Inland

Krise bei VW: SPD setzt sich für Beschäftigte ein

In der unsicheren Lage bei Volkswagen steht die SPD an der Seite der Beschäftigten. Das wurde nach einem Gespräch zwischen dem Präsidium und der Betriebsratsvorsitzenden Daniela Cavallo deutlich. Beide Seiten fordern politische Lösungen zur Sicherung von Industriejobs.

von Nils Michaelis · 9. September 2024
Stammwerk von VW in Wolfsburg

VW-Stammwerk in Wolfsburg: Europas größter Autobauer ist in Turbulenzen geraten.

„Wir hatten einen guten Austausch“, teilte Daniela Cavallo am Montag mit. Mit dem SPD-Präsidium sei sie sich darüber einig, dass der Weg heraus aus der Krise bei VW nicht auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werde, so die Vorsitzende des Gesamt- und Konzernbetriebsrates. Der Austausch im Präsidium sei ein guter Auftakt gewesen. „Jetzt brauchen wir aber auch konkrete politische Lösungen, mit denen wir Industriearbeit in Deutschland zukunftsfähig halten.“

Bei der Sitzung der SPD-Gremien hatte sich Cavallo zugeschaltet. In der gegenwärtigen Krise des Wolfsburger Konzerns fühle sie sich von der Sozialdemokratie gut begleitet. 

Daniela Cavallo: Solider Draht zur SPD

„Als die Nachrichten Anfang September bekannt wurden, haben sich Politikerinnen und Politiker der SPD zuerst bei uns umhören und fragen wollen, ob und wie sie mich unterstützen können“, so die oberste Vertreterin der Arbeitnehmer*innen von Europas größtem Autobauer. Erst danach hätten sie sich in den Medien geäußert. Nicht andersherum oder „ganz ohne uns“. „Das ist ein gutes Beispiel für den soliden Draht zwischen der SPD und uns in der Mitbestimmung bei VW.“

Anfang vergangener Woche hatte die Konzernführung von VW harte Einschnitte und mögliche Werksschließungen in Deutschland angekündigt. Damit hat sie die seit 30 Jahren geltende und bis zum Jahr 2029 festgelegte Beschäftigungsgarantie aufgekündigt. 

Vorstandschef Oliver Blume verwies auf ungenügende Renditeergebnisse, gestiegene Kosten und Wettbewerbsnachteile in Deutschland. Cavallo und die IG Metall kündigten weitreichende Arbeitskampfmaßnahmen an, sollte der VW-Vorstand bei seinem Kurs bleiben.

Lars Klingbeil: Alle VW-Standorte in Deutschland erhalten

„Wir haben ihr heute nochmal unsere volle Solidarität ausgesprochen“, schrieb der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil nach dem Treffen mit Cavallo auf Facebook. „Wir stehen an der Seite der Beschäftigten von Volkswagen.“ Die Sozialdemokratie kämpfe für die Industriearbeitsplätze in der Bundesrepublik. Das Ziel müsse sein, alle VW-Standorte in Deutschland zu sichern.

„Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind nicht verantwortlich für die Krise“, betonte Klingbeil. „Es ist deshalb falsch, die aktuelle Situation auf ihrem Rücken auszutragen. Was den Beschäftigten bei VW hilft, ist Klarheit und Planungssicherheit beim Umstieg auf Elektromobilität.“ 

Es gehe jetzt darum, auszuloten, welche weiteren Schritte gegangen werden können. Dazu gehörten die Fördermöglichkeiten für E-Auto und wettbewerbsfähige Energiepreise. Klingbeil hatte zuvor einen Industriestrompreis ins Spiel gebracht.

Der SPD-Chef sieht auch Brüssel in der Pflicht. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen müsse „schnell eine ambitionierte Industriestrategie vorlegen, die die europäische Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Vergleich stärkt", sagte er der „Süddeutschen Zeitung".

Stephan Weil: Kaufprämie für E-Autos wieder einführen

Branchenbeobachter*innen bringen die Turbulenzen bei Volkswagen unter anderem mit der schwächelnden Nachfrage für E-Autos in Deutschland in Verbindung. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), der qua Amt dem Aufsichtsrat von Volkswagen angehört, hat sich für eine Wiedereinführung der Kaufprämie für E-Autos ausgesprochen. Die Bundesregierung plant gegenwärtig Steuererleichterungen für Dienstfahrzeuge mit Elektroantrieb.

Weitere interessante Rubriken entdecken

3 Kommentare

Gespeichert von Tom Kaperborg (nicht überprüft) am Di., 10.09.2024 - 10:47

Permalink

Die Geschaefte von VW im Ausland sollten in den Fokus genommen werden. Die inlaendische Situation ist doch eher die eines gesaettigten Marktes - klar E-Autos sind zu teuer und mit Eigentuemers Klumpenrisiko teure Batterien unbeliebt - ich will auch erst mal keinen Stromer. Thema: Preis vs. Leistung. Nun hat man sich in China verzettelt, langsam aber sicher vervollstaendigt sich das Gesamtbild. China hat das Wissen aus VW bis zur "E-Auto Revolution" clever aufgesaugt und eigenstaendig nebenlaeufig erfolgreich die Stromersparte darauf aufbauend entwickelt. Nun ist der chinesische MArkt voellig uebersaettigt, zu viel Produktionskapazitaet - das drueckt den Umsatz dort. Dazu eine ausgewachsene Wirtschaftkrise dort, mit wenige Aussicht auf Verbesserung in den naechsten Jahren. Weiter ein dort von "oben" lancierte Stimmung gegen westl. Produkte. Da sind wir am Kipppunkt mit den Moeglichkeiten in China und VW steckt bis zur Brust im Schlamm der CCP gesteuerten Wirtschaft. Man will dort weitermachen, man forderte sogar "keine Zoelle auf chin. E-Autos" las ich mal irgendwo. Bei der Halde an Stromern in China mit fragwuerdiger Qualitaet ein Suizidunternehmen fuer die Autokonzerne UND den Verbraucher. Wie tief hat man sich festgefahren, um eine solche Aussage treffen zu wollen? Ansonsten gehen die Gelder eher aus China weg, statt dem schlechten Geld noch gutes nachzuw... Wird nun die Rueckkehr in die schuetzenden heimatsstaatlichen Arme notwendig? Too big to fail, diesmal keine Bank betroffen - oder doch?

Alles wg. der hochriskanten Geschaefte mit China - seinerzeit uebrigens besonders durch die Bundeskanzlerin(!) und ihr Kabinett gefoerdert im Auftrag der heimischen Industrie. Dieses merkelsche Problem als Wortspiel: Chinesisches Porzellan zerbricht dem Ministranten Peter in einer alten Meierei in Wolfsburg.

Wenn unser weise Regierung in Absprache mit denen der EU und der USA Zollerhöhungen auf chinesische Produkte beschließ braucht man (und Frau Baerbock) sich nicht wundern daß es aus dem Wald zurückschallt.
Nun haben wir auch einen VW-Vorstand, der sich Gehälter von 16 Millionen € pro Jahr gönnt und da dürfte man schon eine bessere Firmenpolitik erwarten. Vor ein paar Monaten wurden 4,5 Milliarden € Dividende ausgeschüttet und nun fehlen auf einmal 5 Milliarden ebendieser €.
VW hatte mal das 1 L Auto (in der Golfklasse) entwickelt; die Blaupausen für diese Motoren sind noch da und vergleichbare Motoren wären auch für ndere Modelle machbar - das würde ganz ordentlich Sprit und CO2-Ausstoß sparen, aber stattdessen wird aus Unkenntnis naturwissenschaftlicher Gesetzmäßigkeiten, oder schlicht weil man falsch rechnet, auf e-Autos gesetzt.

Gespeichert von Tom Kaperborg (nicht überprüft) am Mi., 11.09.2024 - 19:07

Antwort auf von Armin Christ (nicht überprüft)

Permalink

Es wird 10000 Gruende geben - nur eine Reform bei VW UND ueberdenken der kuenftigen Plaene zur Geschaeftsausrichtung in jeder Hinsicht, vor allem geografisch, koennen nach einer allumfassenden Analyse der Probleme mitsamt der einhergehenden Korrelationen und deren vergangenen und kuenftigen Auswirkungen wirklich Abhilfe schaffen. Ein bisschen KPMG hier oder E&Y im Chor mit Roland B. dort mit den ueblichen "Einsparpotetialen" (versachlicht trivial: Arbeitnehmerfreisetzungen) wuerden die Probleme nicht loesen sondern die ausgebildeten Fachleute auf jeder betroffenen Ebene auf Dauer den Autobauern entziehen. Ich will hier ausdruecklich die ehrenwerten Unternehmensberater nicht leichtfertig kritisieren, die Aufgabe erfordert mehr als Standardantworten. Fuer kuenftige Plaene, als vielleicht Aktionaer wuensch(t)e ich mir ein Zunehmen des Unternehmenswertes, nicht eine Verbilligung, die aber mit dem Verlust von Fachwissen und Erfahrungswissen eintreten koennte. Es ist eine wirklich komplexe Situation - am Ende werden Interessen gegen einander abgewogen, um den Druck zu erleichtern. Hoffentlich nicht zu eineitigen Lasten der Arbeitnehmer, der schwaechsten aber produktivsten menschlichen Komponente. Hoffentlich fallen nicht tausende Arbeitsplaetze weg - ich mag das Wort "Job" als Synonym dafuer nicht, es klingt so temporaer und kurzlebig wie ein amerikanischer Job - und damit die Existenz von noch mehr tausenden daran haengend. Das Management hat irgendwie Pech gehabt oder sich doch verzettelt oder? Die Arbeiter u. Angestellten haben doch bestimmt weitgehend ueberwiegend ihren "Job" gemacht?