Inland

Duisburg: Von der Stahl-Hauptstadt zum Wasserstoff-Zentrum

Zehntausende Menschen arbeiten in Duisburg in der Stahlindustrie. Die hat die Zeichen der Zeit erkannt, Unternehmen wie Thyssen-Krupp wollen auf klimaneutral produzierten Stahl umstellen. Wie das gelingen soll, daran soll in der Ruhr-Metropole geforscht werden.
von Kai Doering · 1. März 2021
Der Wandel in der Stahl-Industrie: In Duisburg soll ein Forschungszentrum für die Wasserstoffindustrie entstehen.
Der Wandel in der Stahl-Industrie: In Duisburg soll ein Forschungszentrum für die Wasserstoffindustrie entstehen.

Duisburg ist so etwas wie die Stahl-Hauptstadt Deutschlands. 47.600 Menschen sind in Nordrhein-Westfalen in der Stahlindustrie beschäftigt, ein großer Teil davon in Duisburg. Als in der Corona-Krise die Stahlsparte des Thyssenkrupp-Konzerns unter Druck geriet, forderte die NRWSPD eine Staatsbeteiligung. Dabei ging es den Genossen nicht um den Erhalt einer sterbenden Branche. „Stahl ist systemrelevant, denn wir werden auch in Zukunft Autos, Flugzeuge und Windanlagen bauen, und für all das brauchen wir Stahl“, sagt der Fraktionsvorsitzende im Landtag und designierte Chef der NRWSPD Thomas Kutschaty. „Was sich ändern muss, ist die Art und Weise, wie der Stahl hergestellt wird.“

Der Staat muss investieren

Und da kommt wieder der Wasserstoff ins Spiel: In Duisburg wird ein Hochofen für die Stahlgewinnung zum Teil bereits mit dem Gas befeuert. Das soll Schule machen. „Wenn Stahl eine Zukunft haben will, muss er umweltfreundlich produziert werden“, sagt Kutschaty. Die Umstellung auf die Produktion von „grünem Stahl“ mithilfe von nachhaltig erzeugtem Wasserstoff sei allerdings noch extrem teuer. Deshalb müsse der Staat investieren. „Das ist eine gute Investition in die Zukunft des Industriestandortes Deutschland“, ist Kutschaty überzeugt.

„Die Stadt Duisburg versteht Wasserstoff als ­einen Wegbereiter hin zu einer grünen Industrie und somit als Basis für eine zukunftsfähige Wirtschaft“, sagt Oberbürgermeister Sören Link. Im Ruhrgebiet befänden sich neben der Universität Duisburg-Essen auch viele Unternehmen, die für den Einsatz von Wasserstoff prädestiniert seien. Viele Fragen seien allerdings noch offen. „Daher müssen wir bei aller Euphorie weiter intensiv an der Erzeugung und dem Einsatz von Wasserstoff forschen.“

Bald ein Zentrum der Wasserstoff-Forschung?

Auch deshalb haben sie sich in Duisburg gefreut, als Ende Januar die Nachricht kam, dass in der Stadt ein Wasserstoff-Zentrum der Uni Duisburg-Essen entstehen könnte – ausgerechnet auf dem Gelände der Hüttenwerke Krupp Mannesmann. „Industrie und Forschung kommen zusammen, damit Innovation entsteht“, beschreibt die Duisburger Landtagsabgeordnete ­Sarah Philipp das Ziel. In einem Wasserstoff-Zentrum könnten außerdem neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Dabei sieht Philipp aber auch die Unternehmen in der Pflicht, ihre Beschäftigten weiterzubilden und auf den Wandel vorzubereiten. Einen Wandel, der neue, gut bezahlte Arbeitsplätze schaffen kann.
„Die Frage, ob wir grünen Wasserstoff für die Energiewende tatsächlich in großen Mengen brauchen, war lange nicht geklärt“, sagt die Volkswirtschaftsprofessorin und Wirtschaftsweise Veronika Grimm. Mit der Entscheidung für ein klimaneutrales Wirtschaften komme Deutschland darum nun definitiv nicht herum. „Die Entscheidung für die Klimaneutralität bedeutet allerdings, dass es zu einer sehr umfassenden Transformation der gesamten Industrie kommen wird.“ Und die müsse gestaltet werden.

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Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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