Warum Olaf Scholz auf grünen Wasserstoff aus Afrika setzt
Kay Nietfeld
Gemeinsame Interessen: Bundeskanzler Olaf Scholz und Svenja Schulze, Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, mit afrikanischen Staats- und Regierungschef*innen in Berlin.
Mit gut vier Milliarden Euro wird die Bundesregierung bis zum Jahr 2030 die gemeinsame EU-Afrika-Initiative für grüne Energie unterstützen. Das kündigte Bundeskanzler Olaf Scholz während der Konferenz der Initiative Compact with Africa an. Scholz verwies zudem auf weitere Unterstützung durch europäische Partner.
Scholz betonte vor Journalist*innen gemeinsame Interessen. Deutschland müsse Wasserstoff aus Afrika importieren, wenn es die Klimaneutralität erreichen wolle. Doch gehe es nicht nur um den Export. „Vor allem sollten auch alle Afrikaner und Afrikanerinnen Zugang zu nachhaltiger Energie erhalten“, so Scholz. „An der grundlegenden Reform dieser Zukunftsbremse führt kein Weg vorbei.“ Unsere klare Botschaft an die Compact with Africa-Staaten: Produziert grünen Wasserstoff - und Ihr werdet mit uns verlässliche Abnehmer haben.“
Neue Partnerschaft vereinbart
Um das Ziel einer engeren Partnerschaft mit dem Nachbarkontinent mit Leben zu erfüllen, bahnte die Bundesregierung am Rande des Gipfeltreffens eine konkrete Kooperation an. Svenja Schulze, Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, und Adama Coulibaly, Finanzminister der Côte d'Ivoire, unterzeichneten eine Klima- und Entwicklungspartnerschaft. Im Zentrum stehen unter anderem Investitionen in Stromnetze und Solarenergie sowie der Waldschutz.
Die ivorische Regierung will die erneuerbaren Energien ausbauen und damit die CO₂-Emissionen des Landes reduzieren. Die Energieeffizienz soll gesteigert sowie Übertragungsverluste durch Investitionen in die Stromnetze reduziert werden. Dies geschieht künftig mit Unterstützung aus Deutschland.
Ferner soll ein weiteres Solarkraftwerk und eine neue Übertragungsleitung entstehen. Im Juni war das erste, durch Deutschland und die EU finanzierte Solarkraftwerk des Landes ans Netz gegangen. Ein Ausbau der Anlage sei bereits geplant.
Signal an Weltklimakonferenz
Zudem wird die Regierung des westafrikanischen Landes dabei unterstützt, bis 2030 bis zu drei Millionen Hektar Waldfläche wiederherzustellen und bis 2045 die Waldfläche auf 20 Prozent der Landesfläche zu erhöhen. Rund 60 Prozent der Waldflächen Côte d'Ivoires wurden in den vergangenen 40 Jahren gerodet. Hauptursache für die Entwaldung ist die Ausdehnung landwirtschaftlicher Anbauflächen. Mit der Klima- und Entwicklungspartnerschaft sollen bestehende Waldgebiete besser geschützt werden.
„Côte d'Ivoire hat sich ehrgeizige Ziele beim Klimaschutz gesetzt und baut dafür zu Recht auf internationale Unterstützung“, ließ Schulze mitteilen. „Das betrifft den Schutz der Wälder, die Wiederbewaldung, aber auch den Ausbau der Solarenergie.“ Die neue Kooperation sei auch ein Signal an die Weltklimakonferenz, die kommende Woche in Dubai beginnt. „Gemeinsam können Europa und Afrika beim Klimaschutz mehr erreichen als getrennt“, so Schulze. Die Partnerschaft werde durch einen kontinuierlichen Dialog zur Überprüfung politischer Reformen und gemeinsamer Projekte begleitet.
Die Initiative Compact with Africa (CwA) entstand im Jahr 2017 im Rahmen der deutschen G20-Präsidentschaft. Das Ziel der Kooperation zwischen G20-Staaten und den afrikanischen Partnerländern: Durch Verbesserungen der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sollen mehr ausländische (und private) Investitionen in diese Staaten gelenkt werden.
Afrikanische Union: Zugang zu Krediten erleichtern
Genau daran hapert es bislang. Bei dem Gipfeltreffen in Berlin forderten afrikanische Staats- und Regierungschefs, den Zugang zu Krediten für Investoren zu erleichtern. „Das gegenwärtige internationale Finanzsystem ist ein wesentliches Hindernis dafür, privates Kapital zu mobilisieren und dadurch die Entwicklung der afrikanischen Volkswirtschaften zu finanzieren“, sagte Azali Assoumani, der Präsident der Afrikanischen Union.