Inland

Grüner Stahl: Warum die IG Metall Friedrich Merz widerspricht

Mit einer Aussage zur Zukunft der Stahlindustrie sorgt CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz für Aufsehen. Nun hat sich die IG Metall deutlich positioniert. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz äußerte sich.

von Kai Doering · 14. Januar 2025
Irritierte in beim CDA mit seine Aussagen zu grünem Stahl: CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz

Irritierte in beim CDA mit seine Aussagen zu grünem Stahl: CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz

Die Produktion von Stahl benötigt sehr viel Energie. Steigende Strompreise treffen die Stahlindustrie daher besonders hart. Zudem entstehen bei der Stahlproduktion große Mengen CO2. Viele Hoffnungen setzt die Branche daher in die Stahlgewinnung mithilfe von Wasserstoff. Wird dieser mit Erneuerbaren Energien erzeugt, spricht man von „grünem Wasserstoff“. Thyssenkrupp baut in Nordrhein-Westfalen bereits eine erste Großanlage zur klimafreundlicheren Stahlproduktion, gefördert mit Milliarden von Land und Bund.

Merz-Äußerungen sind „sehr irritierend“

Mit einer Äußerung bei einer Betriebsrätekonferenz des CDU-Arbeitnehmerflügels CDA am Montag in Bochum hat Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz nun für Aufsehen gesorgt. „Ich glaube persönlich nicht daran, dass der schnelle Wechsel hin zum wasserstoffbetriebenen Stahlwerk erfolgreich sein wird. Wo soll der Wasserstoff denn herkommen? Den haben wir nicht“, sagte Merz laut Medienberichten.

Von der IG Metall erntete er dafür umgehend Widerspruch. Als „sehr irritierend“ bezeichnete der Zweite Vorsitzende der Gewerkschaft, Jürgen Kerner, die Aussagen von Merz. „An der Frage, ob es gelingt, grünen Stahl in Deutschland zu produzieren, hängen Zehntausende Arbeitsplätze. Darum wird der grüne Umbau der Stahlindustrie zurecht mit öffentlichen Fördergeldern in Millionenhöhe unterstützt – unter anderem auch von der CDU-geführten Landesregierung in Nordrhein-Westfalen“, so der Gewerkschaftsvize.

Bundeskanzler Scholz wirbt für „Pragmatismus“

„Ohne grünen Stahl gibt es keine Energiewende und keine echte Mobilitätswende“, erklärte Kerner. Die Industrie müsse in Zukunft klimafreundlich produzieren. „Diese Entscheidung ist in Europa vor Jahren gefallen und überall im Land arbeiten Unternehmen an der Umsetzung. Im Zentrum dieses industriellen Wandels steht grüner Stahl“, so Kerner. „Wer nicht an grünen Stahl glaubt, befördert das Ende der Stahlindustrie in Deutschland – mit fatalen Wirkungen weit über die Branche hinaus.“

Auch Bundeskanzler Olaf Scholz äußerte sich auf Nachfrage am Rande eines Ostsee-Gipfels in Helsinki zur Frage der Zukunft der Stahlproduktion. „Welche Farbe der Wasserstoff hat, ist bei der Expansion erstmal nicht erste Priorität“, sagte Scholz und spielte damit darauf an, dass der Wasserstoff zunächst auch mithilfe anderer Energieträger als Erneuerbaren Energien erzeugt werden könnte. Grüner Wasserstoff werde aber „eine wachsende Rolle spielen“. Scholz warb für „Pragmatismus, die ganze Breite (des Wasserstoffangebots, Anm.d.Red.) zu nutzen“. Das sei „für die Einführungsphase von großer Bedeutung“.

Rund 71.000 Beschäftigte in der Stahlbranche

Die Stahlbranche in Deutschland steckt bereits seit längerem in einer Krise. Sie steht besonders wegen billigem Stahl aus China unter Druck. Rund 71.000 Menschen sind in Deutschland in der Stahlbranche beschäftigt. Erst im Dezember hatte Bundeskanzler Olaf Scholz zu einem „Stahlgipfel“ eingeladen. „Die deutsche Stahlindustrie ist unverzichtbar für unser Land“, hatte Scholz damals betont. „Sie ist einer der größten Arbeitgeber, mit guten Arbeitsplätzen. Der hier produzierte Stahl ist von höchster geostrategischer Bedeutung für die Industrieproduktion in Deutschland und damit für unser wirtschaftliches Wachstum.“

Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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