Inland

Bestätigt: SPD wurde Opfer eines Hacker-Angriffs aus Russland

Der Hacker-Angriff auf das Willy-Brandt-Haus im vergangenen Jahr kam aus Russland. Das hat Außenministerin Annalena Baerbock jetzt bestätigt. SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert sieht eine Verbindung zur Unterstützung der Ukraine.

von Kai Doering · 3. Mai 2024
Willy-Brandt-Haus in Berlin: Die SPD-Parteizentrale wurde im vergangenen Jahr Ziel eines russischen Hacker-Angriffs.

Willy-Brandt-Haus in Berlin: Die SPD-Parteizentrale wurde im vergangenen Jahr Ziel eines russischen Hacker-Angriffs.

Kevin Kühnert hatte schon damals einen Verdacht. Es gebe „fundierte Anhaltspunkte dafür, dass die Attacke durch Angreifer aus Russland ausgeführt wurde“, teilte der SPD-Generalsekretär im Sommer vergangenen Jahres mit. Damals war bekannt geworden, dass es bereits im Januar 2023 einen Hacker-Angriff auf „eine einstellige Zahl von E-Mail-Postfächern des SPD-Parteivorstandes“ gegeben hatte. Möglich gewesen sei das durch eine bis dahin unbekannte Sicherheitslücke beim Softwarekonzern Microsoft. Es sei nicht auszuschließen, „dass es zu einem Abfluss von Daten aus vereinzelten E-Mail-Postfächern kam“, hieß es damals von der SPD.

Außenministerium bestellt russischen Geschäftsträger ein

Nun ist klar: Die Angreifer*innen kamen tatsächlich aus Russland. „Staatliche russische Hacker haben Deutschland im Cyberraum angegriffen“, bestätigte Außenministerin Annalena Baerbock am Freitag während ihres Australien-Besuchs in Adelaide. „Wir können diesen Angriff vom letzten Jahr heute eindeutig der Gruppe APT28 zuordnen, die vom russischen Geheimdienst GRU gesteuert wird. Das ist völlig inakzeptabel und wird nicht ohne Konsequenzen bleiben“, so Baerbock. Das Auswärtige Amt hat als Reaktion für Freitag den amtierenden Geschäftsträger der russischen Botschaft einbestellt.

Nach Angaben des Verfassungsschutzes ist die Gruppe APT28 seit mindestens 2004 weltweit vor allem im Bereich Cyberspionage aktiv. Sie sei auch verantwortlich für Desinformations- und Propagandakampagnen im digitalen Raum. Der Verfassungsschutz rechnet APT28 dem russischen Militärnachrichtendienst GRU zu. Die Gruppe wurde 2015 schon für eine große Cyberattacke auf den Bundestag verantwortlich gemacht und für eine Attacke auf die Demokratische Partei in den USA vor der Präsidentschaftswahl 2017. Weltweit nehmen Cyber-Attacken seit Jahren zu.

Kühnert: AfD ist „Putins Trojanisches Pferd“

„Knapp anderthalb Jahre nach dem Angriff haben wir nun Gewissheit, dass die Cyberattacke auf die SPD-Parteizentrale vom russischen Militärgeheimdienst GRU ausging“, erklärte Kevin Kühnert am Freitag. „Uns überrascht dieses Ermittlungsergebnis angesichts unserer unmissverständlichen Haltung an der Seite der von Putin überfallenen Ukraine nicht. Putin greift die SPD an, weil wir in besonderer Weise die wehrhafte Demokratie in Deutschland verkörpern.“ Der Angriff offenbare „gleichermaßen seine Angst und unsere politische Stärke.“.

Gleichzeitig verwies der SPD-Generalsekretär darauf, dass die Feinde der Demokratie nicht nur von außen kämen. „Durch die Enthüllungen rund um pro-russische und pro-chinesische Verstrickungen der AfD zeichnet sich immer stärker ab, dass Attacken auch von innen versucht werden.“ Es sei daher gut, wenn Deutschland seine Institutionen noch wachsamer gegen Cyberangriffe rüste. „Doch wir dürfen nicht übersehen, dass Putins größtes Trojanisches Pferd – die AfD – bereits im Herzen unserer Demokratie angekommen ist.“

Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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3 Kommentare

Gespeichert von Armin Christ (nicht überprüft) am Sa., 04.05.2024 - 09:13

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Ich erwarte ein ähnlich großes Geschrei gegen Hackerangriffe wenn andere "Dienste" so was tun.
- denn mit welchem Maß ihr messet werdet auch ihr gemessen werden (Bergpredigt)

Gespeichert von Rudolf Isfort (nicht überprüft) am So., 05.05.2024 - 10:47

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eines Hacker-Angriffs aus Russland“.

Wenigstens Russland nimmt von der SPD an, dass es etwas Bedeutsames, etwas Wichtiges, etwas Grundlegendes, etwas Zukunftsweisendes – na, gut: etwas – auszuspähen gäbe. Vielleicht keine so abwegige Idee nach der „Zeitenwende“ des SPD-Kanzlers und der Forderung Klingbeils nach einer „grundlegende Neupositionierung sozialdemokratischer Außen- und Sicherheitspolitik“ (19.10.22). Die „staatlichen russischen Hacker“, die „Deutschland im Cyberraum angegriffen haben“, werden stolz vor ihren Auftraggeber getreten sein, um zu erklären: Die wollen aufrüsten; die wollen die Ukraine und Georgien in die EU (und Nato) holen; die wollen „ihre individuelle und kollektive Resilienz und ihren technologischen Vorsprung ausbauen“, denn die „technologische Vorherrschaft bestimmt zunehmend den Erfolg auf dem Schlachtfeld“; die halten uns für „die größte und unmittelbarste Bedrohung für die Sicherheit der Verbündeten und für Frieden und Stabilität im euro-atlantischen Raum“ (Nato-Strategie). Mit diesen Erkenntnissen haben die russischen Hacker Wichtiges über die SPD, die BRD und die Nato ausgespäht und damit ihren Etat für das nächste Jahr gesichert, zumal sie geltend machen können, dass andere Geheimdienste (fast) den gesamten Verkehr auf der Datenautobahn abgreifen können, während sie sich auf das Ausspähen bestimmter, lächerlich gesicherter Server/Internet-Nutzer beschränken müssen.

Niemand, auch nicht der SPD-Parteivorstand, lässt sich gern den Inhalt „einer einstelligen Zahl von E-Mail-Postfächern“ klauen, auch wenn man zugeben muss, es den Dieben nicht sehr schwer gemacht zu haben. Aber Achtung: Das waren doch „staatliche russische Hacker, (die) Deutschland im Cyberraum angegriffen“ haben. Natürlich, „Putin greift die SPD an, weil wir in besonderer Weise die wehrhafte Demokratie in Deutschland verkörpern“ und zeigt so „gleichermaßen seine Angst und unsere politische Stärke“. Frau Faeser, die sich mit islamistischen Tätern schwertut, kann sich profilieren und versichern, „wir werden uns keinesfalls vom russischen Regime einschüchtern lassen (obwohl) ... die russischen Cyberangriffe eine Bedrohung für unsere Demokratie“ sind. Die Außenministerin assistiert aus den USA: „Das ist völlig inakzeptabel und wird nicht ohne Konsequenzen bleiben“ – lässt aber den beeindruckten Zuhörer mit der Frage allein, was denn jetzt noch kommen könne, nachdem Frau Baerbock Russland ja schon 2022 „ruiniert“ hat. Und auch das zeigt der russische Cyberangriff, „dass Putins größtes Trojanisches Pferd – die AfD – bereits im Herzen unserer Demokratie angekommen ist.“

„Deutschland im Cyberraum angegriffen“ eine win-win-Situation? Halt mal, genau bedacht und politisch-fußballerisch: Wir haben das Spiel gedreht und Putin gezwungen, zwei oder drei Eigentore zu schießen.

Wer hätte das gedacht?

Gespeichert von Tom Kaperborg (nicht überprüft) am Mo., 06.05.2024 - 09:12

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Als Informatiker kann ich nur sagen, dass solcherlei Schwachstellen nicht allein mit Technik geschlossen werden koennen, aber dennoch ueberlegt werden sollte, ob man Netzwerke feindlich gesonnener Staaten nicht einfach abtrennt. Aus dem World-Wide-Web (WWW) koennte man auch ein Regio-Wide-Web machen. RUS, China, Nordkorea u.a. gewaehren ihren Buergern keinen Zugang zum WWW, haben also selbst ein Intranet. Durch abtrennen der physischen Netzwerkverbindungen zu diesen Laendern wuerde das HAcken aus deren Staatsgebieten fast verunmoeglichen. Die ueblichen RAtschlaege - Sicherheitsupdates, keine Anhange oeffnen in MAils usw. immer wieder verinnerlichen - 6-monatige Sicherheitsbelehrungen fuer alle Nutzer sidn dabei auch hilfreich. Und auch: HAckback! Aufbau ebensolcher HAckerbatallione mit ZERSTOERUNGSPOTENTIAL koennte dann auch hin und wieder die Gegenseite digital besuchen. Es gibt schon Moeglichkeiten diese Dinge zu handhaben.

Die beiden Vorkommentatoren sind mir unverstaendlich:

"..wenn andere "Dienste" so was tun..." - Ja nun, wer wird uns wirklich gefaehrlich? Eher Russsland, vielleicht nicht fuer DDR-Nostalgiker. Und die per Ironie vermittelte "Provokationslegende gegenueber RUS" ist mir unverstaendlich - natuerlich kann man Ukraine u. Georgien in die NATO lassen, wenn die grosse Mehrheit der Buerger das wollen - russiche Interessen sollten an der Staatsgrenze auifhoeren.