Hausärzte: In welchen Regionen ein verschärfter Mangel droht
Ein Termin in einer Hausarztpraxis: Vielerorts könnte das bald weitere Wege und längere Wartezeiten bedeuten. Eine neue Studie geht von einer Verschärfung des Mangels an Hausärzt*innen in verschiedenen deutschen Regionen aus. Für den bundesweiten Trend gibt es Entwarnung.
IMAGO/Jens Koehler
In der Gemeinde Rambin (Mecklenburg-Vorpommern) wurde im vergangenen Jahr eine Hausärztin oder ein Hausarzt gesucht.
Vielen Gegenden in Deutschland droht bis zum Jahr 2040 eine wachsende Lücke in der hausärztlichen Versorgung. Kleinstädte und ländliche Bereiche seien besonders betroffen, geht aus einer Untersuchung des Barmer-Instituts für Gesundheitssystemforschung und der Bertelsmann-Stiftung hervor. Demnach könnte die hausärztliche Versorgung in Westdeutschland bis zum Jahr 2040 ähnlich angespannt sein wie gegenwärtig in Ostdeutschland. 13 Prozent der sehr ländlichen Gemeinden im Westen hätten derzeit keine einzige Hausärztin oder keinen einzigen Hausarzt.
In Sachsen und Brandenburg herrscht bereits Mangel an Hausärzt*innen
Eine Unterversorgung liegt vor, wenn der Sollwert der geplanten Hausarztsitze in einer Region um mehr als 25 Prozent unterschritten wird. Dies ist in Teilen Sachsens und Brandenburgs bereits der Fall. Laut Prognose werden im Jahr 2040 auch Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, das Saarland und Baden-Württemberg sowie Nordrhein-Westfalen diesem Mangel gegenüberstehen.
Als wichtigste Ursachen für den sich abzeichnenden Schwund werden eine bevorstehende Ruhestandswelle sowie sinkende Wochenarbeitszeiten in der Ärzt*innenschaft genannt. Bundesweit seien mehr als 5.000 Hausarztsitze unbesetzt. Ein Viertel der Hausärzt*innen plane, die Tätigkeit innerhalb der nächsten fünf Jahre aufzugeben, überwiegend aus Altersgründen.
Zudem wollen viele Ärztinnen und Ärzte ihre Arbeitszeit reduzieren, und zwar bis zum Jahr 2030 im Schnitt um zweieinhalb Stunden pro Woche. Der hausärztliche Nachwuchs könne diese Entwicklungen nur teilweise auffangen, da viele junge Mediziner*innen in Teilzeit arbeiten oder Anstellungen statt eigener Praxen bevorzugen, so die Studie. Somit könnte sich die Zahl der fehlenden Hausärzt*innen in den kommenden fünf Jahren verdoppeln.
Bundesweit gibt es wieder mehr Hausärztinnen und Hausärzte
Eine bundesweite Unterversorgung droht laut der Studie jedoch nicht. Diese Einschätzung deckt sich mit den Zahlen der Bundesregierung. Deren Angaben zufolge ist die Zahl der Hausärzt*innen nach einem jahrelangen Rückgang in den vergangenen zwei Jahren wieder gestiegen, nämlich von 51.315 im Jahr 2022 auf 51.473 im Jahr 2024. Gegenüber dem Jahr 1999 war ein Rückgang von 4,8 Prozent zu verzeichnen. Der Anteil der Hausärzt*innen an der Gesamtzahl der Ärzt*innen lag im Jahr 2024 bei 41,9 Prozent, heißt es in einer Ende August veröffentlichten Beantwortung einer Kleinen Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion.
Seit Jahren sucht die Politik nach Wegen, um die Tätigkeit als Hausarzt oder Hausärztin insbesondere auf dem Land attraktiver zu machen. Das gilt auch für die frühere Bundesregierung unter Kanzler Olaf Scholz. Zum 1. März trat das Gesundheits-Versorgungsstärkungsgesetz in Kraft, das unter anderem die Endbudgetierung von Hausarztpraxen beinhaltet. Zuvor galt die Regel, dass Behandlungskosten nicht komplett von den Krankenkassen übernommen wurden, wenn das Budget überschritten worden war, zum Beispiel, um mehr Patient*innen zu versorgen. Durch diese Novelle soll der Beruf der Hausärztin oder des Hausarztes wieder attraktiver werden.