Buchtipp „Einfach selbst bestimmt“: Mit Fakten gegen Vorurteile
Trans* Personen sind vielen Vorurteilen und Angriffen ausgesetzt. Ein neues Buch setzt nun Fakten dagegen. „Einfach selbst bestimmt“ zeichnet ein unaufgeregtes und differenziertes Bild vom Leben jenseits der Geschlechternormen.
IMAGO / Müller-Stauffenberg
Auch heutzutage sind trans* Personen oftmals mit Vorurteilen konfrontiert. Das Buch "Einfach selbst bestimmt" soll dazu beitragen, diese abzubauen.
Bereits im Frühjahr war klar: Das Selbstbestimmungsgesetz wird kommen – ab dem ersten November soll es das Transsexuellengesetz ablösen. So wird 2024 zu einem bewegten Jahr für trans* Personen, weit über den „Pride Month“ Juni und die vielen Veranstaltungen zum Christopher Street Day hinaus.
Doch trotz allem Grund zum Feiern, sorgen Themen rund um die Vielfalt von Geschlechtsidentitäten in vielen Teilen der Gesellschaft auch nach wie vor für hitzige Debatten – Debatten, die trans* Personen immer wieder in die Position bringen, sich für ihre Identität rechtfertigen zu müssen.
Denn zwischen der faktisch falschen Argumentation, das Selbstbestimmungsgesetz würde es Minderjährigen ermöglichen, ohne weiteres eine medizinische Geschlechtsangleichung vornehmen zu lassen und den blanken Vorwürfen, trans* Personen würden sich Vorteile im Sport erschleichen oder in Räume für Frauen „eindringen“ wollen, bleibt oftmals wenig Raum für eine sachliche Betrachtung der Fakten. Dabei wäre das bei diesem Thema besonders wichtig.
Verschiedene Themen und Perspektiven
Doch zum Glück bietet nun ein neues Buch genau das. „Einfach selbst bestimmt – Texte zur Lebensrealität jenseits der Geschlechternormen“ setzt mit 20 Texten dem Mangel an Sachlichkeit konkrete Informationen entgegen. Mal fachlich, mal persönlich, aber stets unaufgeregt und faktenbasiert setzt sich jeder Text des Buchs mit unterschiedlichen Aspekten der Lebensrealitäten von trans* Personen auseinander. So beinhaltet das Buch beispielsweise ein Gespräch mit einem 13-jährigen trans* Mädchen und ihren Eltern, eine umfangreiche Einordnung zum Thema „Detransition“, also dem Weg zurück zum Geschlecht vor der Angleichung, und Informationen zum rechtlichen Status nichtbinärer Personen.
Die Herausgeberinnen Janka Kluge und Julia Monro wollen nach eigener Aussage mit dem Buch Menschen eine Orientierung an die Hand geben und Vorurteile abbauen – und das gelingt ihnen auch. Denn die verschiedenen Texte in ihrem Buch vermitteln Wissen auf Augenhöhe und mit einer teils entwaffnenden Ehrlichkeit – ohne die Leser*innen dabei je zu bevormunden.
Ein Blick über den eigenen Tellerrand
So schafft es „Einfach selbst bestimmt“ zu informieren und gleichzeitig Empathie zu schaffen. Die Texte stellen der oftmals tiefsitzenden Angst vor dem Unbekannten Fakten entgegen, und gehen so einen ersten wichtigen Schritt weg von den doch meist dominierenden Vorurteilen, indem sie Leser*innen die Möglichkeit geben, über den eigenen Tellerrand hinauszublicken.
Janka Kluge, Julia Monro (Hrsg.): Einfach selbst bestimmt – Texte zur Lebensrealität jenseits der Geschlechternormen, KiWi 2024, 304 Seiten, 15 Euro