Parteileben

SPD-Chef Klingbeil: „Das muss die Haltung der Sozialdemokratie sein“

Ende des Monats will sich die SPD auf einem vorgezogenen Parteitag neu aufstellen. Bei der „Spargelfahrt“ des Seeheimer Kreises machte Parteichef Lars Klingbeil deutlich, dass es dabei auch auf eine bestimmte Haltung ankommt.

von Kai Doering · 4. Juni 2025
SPD-Chef Lars Klingbeil bei einer Rede auf der Spargelfahrt des Seeheimer Kreises

„Wir dürfen uns nicht mit 16,4 Prozent abfinden.“ SPD-Chef Lars Klingbeil auf der 64. Spargelfahrt des Seeheimer Kreises auf dem Tegeler See.

Dass die SPD bei der Bundestagswahl mit 16,4 Prozent das schlechteste Ergebnis ihrer Geschichten eingefahren hat, sitzt noch immer tief. Um über Konsequenzen zu beraten, wurde deshalb der ordentliche Bundesparteitag aus dem Dezember auf Ende Juni vorgezogen. Am vergangenen Montag hat der Parteivorstand einen ersten Leitantrag mit Reformvorschlägen beschlossen.

„Dann werden sich die Menschen uns auch wieder zuwenden.“

„Wir dürfen uns nicht mit 16,4 Prozent abfinden“, forderte am Dienstabend Lars Klingbeil. Der SPD-Vorsitzende war einer der drei Redner bei der traditionellen „Spargelfahrt“ des Seeheimer Kreises, eines Zusammenschlusses von als pragmatisch geltenden SPD-Bundestagsabgeordneten.

„Wir nehmen uns die Zeit, um die Partei zu modernisieren und endlich wieder attraktiv für die Menschen zu sein“, versprach Klingbeil vor den rund 400 Gästen auf dem Ausflugsdampfer auf dem Tegeler See im Nordwesten Berlins. „Wenn wir den Fokus legen auf bezahlbares Wohnen, auf Pflege, auf Rente, auf gute Jobs, auf das, was die Menschen in ihrem Alltag beschäftigt, dann werden sie sich uns auch wieder zuwenden“, zeigte sich der SPD-Vorsitzende überzeugt.

„Kein Land, in dem ich lieber leben möchte als in Deutschland.“

Dafür sei jedoch eine bestimmte „Körperhaltung“ notwendig. Während die AfD Deutschland permanent schlechtrede und so die Spaltung vorantreibe, müsse die SPD deutlich machen, dass Deutschland „ein tolles Land“ sei. Er sei „ja schon ein bisschen rumgekommen in der Welt“, sagte Klingbeil. „Und ich habe noch kein Land kennengelernt, in dem ich lieber leben möchte als in Deutschland.“

Die SPD müsse genau das verkörpern. „Wir haben viele Ideen Deutschland besser zu machen und wir lassen nicht zu, dass dieses Land gespalten wird. Das muss die Haltung der Sozialdemokratie sein“, forderte Lars Klingbeil. Wenn das gelinge, „dann wird es auch wieder besser bei den nächsten Wahlen“.

Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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2 Kommentare

Gespeichert von Armin Christ (nicht überprüft) am Fr., 06.06.2025 - 02:35

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Für mich ist dieser Herr und seine Entourage leider nicht glaubwürdig.
Auf einen Befreiungsschlag wie damals auf dem Mannheimer Parteitag 1995 wage ich kaum zu hoffen: oder gibt es doch noch genügend Sozaldemokraten in der SPD?

Gespeichert von Helmut Gelhardt (nicht überprüft) am Mo., 09.06.2025 - 13:30

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Die Aussagen von Herrn Klingbeil sind nach meiner Auffassung mehr Worthülsen als inhaltlich belastbare Statements.
In Heft 6-2025 von Sozialismus.de befindet sich auf den Seiten 18 ff. der Beitrag "Eine andere SPD?" von Hasko Hüning. Die dortigen Kritikpunkte verdienen es, von der 'neuen' SPD ernst genommen zu werden.

https://www.sozialismus.de/fileadmin/users/sozialismus/Leseproben/2025/…

Als 1 9 5 3 Geborener kann ich mich der Kritik der J u s o s klar anschließen. (Siehe insbesondere die Zwischenüberschrift: "Politik der Mitte" statt Linkswende .)

Der vorstehende Kommentar von Armin Christ ist nachvollziehbar.
Mir persönlich sitzt Herr Klingbeil viel zu viel auf dem Schoß von BlackRock-Merz.