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In seinem neuen Buch schreibt Franz Müntefering über das Leben mit all seinen Facetten.
Ob über Alltag, Religion oder Politik. Ob in Reimen oder Essays: Mal ernst, mal mit Augenzwinkern, aber vor allem stets lebensbejahend sind die Gedanken, die Franz Müntefering zu Papier gebracht hat.
„Wer die Liebe zum Leben nicht verliert, gewinnt“, schreibt er in seinem neuen Buch „Nimm das Leben, wie es ist. Aber lass es nicht so.“ Wer es liest, wird schnell merken: Die Liebe zum Leben ist hier ein zentrales Motiv.
Der Vollblutpolitiker hat sich bereits in den 2000er-Jahren auch als Autor einen Namen gemacht. Jetzt ist sein drittes Buch erschienen. Es ist das kürzeste bisher, aber thematisch
umso vielfältiger. Auch das Thema Tod - das gilt auch für den eigenen - spart der ehemalige Vizekanzler nicht aus.
Alles, was sein Leben ausmacht
Viele der Texte in dem Band, der insgesamt in neun Kapitel gegliedert ist, wirken nachdenklich. Müntefering, Jahrgang 1940, regt Leser*innen zum Grübeln an – über Gegenwart und Zukunft, über das Älterwerden in der Gesellschaft und der Zeit, in der wir leben.
„Wie es mit den Menschen weitergeht entscheiden faktisch Menschen", schreibt er in seinem
Gedicht „Das Gute trifft das Böse“ und trifft so den Nerv der heutigen, von vielen Krisen geprägten Zeit.
Der Ex-Bundestagsabgeordnete schreckt vor keinem Thema zurück: In seinem Buch geht es um alles, was den Lebensweg und den Blick von Franz Müntefering ausmacht, stets geprägt von einer sozialdemokratischen Perspektive.
Wie Demokratie gelingen kann
Müntefering bleibt politisch und wird persönlich. So zum Beispiel in seinem Text „Fortschritt als individuelle Lebensleistung“. Hier schreibt der Sozialdemokrat: „Die Gedanken
sind frei. Aber sie lösen keine Probleme. Das müssen wir Menschen selbst
tun. Zusammen mit anderen. Dann kann Demokratie gelingen. Das kann in
der Demokratie gelingen.“ Es ist eine Erinnerung an alle Leser*innen, dass Demokratie von der gemeinsamen Beteiligung vieler lebt.
Aspekte wie aktives Handeln, Kompromisse finden und solidarischer Zusammenhalt lassen sich an vielen Stellen wiederfinden und machen dabei die politische Ausrichtung des Autors deutlich.
Gleichzeitig zeigt sich Müntefering in dieser Textsammlung nicht nur als ehemaliger Politiker, sondern auch von einer viel persönlicheren Seite. Insbesondere über das Älterwerden schreibt er
mit besonderem Feingefühl.
In Texten wie „Fragezeichen ‚Ruhestand‘“, „Wie lange dauert die Gegenwart?“, „80 Plus“
oder „Tagesordnung Sterbetag“ setzt sich Franz Müntefering aus seiner ganz persönlichen und lebensbejahenden Perspektive mit dem Leben und seinem eigenen Tod auseinander. Das sind keineswegs leichte Themen, und dennoch schrecken sie beim Lesen nicht ab.
Kurzweilige Denkenanstöße
„Nimm das Leben, wie es ist. Aber lass es nicht so.“ ist ein facettenreiches Buch, das weder vor dem Politischen noch dem Persönlichen zurückschreckt. Aber vor allem ist es eines: kurzweilig. Wer
nach Unterhaltung sucht und gleichzeitig zum Nachdenken angeregt werden möchte, ist mit Franz Münteferings Textsammlung gut beraten.