Zum 80. Geburtstag: Die besten Zitate von Franz Müntefering
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32 Jahre Bundestagsabgeordneter, SPD-Bundesgeschäftsführer, Generalsekretär, zweimal Parteivorsitzender, Landes- und Bundesminister, Vizekanzler und seit 2013 Präsident des Arbeiter-Samariter-Bundes – Franz Müntefering hat in 80 Lebensjahren kaum ein politisches Amt ausgelassen. Gleichzeitig hat der pointierte Sauerländer häufig mit Zitaten auf sich aufmerksam gemacht, die bis heute in der SPD und darüber hinaus gerne wiedergegeben werden.
„Opposition ist Mist. Lasst das die anderen machen – wir wollen regieren.“
Dieser bis heute unter Sozialdemokrat*innen und darüber hinaus viel zitierte Satz stammt vom Sonderparteitag 2004 in Berlin. Damals bewarb sich Franz Müntefering zum ersten Mal als Parteivorsitzender, nachdem Gerhard Schröder seinen Rückzug von der SPD-Führung angekündigt hatte. Müntefering bekam für seine Rede großen Applaus und später mit 95,1 Prozent das beste Ergebnis einer Vorsitzendenwahl seit 13 Jahren.
„Das ist das schönste Amt neben dem Papst – Vorsitzender der SPD zu sein.“
Für den Katholiken aus dem Sauerland war die Rangfolge der bedeutendsten Ämter immer klar: erst Papst, dann SPD-Vorsitzender. Das gefiel ihm so gut, dass Müntefering gleich zweimal an der Spitze der ältesten Partei Deutschlands stand, von 2004 bis 2005 und von 2008 bis 2009.
„Wir müssen uns jetzt darauf konzentrieren, das Spiel zu gewinnen, und nicht überlegen, mit wem wir nachher duschen gehen.“
Diese Aussage traf Müntefering im Juni 2005 während des Bundestagswahlkampfes auf die Frage nach einer möglichen großen Koalition. Es war einer der kürzesten Wahlkämpfe in der Geschichte der Bundesrepublik. Nachdem der Bundestag Ende Juli aufgelöst worden war, wurde bereits im September gewählt. Der SPD gelang eine beeindruckende Aufholjagd. Nach zwischenzeitlich nur 26 Prozent in Umfragen kam sie letztlich auf gut 34 Prozent und verfehlte nur knapp den Wahlsieg.
„Milch und Honig werden nicht fließen. Gesundes Brot und ordentlicher Aufstrich werden aber da sein.“
Nach der Bundestagswahl 2005 verhandelte die SPD mit der Union über die Bildung der ersten großen Koalition seit 1969. Dass dieses Bündnis keine Liebesheirat sein würde, brachte Müntefering bereits im Oktober 2005 mit diesem Zitat zu den Koalitionsverhandlungen auf den Punkt.
„Da muss man kein Mathematiker sein. Da reicht Volksschule Sauerland, um zu wissen: Wir müssen irgendetwas machen.“
In der ersten großen Koalition unter Angela Merkel wurde Franz Müntefering Arbeits- und Sozialminister und Vizekanzler. Im Januar 2006 begründete er die vorgeschlagene Erhöhung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre unter anderem mit diesem Zitat.
„Manche Finanzinvestoren verschwenden keinen Gedanken an die Menschen, deren Arbeitsplätze sie vernichten. Sie bleiben anonym, haben kein Gesicht, fallen wie Heuschreckenschwärme über Unternehmen her, grasen sie ab und ziehen weiter. Gegen diese Form von Kapitalismus kämpfen wir.“
Münteferings berühmter Heuschrecken-Vergleich in einem Interview mit der BILD im April 2005 sorgte für Diskussionen. Innerhalb der SPD gewann er mit diesen kapitalismuskritischen Äußerungen große Sympathien.
„Ich kann nur kurze Sätze.“
Müntefering selbst beschrieb seine rhetorischen Fähigkeiten treffend, Dinge auf den zu formulieren.
„Demokratie kennt keinen Schaukelstuhl. Solange der Kopf klar ist, ist man mitverantwortlich.“
Dieses Zitat stammt aus einer Rede Münteferings im Jahr 2013. Auch mit 80 Jahren beteiligt er sich aktiv am politischen Geschehen und ist seit 2013 Präsident des Arbeiter-Samariter-Bundes, der mehr als 1,2 Millionen Mitglieder hat. Außerdem ist er Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen.
„Ich habe eins versprochen: Ich schreibe nie ein Buch. Ich halte nichts von diesen psychopathologischen Bemühungen, alles aufzuschreiben und aufzuarbeiten.“
Das sagte Müntefering im November 2005, als er sich nach nur einem Jahr als Vorsitzender von der Parteispitze der SPD zurückzog. Es blieb eines der wenigen Dinge, an die sich der Sauerländer in seinem Leben nicht hielt. Im März 2019 veröffentlichte er das Buch „Älterwerden: Unterwegs in dieser Zeit“.
ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo