„Kannste (nochmal) Kanzler?“: So schlug sich Olaf Scholz in der Schule
Isst Olaf Scholz gerne Döner? Und kann er die Schuldenbremse in 60 Sekunden so erklären, dass sie auch Grundschüler*innen verstehen? Antworten gab es am Mittwochabend im Sat-1-Format „Kannste (nochmal) Kanzler?“
Richard Hübner/Prosieben/Sat.1
Konnte in der Schule punkten: Bundeskanzler Olaf Scholz im Sat-1-Format „Kannste (nochmal) Kanzler?“
Die Frage von Gäby hat es in sich. „Essen Sie gerne Döner?“, will sie von Olaf Scholz wissen. Als der bejaht, schiebt das Mädchen hinterher: „Und warum sind die Preise dann so teuer?“ Der Kanzler wendet sich der Schülerin zu und versucht sich an einer Erklärung. „Die Preise für alles, was im Döner ist, sind gestiegen“, sagt Scholz. Und dann müssten ja auch noch die, die den Döner herstellen, angemessen bezahlt werden. Mit dieser Erklärung gibt sich Gäby zufrieden.
Viele Fragen im Klassenraum
Olaf Scholz ist es gewohnt, dass ihm in diesen Tagen besonders viele Fragen gestellt werden. Am 23. Februar findet die Bundestagswahl statt. Bis dahin werden der Kanzler und sein Herausforderer von der CDU, Friedrich Merz, noch einige Male in verschiedenen Konstellationen befragt werden. Doch das Format, das am Mittwochabend auf dem Sender Sat 1 zu sehen ist, ist etwas Besonderes. Scholz und Merz werden nämlich nicht von Journalist*innen befragt, sondern von Schüler*innen im Alter zwischen sieben und 14 Jahren.
An zwei aufeinanderfolgenden Tagen Mitte Januar besuchten erst Scholz und dann Merz die Tesla-Gemeinschaftsschule im Berliner Bezirk Pankow. In einem Klassenraum stellten sie sich die Fragen von 18 Schüler*innen verschiedener Klassenstufen. Nach Aussage des Fernsehsenders hatten diese die Fragen größtenteils selbst entwickelt. Persönliches wechselt sich mit Hochpolitischem ab. So will eine Schülerin von Scholz, der im schwarzen Anzug ohne Krawatte vor der Klasse steht, wissen: „Tagen Sie in der Freizeit auch andere Kleidung?“ „Den Anzug trage ich nur, wenn ich arbeite“, antwortet der Kanzler.
In welcher Sprache unterhalten sich Scholz und Putin?
Ein Junge will wissen, in welcher Sprache Scholz und Putin sich bei ihren Telefonaten unterhalten. „Ich spreche nur deutsch, weil ich kein russisch kann“, erklärt Scholz. Der russische Präsident dagegen spreche „russisch und manchmal deutsch“, weil er mal „als Spion in Deutschland“ gelebt hat. „Eine Übersetzung ist aber immer gesichert.“
Dann soll Scholz den Kindern innerhalb von 60 Sekunden den Begriff „Schuldenbremse“ erklären. Dazu darf er auch die Tafel benutzen. Scholz stellt Einnahme und Ausgaben gegenüber. Mithilfe von roten oder grünen Smileys sollen die Kinder zeigen, ob sie die Erklärung des Kanzlers verstanden haben. Das Ergebnis: Nur ein Schüler zeigt einen rote Smiley.
„Grüne oder Linke“, „Ketchup oder Majo“
Im „Entweder-oder-Spiel“ muss Scholz sich dann immer für eine von zwei Möglichkeiten entscheiden. „Grüne oder Linke“ will eine Schülerin von ihm wissen. „Grüne“, antwortet der Kanzler. Bei der Frage, ob er lieber unsichtbar wäre oder fliegen könnte, entscheidet sich der Kanzler fürs unsichtbar sein, zumindest „ab und zu“, wie er sagt. Nutella isst Scholz lieber ohne Butter und als es um Ketchup oder Majo geht, entscheidet er sich für letzteres.
Doch auch bei diesem Spiel wird es ernst. Ob er zurücktreten würde, um zu verhindern, dass die AfD an die Macht kommt, will ein Junge von Scholz wissen. Das würde er, versichert der Kanzler und schiebt hinterher: „Die AfD wäre das Schlimmste für Deutschland.“
„Er kann nochmal Kanzler werden, wenn er es will.“
Am Ende bekommt Olaf Scholz noch einen Anhänger für seine Aktentasche geschenkt: ein goldenes „S“ an einer Kette. Zuvor hatte er noch einen besonderen Gegenstand zeigen sollen, den er mitgebracht hat. Hier entschied sich Scholz für die Augenklappe, die er nach einem Sportunfall im Sommer 2023 für einige Tage trug. „Piratenartig“, befindet ein Mädchen. Ob es schwer gewesen sei, mit der Augenklappe zu arbeiten, will eine andere Schülerin von Scholz wissen. „Nein“, sagt der. Nur das Ablesen von Reden sei mit einem Auge etwas ungewohnt gewesen.
Dann geht es noch raus auf den Schulhof zu einem Spiel am Tischkicker. Auf welcher Position er spielen wolle, wollen die Kinder von Scholz wissen. „Ich bin nirgendwo gut. Ich mache es da, wo ich hingestellt werden“, antwortet der – und hat sichtlich Spaß als Torwart.
Als danach die Schüler*innen befragt werden, wie sie Scholz fanden, sind sie voll des Lobes. „Ich mag seine ruhige Art“, sagt etwa Luca. Ein anderer Schüler hebt hervor, dass Scholz „bei Fragen nie ausgewichen“, aber „nicht immer auf den Punkt gekommen“ sei. Und ein Mädchen findet schließlich: „Er kann nochmal Kanzler werden, wenn er es will.“
Aktuelle Entwicklungen zur Bundestagswahl 2025 gibt es zum Nachlesen in unserem Newsticker.
Dirk Bleicker | vorwärts
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.