immer dazwischenfunkt.
Auch über meine Ansichten über demokratische Willensbildung kann man ja debattieren.
Ich erinnere mich gerne daran in den 1980er Jahren meine Differenzen mit den DKP-Genossen diskutieren zu können (ich weiß Kontakt zu denen war verboten) unnd sich gegenseitig nicht menschlich zu beschädigen.