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Sommer, Sonne, Landtagswahl: Endspurt für die Sachsen-SPD

Rund zwei Wochen vor den Landtagswahlen heißt es Endspurt im Wahlkampf der sächsischen SPD. Spitzenkandidatin und Staatsministerin Petra Köpping versucht bei Eis und Kaffee ins Gespräch zu kommen. Kann sie überzeugen?

von Finn Lyko · 16. August 2024
Zum Wahlkampf-Endspurt der SPD in Sachsen wurde mit Eis an den Infostand gelockt.

Zum Wahlkampf-Endspurt der SPD in Sachsen wurde mit Eis an den Infostand gelockt.

„Für wie viel Gratis-Eis würden Sie die SPD wählen?“ – so feixt ein Fernsehreporter am Donnerstagmittag in der Schlange vor der Eisdiele „San Remo“ in der Leipziger Innenstadt. Auf dem Schild vor einem Eiswagen steht: „Eis for free“, außerdem: „Sprecht mit Petra Köpping, Lars Klingbeil und Dirk Panter“. Was nach einem sommerlichen Bestechungsversuch klingt, ist der Versuch der sächsischen SPD und ihrer Spitzenkandidatin, ihre potenziellen Wähler*innen besser kennenzulernen.

Es ist ungewöhnlich trubelig vor der Eisdiele. Bei 30 Grad und Sonne nehmen viele Passant*innen das Angebot gerne an. Sie seien in erster Linie wegen dem Eis hier, sagen die meisten in der Schlange. Aber bleiben sie auch für ein Gespräch?

Kein leichtes Spiel 

Der sächsische Landtagswahlkampf ist kein einfacher für die Sozialdemokrat*innen. Die Stimmung ist spätestens seit den Ergebnissen der Europawahl im vergangenen Juni angespannt. Laut aktueller Insa-Umfrage könnten CDU (29 Prozent) und AfD (32 Prozent) die stärksten Kräfte werden, die SPD würde es nur knapp über die Fünf-Prozent-Hürde in den Landtag schaffen.

Hinzu kommt, dass bundespolitische Themen den Wahlkampf dominieren und auch die Menschen in Sachsen spalten. So auch am Donnerstagmittag vor der Eisdiele. „Frau Köpping finde ich super, aber diese ganzen Waffenlieferungen, da bekomme ich Bauchschmerzen“, sagt eine aufgebrachte Passantin mit einem Schokoladeneis in der Hand. Meint sie damit die Stationierung von US-Raketen in Deutschland? Stört sie sich an weiteren Waffenlieferungen an die Ukraine? Die Fragen bleiben unbeantwortet. Sie sei sich jedenfalls nicht sicher, ob sie die SPD noch wählen wolle. Vielen scheint es ähnlich zu gehen.

Ihr Pragmatismus beeindruckt

Doch für die Sozialdemokrat*innen in Sachsen stirbt die Hoffnung zuletzt. Neben Staatsministerin und Spitzenkandidatin Petra Köpping sind weitere namhafte Sozialdemokraten von allen politischen Ebenen am „San Remo“ vor Ort, um beim Wahlkampf mit anzupacken: Co-Parteivorsitzender Lars Klingbeil, Europaabgeordneter Matthias Ecke, Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung und der sächsische Landtagabgeordnete Dirk Panter.

Motiviert stellen sie sich verschiedenen Fragen der Passant*innen. Angeregt, aber stets auf Augenhöhe diskutiert die Spitzenkandidatin mit einer älteren Dame über mangelnde Psychotherapieplätze und Kinderbetreuung. Gemeinsam mit Lars Klingbeil spricht sie mit zwei Studenten über Probleme der Lehramts-Ausbildung und mit anderen Passant*innen über die Politik der SPD. Dabei hat sie für alle Anliegen entweder selbst Antworten oder passende Ansprechpartner parat.

Lars Klingbeil und Petra Köpping im Gespräch mit Leipziger Studenten

Und siehe da: Ihr Pragmatismus und ihre Schlagfertigkeit beeindrucken offenbar. Kaum wendet sich Köpping der nächsten Gruppe Passant*innen zu, zücken die beiden Lehramtsstudenten ihre Smartphones – zum Googlen. Sie seien nach der Mensa zufällig vorbeigekommen, der Name Petra Köpping hätte ihnen vorher nicht wirklich etwas gesagt, sagen sie. Sie wollen am ersten September wählen gehen, wüssten aber noch nicht, wen. Die SPD-Spitzenkandidatin habe sie nun überzeugt. „Sie will im Bildungsbereich was verbessern, und das ist mir wichtig“, sagt einer der beiden. „Da kam sie solide rüber“, pflichtet der andere ihm bei – möglicherweise wurden gerade zwei neue SPD-Wähler gewonnen.

Eng getakteter Wahlkampf

Nach rund zwei Stunden ist das Eis fast leer und der Trubel um das „San Remo“ legt sich langsam. Die Bilanz der Wahlkampfhelfer*innen: „Es lief gut heute.“ Für Petra Köpping und Lars Klingbeil geht es direkt im Anschluss weiter – mit einer Radtour durch den Leipziger Westen zum Sitz von „nextbike“ für einen Besuch. Anschließend geht es für die Spitzenkandidatin weiter zum Wahlforum der Industrie- und Handelskammer (IHK).

Der Wahlkampf der sächsischen SPD und ihrer Spitzenkandidatin ist eng getaktet. Bereits seit einem knappen Monat reist die Staatsministerin durch Sachsen, mal mit Unterstützung aus der Bundespolitik, mal alleine, mal für eine Podiumsdiskussion, mal für ihre „Marktplatztour“, bei der sie die Märkte des Bundeslands besucht, um dort mit den Menschen ins Gespräch zu kommen.

Auf einen Kaffee in Dresden

Ihre „Marktplatztour“ führt sie am nächsten Tag nach Dresden. Am Rande des Sachsenmarkts an der Lingnerallee hat die SPD einen Stand aufgebaut. Gedeckte Tische laden zu Kaffee und Kuchen ein – „Auf einen Kaffee mit Petra Köpping“ wirbt eine Tafel vor dem Stand. Das lassen sich einige Marktbesucher*innen nicht zweimal sagen.

Auch in Dresden kommen die Menschen mit verschiedenen, teils hochpersönlichen Anliegen auf die Staatsministerin zu. Erneut geht es um Therapieplätze, auch eine unzureichende medizinische Versorgung treibt die Menschen um. Viele wissen offenbar nicht, wer die richtigen Ansprechpartner*innen für ihre Probleme sind und fühlen sich überfordert. Und Petra Köpping hört zu. Sie zeigt sich empathisch und zugewandt, reagiert mit konkreten Vorschlägen und heitert ihre Gesprächspartner auch mal mit einem lustigen Spruch auf. Vor allem aber zeigt sie eine Menge Optimismus, auch wenn sie ihren Kaffee mit einem Augenzwinkern „schwarz und bitter, wie das Leben“ bestellt.

Das kommt gut an. Die Menschen bleiben, es scheint, sie fühlen sich ernst- und wahrgenommen. Ob das jedoch reichen wird, um gegen die emotional aufgeladene Rhetorik von rechten und populistischen Gruppen anzukommen, wird sich am ersten September an den Wahlurnen zeigen.

Autor*in
FL
Finn Lyko

ist Volontärin in der vorwärts-Redaktion.

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