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„Wahlsiegkonferenz“: So macht sich die SPD fit für den Turbo-Wahlkampf

Es sind noch 85 Tage bis zur Bundestagswahl – nicht viel Zeit, um eine Kampagne zu planen und Wahlkämpfer zu schulen. Bei einer „Wahlsiegkonferenz“ im Willy-Brandt-Haus bekamen die SPD-Kandidaten am Samstag wertvolle Tipps.

von Kai Doering · 30. November 2024
Planung ist der halbe Wahlerfolg: In verschiedenen Workshops machten sich die SPD-Wahlkämpfer*innen am Samstag fit für den Bundestagswahlkampf.

Planung ist der halbe Wahlerfolg: In verschiedenen Workshops machten sich die SPD-Wahlkämpfer*innen am Samstag fit für den Bundestagswahlkampf.

Reka Molnar ist an diesem Samstag früh aufgestanden. Die 24-Jährige ist aus dem bayerischen Rosenheim nach Berlin gekommen, um an der „Wahlsiegkonferenz“ der SPD teilzunehmen. „Ich wollte mehr zur Kampagne erfahren und mich mit Leuten für den Wahlkampf vernetzen“, sagt Molnar. Bei der Bundestagswahl am 23. Februar kandidiert sie erstmals im Wahlkreis 221, der die Stadt und den Landkreis Rosenheim umfasst.

„Jedes Mitglied muss selbstbewusst Wahlkampf machen können“

Wie die 24-jährige Studentin sind an diesem Tag einige hundert Kandidierende und Wahlkämpfer*innen aus dem gesamten Bundesgebiet in die Parteizentrale der SPD gekommen, um sich auf den Turbo-Wahlkampf einzustimmen. 85 Tage sind es noch bis zur Bundestagswahl. Nach einer Rede von Kanzlerkandidat Olaf Scholz schwört Generalsekretär Matthias Miersch die Versammelten auf die kommenden Wochen ein. „Es geht um eine Richtungsentscheidung“, macht Miersch deutlich. „Sind wir für alle da oder nur für ein Prozent der Bevölkerung, wie Friedrich Merz es will.“

Es ist eine Mammutaufgabe, die vor dem Willy-Brandt-Haus und den Wahlkämpfer*innen im ganzen Land liegt. Plakate müssen entworfen, gedruckt und aufgehängt werden. Vor allem aber müssen die Mitglieder fit gemacht werden für die Infostände und den Haustürwahlkampf. „Jedes Mitglied muss selbstbewusst Wahlkampf machen können“, gibt Generalsekretär Miersch das Ziel vor.

„Der Haustür-Wahlkampf macht einen Unterschied“

Dafür finden am Samstag im Willy-Brandt-Haus zahlreiche Workshops zu Themen wie dem Einsatz sozialer Medien, der Mitglieder- und der Wähler*innen-Mobilisierung statt. Nach dem Vorbild der Labour-Partei in Großbritannien oder den Demokraten in den USA setzt auch die SPD im Bundestagswahlkampf auf den persönlichen Kontakt mit den Wähler*innen. „Der Haustür-Wahlkampf macht einen Unterschied“, ist man im Willy-Brandt-Haus überzeugt. Eingefleischte Wähler*innen anderer Parteien ließen sich damit zwar nicht überzeugen, Unentschiedene aber durchaus motivieren, der SPD ihre Stimme zu geben.

Zur Unterstützung bietet das Willy-Brandt-Haus dafür einen Mobilisierungsplaner und eine „Tür-zu-Tür-App“ an. Mit ihnen können Gebiete identifiziert werden, in denen sich Wahlkampf für die SPD besonders lohnt und Wahlkampfteams koordiniert werden. Beide Instrumente kamen bereits in früheren Wahlkämpfen zum Einsatz, wurden jedoch gerade komplett überarbeitet und auf den neuesten Stand gebracht. Kandidierende können zudem über das Willy-Brandt-Haus Trainer*innen buchen, die ihre Wahlkampf-Teams für den Tür-zu-Tür-Wahlkampf fit machen.

„Mit dem eigenen Kompetenzgefühl kommt die Motivation“

„Man darf aber nicht nur Aktivitäten planen, sondern muss auch die Aktiven planen“, mahnt Sebastian Jahnz. Er ist Referent für Kampagnen der Hamburger SPD. Den Wahlkämpfer*innen im Willy-Brandt-Haus erklärt er am Samstag, wie sie für den Wahlkampf Teams aufbauen und sie so für Aktionen vorbereiten, dass sie ihre Aufgabe gut erfüllen können. „Mit dem eigenen Kompetenzgefühl kommt die Motivation“, weiß Jahnz.

Reka Molnar, die Bundestagskandidatin aus Rosenheim, fühlt sich bereits gut vorbereitet auf den Wahlkampf. Ihr Team umfasst etwa 20 Personen, die sich um verschiedene Aufgaben kümmern werden. „Gespannt bin ich auf die neue Tür-zu-Tür-App“, sagt sie. Auch Molnar will im Wahlkampf viele Menschen persönlich treffen, setzt aber auch auf eine starke Präsenz in den Sozialen Medien. „Ich will eine Stimme vor allem für junge Leute sein“, sagt die 24-Jährige und im CSU-dominierten Wahlkreis zeigen, „dass es hier auch progressive Stimmen gibt“.

Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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3 Kommentare

Gespeichert von Armin Christ (nicht überprüft) am So., 01.12.2024 - 19:11

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Dieser Kommentar wurde gelöscht, da er gegen Punkt 1 der Netiquette verstößt. Bitte beachten Sie die Netiquette!

Gespeichert von Armin Christ (nicht überprüft) am Di., 03.12.2024 - 10:41

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Ob diese SPD dazu fähig ist ? An der Basis höre ich immer mehr Stimmen für eine Deeskalationspolitik, für Frieden, Abrüstung, Entspannung, Völkerfreundschaft, aber bei "denen da Oben" scheint das keinen Gedanken wert zu sein.
Wie soll da Wahlkampf funktionieren ? Natürlich habe ich keinen Bock auf Merz, aber was ist die Alternative ?