Wie zwei SPD-Politikerinnen auf die Spuck-Attacke eines AfD-Manns reagieren
Mit Tausenden anderen demonstrierten zwei junge SPD-Politikerinnen am Wochenende in Essen gegen den AfD-Bundesparteitag. Dort wurden sie von einem AfD-Mann ins Gesicht gespuckt. So reagieren die beiden Frauen darauf.
IMAGO / Markus Matzel
Mehrere zehntausend Menschen haben am Samstag gegen den Bundesparteitag der AfD in Essen demonstriert, darunter auch zahlreiche Sozialdemokrat*innen.
Am Wochenende hat die rechtsextreme AfD ihren Bundesparteitag in Essen abgehalten. Auf dem Weg dorthin soll der AfD-Delegierte Stefan Hrdy, ein 67-jähriger ehemaliger GSG9-Polizist, mehrfach Demonstrant*innen attackiert haben, darunter auch zwei junge SPD-Politikerinnen. Sie saßen wenige hundert Meter vom Messegelände entfernt auf einer Straße, um diese zu blockieren und AfD-Politiker*innen friedlich am Durchkommen zu hindern. So auch Hrdy, der mit seinem Auto angefahren kam und anhalten musste.
Patricia
Seelig
Er ist frontal auf uns zu und hat uns ins Gesicht gespuckt.
„Er ist ausgestiegen, hat erst sein Handy gezückt, als wolle er uns filmen. Ich habe mein Kinn nach unten gebeugt, weil ich nicht gefilmt werden wollte. Ich habe dann aber hochgeguckt, weil ich gesehen habe, dass er sein Handy weggepackt hat. Er ist frontal auf uns zu und hat uns einfach ins Gesicht gespuckt“, berichtet die stellvertretende Juso-Bundesvorsitzende Patricia Seelig im Gespräch mit dem „vorwärts“. Gemeinsam mit der Landesvorsitzenden der NRW-Jusos, Nina Gaedike, saß sie in der ersten Reihe während der Sitzblockade.
„Wir haben unseren Ekel zum Ausdruck gebracht und uns weggedreht. Der Einsatzleiter hat ihn (Hrdy Anm. d. Red.) sofort kassiert und ihm deutlich zu verstehen gegeben, dass er sich zu entfernen hat“, berichtet Seelig von ihrer Reaktion auf die Spuck-Attacke. Noch vor Ort erstatteten die beiden Sozialdemokratinnen Anzeige bei der Polizei. Der Einsatzleiter habe dafür gesorgt, dass das möglich war. „Das fand ich total gut“, sagt Seelig. Der AfD-Delegierte Hrdy soll kurz darauf an einer anderen Stelle einen Demonstranten ins Bein gebissen haben, wie auf einem im Internet kursierenden Video zu sehen ist.
Nina
Gaedike
Von jemandem angespuckt zu werden ist nicht nur eklig, sondern auch eine Körperverletzung und damit eine Straftat.
Gaedike sagt zur Spuck-Attacke des Mannes: „Von jemandem angespuckt zu werden ist nicht nur eklig, sondern auch eine Körperverletzung und damit eine Straftat. Es spricht Bände, wenn jemand so radikalisiert und von seinem eigenen Hass eingenommen ist, dass ihn nicht mal eine eindeutige Polizeipräsenz von einer solchen Tat abhält, wenn es schon nicht das eigene Schamgefühl oder eine moralische Grundhaltung ist.“
Zahlreiche Hassnachrichten von Rechten
Die Juso-Landesvorsitzende berichtet von einem tiefsitzenden Ekelgefühl, das sie anschließend empfunden habe. „Als ich nach Hause kam, habe ich mich dreimal abgeduscht und mich danach immer noch irgendwie dreckig gefühlt, weil mir ein Wildfremder ins Gesicht gespuckt hat. Mir ist vorher so etwas zum Glück noch nie passiert“, sagt Gaedike gegenüber dem „vorwärts“.
Die beiden Sozialdemokratinnen berichten auch davon, dass sie zahlreiche Hassnachrichten per E-Mail und in den sozialen Medien erreicht hätten, nachdem der Vorfall öffentlich wurde. Menschen, die sie anonym oder mit Klarnamen beleidigen, sich über den Vorfall lustig machen oder ihnen schreiben, dass ihnen die Spuck-Attacke recht geschehe. Sich unterkriegen und von ihrem ehrenamtlichen Engagement abhalten lassen wollen sich beide jedoch dadurch nicht.
Jetzt erst Recht – Engagement für die Demokratie
„Den Gefallen werde ich ihnen niemals tun“, sagt Gaedike und wirbt für mehr Engagement für die Demokratie: „Allen, die sich jetzt fragen, wie so etwas passieren kann oder die die inhaltlichen Positionierungen der AfD umtreibt, sage ich: Wartet nicht mehr länger, sondern findet einen Ort, wo ihr euch politisch einbringen könnt. Wir brauchen das gerade. Unsere Demokratie braucht das.“
Patricia Seelig sieht das ähnlich: „Es ist wirklich widerlich, führt aber nicht dazu, dass ich nicht wieder auf eine Gegendemo gehe“, sagt sie zu den Folgen der Spuck-Attacke. Es gelte: „Jetzt erst recht. Das zeigt auch, wie wichtig das ist.“ Denn der Angriff des AfD-Mannes sei wissentlich passiert, „weil man uns einschüchtern, provozieren, uns Angst machen wollte, aber das lassen wir nicht mit uns machen“.
ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo
afd
Natürlich ist so eine Spuckattacke eines afdlers etwas höchst unappetitliches und muss auch angeprangert werden. Wichtig ist aber die Auseinandersetzung mit der Programmatik und der Verlogenheit der afd - den die geriert sich (auch mit Hife der Medien) als Partei der "kleinen Leute", was sie eineindeutig nicht ist. Ihr Programm ist zutiefst neoliberal, was ihre Verbandelung mit der Hayek-Gesellschaft zeigt. Ih neoliberales antisoziales Programm muss offen gelegt werden, speziell von Sozialdemokraten, und es müssen gesellschaftliche Gegenentwürfe zu solch einer Politik aufgezeigt werden.
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