Auswirkungen der US-Wahl auf die Ukraine: „Man versucht, Trump zu umarmen“
In der Ukraine wird die Wahl von Donald Trump zum Präsidenten der USA gespalten aufgenommen. Neben der Sorge, bei der Verteidigung gegen Russland fallengelassen zu werden, gibt es auch die Hoffnung, Trump könne den Krieg beenden, berichtet Felix Hett von der Friedrich-Ebert-Stiftung.
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Vergleiche mit Ronald Reagan: Am Rande der UN-Vollversammlung im September trafen sich der ukrainische Präsident Selenskyj und Donald Trump in New York.
Donald Trump hat die Präsidentschaftswahl in den USA klar gewonnen. Wie wurde das Ergebnis in der Ukraine aufgenommen?
Pragmatisch. Präsident Selenskyj war einer der ersten Gratulanten. Man versucht, Trump zu umarmen und an sein Ego als „starker Führer“ zu appellieren. Vergleiche mit Ronald Reagan werden gezogen: Der Republikaner habe „Frieden durch Stärke“ erreicht, in der Hoffnung, dass Trump sich daran orientiert. Kyjiw hat zu dieser Strategie allerdings auch keine Alternative – man ist zu sehr auf die USA angewiesen, und muss sich jetzt mit Trump arrangieren.
Donald Trump hat im Wahlkampf angekündigt, den Krieg mit Russland innerhalb kürzester Zeit beenden zu wollen. Macht das in der Ukraine Hoffnung oder eher Sorge?
Beides. Natürlich haben viele Angst, dass Trump die Ukraine fallenlässt. Andererseits gibt es – von einfachen Soldaten bis hin zu Experten – die Hoffnung, dass der Krieg durch Trump beendet werden kann, auf die eine oder andere Weise. So wie es jetzt ist, kann es nicht bleiben – das ist bei vielen die Überzeugung. Im Osten erzielen die Russen stetig Geländegewinne, die Luftabwehr hat erkennbar Probleme, die täglichen Drohnenschwärme abzuwehren, es häufen sich Berichte über Desertionen. Und alle befürchten, dass Moskau nun mit Einsetzen des Winters zum K.O.-Schlag gegen die Energieversorgung ansetzt. Die Einschätzung einer Harris-Administration war, dass sie den bisherigen Kurs fortgesetzt hätte. Und der wurde von einigen mit „Zum Sterben zu viel, zum Leben zu wenig“ zusammengefasst.
Was würde es bedeuten, wenn die Militärhilfe der USA künftig tatsächlich ausbliebe?
Das wäre eine entscheidende Schwächung der Ukraine. Nach allem, was wir wissen, ist Europa nicht in der Lage, die Militärhilfe der USA zu kompensieren. Dabei geht es nicht allein um Geld und Material, sondern auch zum Beispiel um nachrichtendienstliche Kooperation. Insgesamt ist das erste Problem die Kapazität, an zweiter Stelle steht der politische Wille. Letzterer wird vermutlich auch zum Problem, wenn die Unterstützungskoalition nicht mehr durch Washington zusammengehalten wird.
In seiner Gratulation regte der ukrainische Präsident Selenskij ein baldiges Treffen an. Kann es ihm gelingen, um „Möglichkeiten zur Stärkung der strategischen Partnerschaft zwischen der Ukraine und den Vereinigten Staaten zu erörtern“. Kann es ihm gelingen, Trump umzustimmen?
Das wissen wir nicht. Trump wird ja immer als unberechenbar beschrieben. Klar ist: Mit der Mehrheit im Senat hat Trump beste Voraussetzungen, die Ukraine-Politik umzusetzen, die er für richtig hält. Wie auch immer er sich entscheidet.
Felix Hett leitet die Büros der Friedrich-Ebert-Stiftung in der Ukraine und der Republik Moldau.
Das Interview wurde schriftlich geführt.
Dirk Bleicker | vorwärts
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.
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