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Arnsberg: So kämpft die SPD um das Geburtshaus des Vorwärts-Gründers

Arnsberg in Nordrhein-Westfalen ist für die SPD vor Ort eine rote Trutzburg im schwarzen Sauerland – mit historischer Prominenz: Hier wurde „vorwärts“-Gründer Wilhelm Hasenclever geboren. Sorgen machen sich die Genossen aber um sein Geburtshaus.
von Benedikt Dittrich · 19. April 2022
Kämpfen für den Erhalt des Geburtshauses von Wilhelm Hasenclever: Frank Neuhaus (v.l.), Jens Hahnwald, Dorothee Brunsing-Aßmann, Rainer Mühlnickel und Ferdi Frank von der SPD in Arnsberg vor der alten Lohmühle.
Kämpfen für den Erhalt des Geburtshauses von Wilhelm Hasenclever: Frank Neuhaus (v.l.), Jens Hahnwald, Dorothee Brunsing-Aßmann, Rainer Mühlnickel und Ferdi Frank von der SPD in Arnsberg vor der alten Lohmühle.

Um zu wissen, wer Wilhelm Hasenclever war, muss man in der Geschichte weit zurückreisen, noch bis in die Zeit der Anfänge der SPD im Kaiserreich. Hasenclever, geboren am 19. April 1837, war im Laufe seines Lebens Reichstagsabgeordneter, zunächst für den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein (ADAV), später für die Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP). Bekannter war sein Mitstreiter, mit dem er 1876 den „vorwärts“ gründete: Wilhelm Liebknecht.

Dass Hasenclever inzwischen auch in seinem Geburtsort Arnsberg bekannt ist, dafür hat unter anderem Ferdi Franke gesorgt. „Ich habe mich damals an die Arbeit gemacht“, erinnert er sich. 1965 begann er mit der Suche, bat Historiker und Professoren um Hilfe, sammelte in den Stadtarchiven Unterlagen, sichtete Stadtpläne. Mit Erfolg: Franke machte das Geburtshaus ausfindig. 1987, zum 150. Geburtstag von Hasenclever wurde die Lohmühle an der Ruhr mit einer Gedenktafel bedacht, außerdem erschien ein kleines Büchlein, in dem Franke seine akribische Arbeit, die Unterstützung und viele kleine Details rund um Hasenclever niedergeschrieben hatte. „Das ist eben ein Stück Heimatgeschichte“, sagt der Arnsberger, der sich noch gut an die damalige Feierstunde erinnert, zu der aus dem ganzen Bundesgebiet Nachfahr*innen von Wilhelm Hasenclever anreisten.

Sorgen bereitet die Arnsberger Sozialdemokrat*innen allerdings der heutige Zustand des Geburtshauses. Es ist sichtlich in die Jahre gekommen, die Sozialdemokrat*innen bemühen sich seit geraumer Jahren darum, das Gebäude unter Denkmalschutz stellen zu lassen und so zu erhalten. Ausgang: Ungewiss, denn die Lohmühle ist in Privatbesitz.

Roter Fleck im schwarzen Sauerland

„Wir sind ein sehr geschichtsbewusster Verband“, meint Jens Hahnwald, Fraktionsgeschäftsführer des SPD-Stadtverbands Arnsberg, der sich aus vier Ortsvereinen und so rund 400 Mitgliedern zusammensetzt. Ihr aktuell größter Wahlerfolg: Mit Ralf Bittner zog 2018 ein Sozialdemokrat ins Arnsberger Rathaus ein – ein roter Bürgermeister inmitten des konservativ geprägten Sauerlands setzte sich vor vier Jahren in der Stichwahl durch. Der pflegt in diesen Tagen enge Kontakte zur Partnerstadt Olesno in Polen. Eine Verbindung, die laut Hahnwald schon seit 1991 besteht. „Die Zusammenarbeit läuft hervorragend“, erklärt er. Auch Geflüchtete aus der Ukraine hat die Stadt schon einige hundert aufgenommen, die Genoss*innen unterstützen seit Kriegsbeginn auch die Sammlung von Hilfsgütern, die per LKW gen Osten gebracht werden.

Die Solidarität mit der Ukraine fällt in eine Zeit, in der auch die politische Arbeit wieder aus dem Pandemie-Schlaf erwacht: In Arnsberg hoffen die Sozialdemokrat*innen, dass nach zwei Jahren Coronakrise so auch das Engagement vor Ort wieder an Fahrt aufnimmt. Direkte Treffen waren während der Pandemie ein Problem.

Unter dem Dach des Stadtverbands entwickelten die Ortsverbände unter anderem Gruppen wie einen kommunalpolitischen Arbeitskreis, um die Region wirtschaftlich attraktiver zu gestalten. Auch Fragen zur Infrastruktur und Angebote für Familien werden unter den Sozialdemokrat*innen diskutiert. „An der Verkehrsberuhigung beißt man sich leider oft die Zähne aus“, meint Hahnwald.

Wohnraum als Wahlkampfthema

Für die Landtagswahl im Mai steigt im Wahlkreis „Hochsauerland I“ ebenfalls ein Arnsberger in den Ring: Frank Neuhaus will sich unter anderem für neue Baugrundstücke für Wohnungen und Gewerbe einsetzen. „Von beiden haben wir zu wenig“, sagt er und verweist auf Fachkräftemangel in der Verwaltung, die die Gebiete ausweisen muss. Die mangelnde Attraktivität des öffentlichen Dienst will die NRW-SPD im ganzen Bundesland anpacken. (Wie die SPD Nordrhein-Westfalen zurückerobern will)

Rückenwind gibt den Arnsberger*innen das Ergebnis der vergangenen Kommunalwahl: Die Union gewann 2020 zwar, musste in Arnsberg aber deutlich Federn lassen. Daran wollen sie anknüpfen – und hoffen auf Unterstützung aus Berlin: Parteichef Lars Klingbeil will im Wahlkampf-Finale in Arnsberg vorbeischauen. „Wir lassen uns nicht unterkriegen“, sagt ein kampfeslustiger Neuhaus.

Autor*in
Benedikt Dittrich

war von 2019 bis Oktober 2022 Redakteur des „vorwärts“.

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