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SPD in Hamburg: So schafften die Genoss*innen den Wahlerfolg

Im Wahlkampf verletzte sich Olcay Aydik Opfer an einer Rasierklingen-Falle. Doch er und sein Team ließen sich nicht unterkriegen und erzielten im Hamburger Stadtteil Hamm für die SPD ein starkes Ergebnis.

von Jonas Jordan · 25. Juni 2024
Der Bürgermeister hilft im Wahlkampf: Hamburgs Regierungschef Peter Tschentscher unterstützt Olcay Aydik beim Rosen verteilen.

Der Bürgermeister hilft im Wahlkampf: Hamburgs Regierungschef Peter Tschentscher unterstützt Olcay Aydik beim Rosen verteilen.

Zusammenhalt und gute Laune nennt Olcay Aydik als Schlüsselfaktoren für den Erfolg der SPD bei der Hamburger Bezirksversammlungswahl. Am 4. Juli konstituiert sich das Gremium für die neue Wahlperiode und in den Reihen der Sozialdemokrat*innen wird es diesmal voller. Denn im Stadtteil Hamm kam die SPD auf beachtliche 32,9 Prozent der Stimmen und wurde damit klar stärkste Kraft. 

13 Prozentpunkte im Vergleich mit Grünen aufgeholt

Der Blick auf die Zahlen lohnt sich gleich aus zwei Gründen: Zum einen lag das Ergebnis im Hamburger Stadtteil damit gleich 19 Prozentpunkte über dem Bundesergebnis der SPD bei der Europawahl am gleichen Tag. Zum anderen gelang es der Sozialdemokratie um Spitzenkandidat Aydik eindrucksvoll, die Vorherrschaft der Grünen zu brechen. Diese büßten im Vergleich zur Wahl fünf Jahre zuvor gleich 7,9 Prozentpunkte ein und kamen nur noch auf 26,9 Prozent. Gleichzeitig konnte die SPD um 5,1 Prozentpunkte zulegen. Auch die CDU verbesserte ihr Ergebnis, blieb mit 15,3 Prozent jedoch deutlich abgeschlagen auf dem dritten Platz.

Was war ausschlaggebend dafür außer guter Laune und Zusammenhalt? Es gebe im Stadtteil zum einen ein sozialdemokratisches Grundpotential in der Wählerschaft, zum anderen viele junge Studierende, die in den vergangenen Jahren erst zugezogen seien, sagt Aydik. „Wir haben uns auf beide Gruppen konzentriert und wollten ein attraktives Angebot schaffen, das für alle wählbar ist. Deswegen haben wir sowohl bei der Auswahl der Themen als auch der Orte immer überlegt, welche Zielgruppen wir ansprechen wollen." Der 26-Jährige zog selbst nach dem Abitur im Rheinland zum Studium nach Hamburg. Zurzeit ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand am Lehrstuhl für Öffentliches Recht, Medien- und Telekommunikationsrecht.

Trotz Rasierklingen-Attacke weitergemacht

Im Wahlkampf als Spitzenkandidat für die Bezirksversammlung machte er nicht nur positive Erfahrungen. An einem Sonntagmorgen wollte er mutwillig zerstörte und abgerissene Plakate wieder befestigen. „Als ich ein Plakat verrücken wollte und meine Hand gelöst habe, bin ich mit dem Mittelfinger an eine Rasierklinge gekommen, die an der Hinterseite des Plakats befestigt war“, berichtete Aydik während des Wahlkampfs im Gespräch mit dem „vorwärts“. Eine unbekannte Person hatte die Rasierklinge mit Paketband präpariert. Er zog sich Verletzungen an Mittelfinger und Handrücken zu. Der Staatsschutz ermittelte daraufhin. „Wir passen auf jeden Fall auf. Nur noch Handschuhe und nicht mehr alleine, aber ich lasse mich davon nicht einschüchtern“, sagte er damals.

Gute Laune im Wahlkampf: Die SPD im Hamburger Stadtteil Hamm.

Im Nachhinein sei das auch ein Schlüsselmoment des Wahlkampfs gewesen, ordnet der Hamburger Sozialdemokrat den Vorfall ein. „Das hat uns als Team noch enger zusammengeschweißt“, glaubt er. Auch hätten er und seine Mitstreiter*innen sich davon ihre gute Laune nicht nehmen lassen. „Wir waren immer freundlich. Denn wie man in den Wald hineinruft, so schallt es zurück.“ 

Aydik berichtet von einem starken Zielgruppenwahlkampf. Gleichzeitig hätten sie versucht, in der gesamten Breite sichtbar zu sein. Klingt etwas nach der Quadratur des Kreises. Doch entscheidend sei aus Sicht des Hamburger Sozialdemokraten auch ein zeitlicher Vorsprung gewesen. „Wir waren schon draußen, da haben die anderen Parteien noch gar nicht an Wahlkampf gedacht.“

Mammutaufgabe wartet

Für ihn persönlich zahlte sich das mit fast 13.000 Personenstimmen besonders aus – zugleich das beste Ergebnis aller SPD-Kandidat*innen in Hamburg-Mitte. Für die nun beginnende politische Arbeit in der Bezirksversammlung hat er vor allem ein Thema im Blick. „Mir ist es sehr wichtig, die Ungleichheit im Stadtteil zu überwinden, alle gleichermaßen in den Blick zu nehmen und überall Begegnungsorte zu schaffen “, sagt er. Denn im Norden von Hamm gebe es die höchsten Einkommen, die geringste Arbeitslosigkeit und kaum Kinderarmut. Im südlichen Bereich des Stadtteils nehme jeder dieser Parameter sehr deutlich zum Negativen zu. Klingt nach einer Mammutaufgabe, die auf den erfolgreichen Wahlkämpfer wartet. 

Autor*in
Jonas Jordan
Jonas Jordan

ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo

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