Einstimmig nominiert: Kevin Kühnert soll SPD-Generalsekretär werden
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Es ist am Wahlabend kurz vor Mitternacht, in seinem Berliner Wahlkreis Tempelhof-Schöneberg liegt er vor seinen Kontrahent*innen von den Grünen und der CDU, und doch will Kevin Kühnert noch keine Glückwünsche annehmen. Es ist nur eine kleine Anekdote, die jedoch beispielhaft für einen der aufstrebenden Politiker des Landes steht. Einen, der zugleich ehrgeizig und demütig ist. Er hat sich abgerackert im Wahlkampf, Kühnert und sein Team haben von Juni bis September an rund 50.000 Haustüren geklingelt – einsamer Rekord in allen 299 Bundestagswahlkreisen.
Direkt in den Bundestag eingezogen
In der Nacht steht das Ergebnis schließlich fest: Der 32-Jährige setzt sich mit 27,1 Prozent gegen die frühere Grünen-Ministerin Renate Künast durch und zieht direkt in den Bundestag ein – so wie 48 weitere Jusos mit ihm. Dieser Ausgang der Bundestagswahl, dass Kühnert ein zentrales Versprechen wahr gemacht hat, das er vor rund zwei Jahren gegeben hatte, als er auf dem Juso-Bundeskongress in Schwerin mit einem Rekordergebnis wiedergewählt wurde: „Mit möglichst vielen Jusos auf allen Ebenen Verantwortung übernehmen“
Das soll Kühnert, der sein Amt als Juso-Vorsitzender nach einem tränenreichen Abschied Anfang des Jahres an Jessica Rosenthal übergeben hatte, künftig als Generalsekretär der SPD tun. Für dieses Amt hat ihn der Parteivorstand in seiner Sitzung am Freitagnachmittag einstimmig nominiert, wie dem „vorwärts“ aus Parteikreisen bestätigt wurde. Gewählt werden soll der Berliner Sozialdemokrat auf dem SPD-Parteitag am 11. Dezember. Da dieser aufgrund der Corona-Pandemie rein digital stattfindet, muss die dortige Abstimmung anschließend noch einmal durch eine Briefwahl bestätigt werden, was jedoch nur eine Formsache sein sollte.
K-Frage geklärt
Dem Parteivorstand der SPD gehört Kühnert bereits seit Dezember 2019 an. Damals wurde er nach einer fulminanten Rede, die für tosenden Applaus unter den Delegierten sorgte, auf dem Parteitag in Berlin zu einem von fünf stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Mit seinem Amtsvorgänger Lars Klingbeil verbindet Kühnert eine Freundschaft. Gemeinsam nehmen sie regelmäßig den Podcast „Die K-Frage“ auf. In der SPD scheint die K-Frage nun geklärt: Lars Klingbeil soll die Partei gemeinsam mit Saskia Esken führen, Kühnert ihm als Generalsekretär und Herausgeber des „vorwärts“ folgen.
Manuela Schwesig, Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, lobt im Interview mit dem Spiegel: „Kevin Kühnert gehört zur Zukunft dieser Partei, er kann nicht nur gute Reden halten, sondern ist auch inhaltlich sehr stark.“
Kühnert: „Verdammt große Fußstapfen“
Kühnert selbst sagt am Samstag in einer Videobotschaft, die er in den sozialen Medien veröffentlicht: „Das ist eine große Freude und Ehre für mich. Es sind aber auch verdammt große Fußstapfen, in die ich trete.“ Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans als Parteivorsitzende sowie Lars Klingbeil als Generalsekretär hätten „richtig heftig“ vorgearbeitet, die Partei zusammengeführt und den Erfolg dieses Jahres erst möglich gemacht. „Daran möchte ich gerne anknüpfen, wenn auch mit einem ganz eigenen Akzent“, hat Kühnert sich zum Ziel gesetzt.
Er als Generalsekretär sei er künftig der Anwalt der Partei nach außen und der Manager nach innen. Vor allem aber sei er für die Kampagnen der Partei verantwortlich. „Wenn die SPD mich zu ihrem Generalsekretär wählt, fängt für mich schon nächsten Samstag die Mission einer SPD-geführten Bundesregierung nach der nächsten Bundestagswahl an“, sagt Kühnert.
ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo