Parteileben

Wie ein SPD-Ortsverein das Grundgesetz feiert

Am 23. Mai wird das Grundgesetz 75 Jahre alt. Der SPD-Ortsverein Erlenbach in Franken lud deshalb schon jetzt zu einer Feier ein. Sieben Persönlichkeiten stellten dabei ihre „Lieblingsartikel“ vor.

von Kai Doering · 22. April 2024
Sprachen über das Grundgesetz: Alexander Liebler, Helmut Hauptmann, Martin Wagner, Edgar Lang, Pamela Nembach, Joachim Spies, Manfred Eyrich (v.l.)

Sprachen über das Grundgesetz: Alexander Liebler, Helmut Hauptmann, Martin Wagner, Edgar Lang, Pamela Nembach, Joachim Spies, Manfred Eyrich (v.l.)

„Wir wollten darauf hinweisen, welchen Wert unsere Verfassung hat“, sagt Martin Wagner. Er ist Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Erlenbach in der Nähe von Würzburg. Am Freitag hat der Ortsverein mit 50 Gästen das Grundgesetz gefeiert, das am 23. Mai 75 Jahre alt wird. „Gerade in einer Zeit, in der die Demokratie wie lange nicht bedroht wird, ist es wichtig, unsere Verfassung zu verteidigen“, ist Wagner überzeugt.

„Für viele ist die Geschichte des Grundgesetzes Neuland“

Allerdings wüssten viele gar nicht genau, was im Grundgesetz steht. „Für viele ist die Geschichte des Grundgesetzes Neuland“, so Wagner. Die Erlenbacher Genoss*innen hatten deshalb sieben Persönlichkeiten aus verschiedenen Bereichen darum gebeten, einen Artikel vorzustellen, mit dem sie sich besonders verbunden fühlen. Der ehemalige Betriebsratsvorsitzende Helmut Hauptmann etwa sprach über Artikel 9 und hob Koalitionsfreiheit, Tarifautonomie und Streikrecht als hohe Güter hervor, die maßgeblich dazu beigetragen hätten, die Lebensverhältnisse der Beschäftigten zu verbessern.

Der frühere Erlenbacher Gemeinderat Manfred Eyrich hatte Artikel 21 ausgesucht, der festlegt, dass Parteien an der politischen Willensbildung des Volkes mitwirken. Vor diesem Hintergrund stelle aber auch die Frage nach einer möglichen Verfassungswidrigkeit sowie einem Verbot der AfD, so Eyrich. Die SPD-Kreisvorsitzende Pamela Nembach, schließlich sprach über die Bedeutung einer Staatsangehörigkeit. „Staatenlose sind rechtlos“, unterstrich Nembach. Gedankenspiele der AfD, Menschen die Staatsangehörigkeit zu entziehen, verurteile sie daher scharf.

Die bayerische Staatsregierung stimmte gegen das Grundgesetz

Alexander Liebler, in zahlreichen Vereinen im Ort engagiert, wies auf die Bedeutung von Artikel 8, der die Versammlungsfreiheit garantiert, hin. Edgar Lang, langjähriger Vorsitzender und seit kurzem Ehrenvorsitzender des katholischen Sportverbands DJK in der Diözese Würzburg, sprach, seinem Engagement entsprechend, anschaulich über Artikel 4 des Grundgesetzes, die Glaubens- und Gewissensfreiheit. Thema des ehemaligen Redaktionsleiters einer regionalen Zeitung, Joachim Spies, war die Pressefreiheit in Artikel 5.

Martin Wagner zog eine positive Bilanz der Grundgesetz-Feier. „Das Grundgesetz ist zum Symbol und Zentrum der deutschen Demokratie geworden“, betonte der Erlenbacher SPD-Vorsitzende, „auch in Bayern“. Die Vertreter der CSU-Regierung im Parlamentarischen Rat hatten damals als einzige gegen die Annahme der Verfassung gestimmt.

Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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