Inland

Ausbildungsreport: Zufriedene Azubis, aber viele offene Stellen

Die meisten jungen Menschen sind mit ihrer Ausbildung zufrieden. Das zeigt der am Donnerstag veröffentlichte DGB-Ausbildungsreport. Die Industrie beklagt jedoch viele unbesetzte Stellen.

von Jonas Jordan · 21. August 2025
Symbolbild: Ein Auszubildender bearbeitet in Mülheim an der Ruhr ein Metallwerkstück.

Symbolbild: Ein Auszubildender bearbeitet in Mülheim an der Ruhr ein Metallwerkstück.

Fast drei Viertel der jungen Menschen in Deutschland sind mit ihrer Ausbildung zufrieden. Zu diesem Ergebnis kommt der am Donnerstag veröffentlichte diesjährige Ausbildungsreport des Deutschen Gewerkschafts-Bundes (DGB). Mehr als 9.000 Auszubildende aus den 25 laut Bundesinstitut für Berufsbildung am häufigsten gewählten Ausbildungsberufen wurden dafür zwischen September 2024 und April 2025 befragt. 

Ein Drittel muss regelmäßig Überstunden machen

Die Qualität der Ausbildung habe sich demnach in mehreren Bereichen verbessert. Der Anteil der Auszubildenden, die regelmäßig Überstunden leisten müssen, ist laut Ausbildungsreport zurückgegangen. Es betrifft aber immer noch knapp ein Drittel aller Azubis. Besonders betroffen sind Köche und Köchinnen (50,6 Prozent), Automobilkaufleute (49,1 Prozent) und Bankkaufleute (45,8 Prozent).

Auch bei den ausbildungsfremden Tätigkeiten vermeldet der Report trotz minimaler Fortschritte weiterhin Probleme: Knapp 15 Prozent der Befragten müssen demnach immer oder häufig Aufgaben übernehmen, die nichts mit ihrer Ausbildung zu tun haben – wie Kaffee kochen oder Putzen. DGB-Bundesjugendsekretär Kristof Becker warnt daher: „Für die Azubis heißt das ganz einfach, dass ihnen Zeit für die eigentlichen Ausbildungsinhalte fehlt. Dies gefährdet ihren erfolgreichen Ausbildungsabschluss.“

DGB-Vize: „Wir brauchen eine verbesserte Ausbildungsgarantie“

Entsprechend hängt die Zufriedenheit der Azubis auch wesentlich vom Ausbildungsberuf ab. Während mehr als 80 Prozent der angehenden Steuerfachangestellten, Elektroniker*innen für Betriebstechnik, Mechatroniker*innen, Bankkaufleute und Verwaltungsfachangestellten sehr zufrieden sind, trifft dies nur auf etwa 60 Prozent der Hotelfachleute und Friseur*innen zu.

Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack verweist außerdem auf den aus ihrer Sicht dringenden Handlungsbedarf beim Thema Ausbildungslosigkeit: „Während die Wirtschaft zunehmend über fehlende Fachkräfte klagt, haben gleichzeitig knapp drei Millionen junge Menschen in unserem Land keinen Berufsabschluss.“ Politik und Arbeitgeber müssten daher massiv gegensteuern. „Wir brauchen eine verbesserte Ausbildungsgarantie, die überall im Land greift. Wir brauchen wieder mehr Arbeitgeber, die ausbilden und die allen jungen Menschen eine Chance auf einen Ausbildungsplatz geben“, fordert sie. Denn ohne Berufsabschluss drohe jungen Menschen deutlich häufiger ein Leben in Armut, mit längeren Phasen von Arbeitslosigkeit und prekärer Beschäftigung.

Mehr Azubis aus dem Ausland

Etwas differenzierter beurteilt Maike Bielfeldt, Hauptgeschäftsführerin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Hannover, während eines Pressegesprächs am Dienstagvormittag. Zwar verweist auch sie auf zahlreiche junge Menschen, die keinen Ausbildungsplatz fänden. Gleichzeitig blieben jedoch auch bis zu 30 Prozent aller Ausbildungsstellen unbesetzt. Das habe teilweise mit der Attraktivität der jeweiligen Berufe, aber auch mit regionalen Disparitäten oder der Qualität der Bewerbungen zu tun.

Um dem Abhilfe zu schaffen, versuche die IHK inzwischen junge Menschen gezielter anzusprechen. „Wir gehen mehr in Schulen, Sportvereine und soziale Brennpunkte“, sagt Bielfeldt, die sich davon vor allem langfristig einen Effekt erhofft, um dieses Missverhältnis zu beheben. Kurzfristig behelfe sich die Industrie mit Auszubildenden aus dem Ausland, aktuell vor allem aus Vietnam und Kolumbien, die insbesondere im Pflegebereich und in der Gastro-Branche dem Fachkräftemangel entgegenwirken.

Autor*in
Jonas Jordan
Jonas Jordan

ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo

Weitere interessante Rubriken entdecken

Noch keine Kommentare
Schreibe einen Kommentar

Klartext

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Website- und E-Mail-Adressen werden automatisch in Links umgewandelt.