Aus dem Hörsaal in den Plenarsaal: Warum Steffen Reik ins Europaparlament will
Er ist Start-Up-Gründer, verbeamteter BWL-Professor und schwamm 80 Kilometer durch die Donau. Nun will Steffen Reik ins Europaparlament. Was den SPD-Kandidaten aus Baden-Württemberg antreibt, erzählt er im Interview.
Privat
Steffen Reik kandidiert für die SPD bei der Europawahl.
Was bedeutet Europa für Sie?
Europa bedeutet für mich vor allem Frieden und Wohlstand. Frieden deshalb, weil die EU die Völker Europas zusammenbringt und es noch nie in der Geschichte des Kontinents einen so langen Zeitraum ohne kriegerische Konflikte auf dem Gebiet der EU gegeben hat. Dieser Zustand ist für uns inzwischen fast völlig selbstverständlich geworden. Doch so ein Zusammenleben ist eben keine Selbstverständlichkeit, sondern muss im Gegenteil immer wieder neu und beherzt verteidigt werden.
Was ärgert Sie am aktuellen Zustand der EU?
Dass ihre Bedeutung und ihre Errungenschaften für viele Menschen in Europa anscheinend nur schwer zu begreifen sind. Zu häufig fokussieren sich die Europäerinnen und Europäer beim Gedanken an die EU vor allem auf einfache, konkrete und oftmals negative Themen. Natürlich gibt es negative Punkte, aber an diesen muss und kann man arbeiten und sie stehen in keinem Verhältnis zu den Vorteilen, die die EU den Menschen in Europa und darüber hinaus bringt.
Warum wollen Sie ins Europaparlament?
Um genau hier meinen Beitrag zu leisten. Ich bin überzeugter Europäer und Sozialdemokrat und es ist mir wichtig, gerade jetzt in einer Zeit zunehmender gesellschaftlicher Spaltung für die Werte Europas und der Sozialdemokratie einzutreten. Gleichzeitig möchte ich mit meinem Engagement helfen, ein positiveres Bild der EU zu vermitteln und die Begeisterung für diese einzigartige Gemeinschaft zu wecken.
Welches Lied passt am besten zu Europa?
Tatsächlich genau die gewählte 9. Sinfonie von Beethoven mit der Ode an die Freude. Ich hatte vor einigen Jahren das große Glück, als Hobbysänger bei einer der Neujahrsaufführungen eines Sinfonieorchesters im Chor als Bass mitsingen zu dürfen. Es war ein überwältigendes Gefühl und die menschenfreundliche, ermutigende und positive Botschaft des Lieds, dass alle Menschen zu Schwestern und Brüdern werden, passt einfach perfekt zu Europa.
Auf welche Wahlkampfaktion sind Sie besonders stolz?
Durch meine Region Süd-Württemberg fließt die Donau. Die Donau als europäischer Fluss kennt keine Grenzen und sie verbindet die Völker Europas. Genau wie die EU. Um die Menschen hier etwas dazu zu bringen, sich mehr mit Europa und der Wahl auseinanderzusetzen, habe ich die Donau in meiner Region durchschwommen. Wo ich nicht schwimmen durfte, folgte ich dem Fluss anderweitig. Am Ende war ich 25 Kilometer mit dem Kajak, 35 Kilometer mit dem Rad und knappe 80 Kilometer schwimmend unterwegs, alles in sechs Etappen innerhalb einer Woche, von Hausen in Beuron bis Ulm. Unterwegs traf ich motivierte und engagierte Genossinnen und Genossen, absolvierte Besuche bei Firmen, sprach mit der lokalen Presse und berichtete auf Social Media. Zur Feier der Ankunft hat die SPD Ulm ein Donau-Uferfest veranstaltet und trotz zeitweise heftigen Regens wurde ich bei den letzten Metern von über 60 Teilnehmenden und unserem baden-württembergischen Spitzenkandidaten René Repasi begrüßt. Es war eine anstrengende, aber sehr schöne und gelungene Woche.
Pizza oder Piroggen?
Da Piroggen keine Maultaschen sind: Pizza!
Baltikum oder Balearen?
Aktuell hatte ich genug kaltes Wasser, deshalb gerne die Balearen.
Augustiner oder Aperol Spritz?
Diese Frage fällt mir leicht, ich bleibe beim Bier.
Dieses Interview wurde schriftlich geführt.
Zur Serie:
In loser Folge stellt der „vorwärts“ bis zur Europawahl am 9. Juni Kandidat*innen der SPD vor. Steffen Reik kandidiert auf Platz 30 der SPD-Bundesliste.
ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo