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Warum der CO2-Preis steigt und welche Entlastungen es gibt

Zum 1. Januar ist der CO2-Preis in Deutschland auf 55 Euro pro Tonne gestiegen. Wofür wird er fällig, was passiert mit dem Geld und wo gibt es Entlastungen für Autofahrer*innen und Mieter*innen? Antworten auf die wichtigsten Fragen

von Kai Doering · 2. Januar 2025
Zum 1. Januar ist der CO2-Preis von 45 auf 55 Euro pro Tonne gestiegen. Das macht u.a. Benzin teurer.

Zum 1. Januar ist der CO2-Preis von 45 auf 55 Euro pro Tonne gestiegen. Das macht u.a. Benzin teurer.

Was ist das Ziel des CO2-Preises?

Im Pariser Klimaabkommen hat sich Deutschland dazu verpflichtet, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius zu begrenzen. Dafür muss Deutschland bis 2050 klimaneutral werden. Da die Nutzung fossiler Brennstoffe wie Öl oder Kohle negative Auswirkungen auf Umwelt und Klima hat, soll sie so weit wie möglich eingeschränkt werden. Die Bepreisung von CO2 soll hierfür Anreize setzen und dazu anregen, klimafreundliche Alternativen zu nutzen, etwa ein Elektro-Auto anzuschaffen statt eines Benziners. Die Bundesregierung erhofft sich so eine Lenkungswirkung hin zu umweltfreundlicheren Energieformen und Produkten.

Wie funktioniert die Bepreisung des CO2?

Unternehmen, die fossile Brennstoffe wie Benzin, Kohle oder Erdgas in Umlauf bringen (etwa Raffinerien), müssen dafür von der Bundesregierung Emissionsrechte in Form von Zertifikaten kaufen. Deren Preis erhöht sich von Jahr zu Jahr, um eine Lenkungswirkung für den CO2-Verbrauch zu erreichen. Bepreist wird das Inverkehrbringen von fossilen Brennstoffen, die später bei der Nutzung zu CO2-Emissionen führen. Die Kosten geben die Unternehmen an die Endverbraucher*innen weiter, die diese auf der Heizkostenrechnung oder beim Tanken sehen.

Wie hoch ist der CO2-Preis?

2021 wurde mit einem Preis von 25 Euro pro Tonne CO2 begonnen. Das entsprach etwa sieben Cent pro Liter Benzin (7,9 Cent pro Liter Diesel) und 7,9 Cent pro Liter Heizöl. Die CO2-Abgabe erhöhte sich danach zu jedem 1. Januar bis seit diesem Jahr 55 Euro pro Tonne CO2 fällig werden. Das entspricht 15,5 Cent pro Liter Benzin und 17,3 Cent pro Liter Heizöl, eine Erhöhung um etwa drei Cent pro Liter im Vergleich zum Vorjahr. Ab 2026 soll dann ein „Preiskorridor“ gelten: Zertifikate werden zwischen einem Mindestpreis (55 Euro pro Tonne CO2) und einem Höchstpreis (65 Euro pro Tonne CO2) auktioniert. Innerhalb dieser vorgegebenen Spanne bildet sich der Preis je nach Nachfrage am Markt.

Was soll der jährlich steigende CO2-Preis bezwecken?

Durch die schrittweise Erhöhung des CO2-Preises sollen Bürger*innen und Unternehmen finanziell nicht überfordert werden und sich auf die Belastungen einstellen können. Deshalb stand bereits 2021 fest, wieviel die Tonne CO2 in den kommenden Jahren kosten wird. Gleichzeitig soll die Industrie die Zeit nutzen, neue Technologien und Produkte zu entwickeln.

Wofür werden die Einnahmen aus der CO2-Abgabe verwendet?

Die CO2-Abgabe ist keine zusätzliche Steuer, soll also keine zusätzlichen Einnahmen für den Staat erbringen, sondern eine Lenkungswirkung für mehr Klimaschutz haben. Deshalb wird das Geld auch in Klimaschutzmaßnahmen reinvestiert und für Entlastungen der Bürger*innen und Unternehmen etwa beim Strompreis genutzt.

Welche Entlastungen gibt es für Autofahrer*innen?

Um die Belastung von Haushalten durch höhere Kraftstoffkosten auszugleichen, hat die Bundesregierung bereits vor der Einführung des CO2-Preises eine Erhöhung der Pendlerpauschale für die Jahre 2021 bis 2026 beschlossen. Ab dem 21. Entfernungskilometer zwischen Arbeitsplatz und Wohnort können 38 statt wie bisher 30 Cent pro Kilometer als Werbungskosten in der Steuererklärung geltend gemacht werden. Zudem wurde für Pendler*innen, die mit ihrem zu versteuernden Einkommen innerhalb des Grundfreibetrags liegen, die Möglichkeit geschaffen, alternativ zur erhöhten Entfernungspauschale eine Mobilitätsprämie in Höhe von 14 Prozent dieser erhöhten Pauschale zu wählen. Hierdurch werden auch diejenigen entlastet, bei denen ein höherer Werbungskostenabzug infolge der erhöhten Entfernungspauschalen zu keiner entsprechenden steuerlichen Entlastung führt.

Und wie werden Mieter*innen entlastet?

Mieter*innen und Vermieter*innen tragen die Kosten des CO2-Preises jeweils zur Hälfte. Mieter*innen mit eigenem Gasvertrag müssen den Ausgleich selbst einfordern. Mit den Einnahmen aus dem CO2-Preis wurden bis 2022 über die Stromrechnung private Haushalte und Unternehmen entlastet, indem die EEG-Umlage gedeckelt wurde. Zum 1. Januar 2023 wurde diese komplett abgeschafft. Zudem stieg zum 1. Januar 2025 das Wohngeld um 15 Prozent. Der Kreis derjenigen, die die Leistung in Anspruch nehmen können, wurde bereits zum 1. Januar 2023 deutlich erweitert.

Was machen Vermieter*innen?

Auch sie tragen ihren Anteil an einem höheren CO2-Preis. Was der Staat dadurch einnimmt, gibt er als Kredit oder Zuschuss zurück, wenn Hausbesitzer*innen ihre Immobilie energetisch sanieren oder eine neue Heizung einbauen wollen. Beides hilft, CO2 und dadurch Geld zu sparen.

Was ist eigentlich mit dem „Klimageld“?

SPD, Grüne und FDP hatten ein Instrument zur Entlastung von Bürger*innen von den steigenden CO2-Kosten in ihren Koalitionsvertrag geschrieben: das sogenannte Klimageld. Wer weniger CO2 ausstößt, soll umso mehr profitieren. Eingeführt wurde es bisher jedoch nicht. Immerhin: Im Dezember hat Bundesfinanzminister Jörg Kukies einen entsprechenden Auszahlmechanismus geschaffen. Über die konkreten Leistungen soll aber erst die künftige Bundesregierung entscheiden. „Die über den CO2-Preis eingenommenen Mittel müssen über die Förderung und ein ergänzendes Klimageld vollständig an die Bürgerinnen und Bürger zurückfließen“, heißt es in einem Positionspapier der SPD-Bundestagsfraktion aus dem Oktober vergangenen Jahres.

Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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8 Kommentare

Gespeichert von Armin Christ (nicht überprüft) am Fr., 03.01.2025 - 08:43

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Das "Klimageld" gibt es nicht; stattdessen muss man Anträge stellen und so wie ich das kenne blickt bei der verwendeten Sprache kaum jemand durch - das führt dann zur goldenen Nase der "Steuerberater". Wahlversprechen mal wieder nicht gehalten !!! Mit Pendelpauschale ist es nicht getan, denn wir finden die erhöhten Energiepreie - CO2 Abgabe genannt - in jedem Produkt das wir kaufen.
Elektroautos und Wärmepumpen sollen ja den CO2 Ausstoß reduzieren, aber nüchtern betrachtet bringt es ganz und garnichts wenn man den Auspuff oder den Schornstein zu den Abgasen der Kohlekraftwerke verlagert und die laufen zur Zeit auf Hochtouren.
Der SPD würe es gut anstehen nicht jeder "grünen" Lüge hinterher zu laufen.
Wieviel CO2 wird denn eigentlich durch die Waffenlieferubg nach Ukraine und anderswo freigesetzt ?????

Gespeichert von Karin Merding (nicht überprüft) am Fr., 03.01.2025 - 13:50

Antwort auf von Armin Christ (nicht überprüft)

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Ich würde gerne mal wissen, für welche Mengen CO2 Ausstoß das Militär insgesamt (Treibstoffverbrauch, Waffenproduktion, aktuelle Kriege) weltweit und unterteilt nach Ländern verbraucht. Das Militär wird bislang immer schön rausgehalten, wenn es um das Klima geht. Ist wohl ein Geheimnis.

Gespeichert von max freitag (nicht überprüft) am Fr., 03.01.2025 - 15:48

Antwort auf von Armin Christ (nicht überprüft)

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die CO2 Offensive darf an der Rüstungsindustrie nicht vorbeigehen. Wir brauchen E-Mobilität auch bei den Waffensystemen, und ich hoffe sehr, dass bei den zukünftig steigenden Rüstungsausgaben auf diesen Punkt mit großer Sorgfalt geachtet wird. Anderenfalls gehen alle Bemühungen ins Leere, was Zivil gespart wird, geht verloren durch die steigenden Emissionen im Rüstungsbereich, oder schlimmer noch: Die Mehrbelastungen aus dem Rüstungsbereich bedingen immer weitere Kostensteigerungen im Zivilbereich

Gespeichert von Udo Proft (nicht überprüft) am Di., 07.01.2025 - 14:16

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Wann wird die CO2-Steuer ausgezahlt?
Ist die Steuer zulässig ?

Gespeichert von Kai Doering am Mi., 08.01.2025 - 09:01

Antwort auf von Udo Proft (nicht überprüft)

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Es handelt sich nicht um eine Steuer. Die Einnahmen fließen komplett in den Klima- und Transformationsfonds, der genutzt wird, um z.B. Hauseigentümer bei der energetischen Gebäudesanierung zu unterstützen.

Gespeichert von H.bentner (nicht überprüft) am Mi., 08.01.2025 - 14:36

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Bis jetzt kann man nirgendwo lesen wohin das Geld fließt und wer es verteilt. Für welche Zwecke ist nicht ersichtlich. Klimaschutz und die anderen Länder wo bleiben die mit ihrem Klimaschutz.