Harris oder Trump: Was Sie zur Wahl in den USA wissen müssen
Mit Spannung blickt die Welt in die USA, wo am 5. November gewählt wird. Wann ist mit einem Ergebnis zu rechnen? Und wo dürfte sich die Wahl entscheiden? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.
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Sie oder er? Am Dienstag stimmen die USA darüber ab, wer neue*r Präsident*in wird.
Kamala Harris oder Donald Trump? Über diese Frage entscheiden die Amerikaner*innen an diesem Dienstag. Wird die bisherige Vize-Präsidentin das erste weibliche Staatsoberhaupt der USA oder gelingt dem Präsidenten von 2017 bis 2021 der Wiedereinzug ins Weiße Haus? Diese Frage beschäftigt nicht nur die Menschen in den USA, sondern auch weltweit. Schließlich geht es um das mächtigste politische Amt, das global zu vergeben ist.
Wann findet die Wahl in den USA statt?
Einfache Antwort: an diesem Dienstag. Doch da es in den USA neun Zeitzonen gibt, haben die ersten Wahllokale an der Ostküste bereits um elf Uhr vormittags deutscher Zeit geöffnet. Die letzten auf Hawaii werden erst am Mittwoch um sieben Uhr morgens deutscher Zeit schließen.
Wie wird abgestimmt?
Anders als etwa in Deutschland bei der Bundestagswahl, geht es in den USA darum, eine Mehrheit im jeweiligen Bundesstaat zu erringen. Davon gibt es insgesamt 50 und je mehr Menschen dort wohnen, desto mehr Wahlfrauen und -männer stellt ein Bundestaat – von Wyoming mit drei Wahlleuten bis Kalifornien mit 54. Gemeinsam bilden sie das „Electoral College“, das im Dezember den oder die Präsident*in wählt (siehe unten).
Wer am Dienstag in einem Bundesstaat die meisten Wähler*innenstimmen erhält, gewinnt dort alle Wahlleute, das heißt sie müssen im „Electoral College“ für den Kandidaten stimmen, der im Bundesstaat die meisten Stimmen erhalten hat. Das kann am Ende dazu führen, dass ein Kandidat zwar auf die gesamten Vereinigten Staaten bezogen die meisten Stimmen erhalten hat, aber trotzdem nicht die Mehrheit der Wahlleute hinter sich vereinigen kann. Das war zuletzt bei Hillary Clinton 2016 der Fall.
Das Electoral College besteht aus 538 Wahlleuten. Wer also 270 Wahlleute hinter sich versammeln kann, hat die Präsidentschaftswahl gewonnen.
Wo entscheidet sich die Präsidentschaftswahl?
Die allermeisten der 50 Bundesstaaten sind seit Jahrzehnten fest in demokratischer oder in republikanischer Hand, ihre Wahlleute werden also sicher für Harris beziehungsweise Trump stimmen. Entscheidend wird deshalb das Abstimmungsverhalten in den sieben sogenannten Swing Staates Pennsylvania, Wisconsin, Michigan, Georgia, North Carolina, Arizona und Nevada werden. Hier sind die Wähler*innen gespalten. In allen Staaten sagen Demoskop*innen ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Kamala Harris und Donald Trump voraus. Eine Vorentscheidung dürfte ein Sieg in Pennsylvania bringen. Hier geht es um die Stimmen von 19 Wahlleuten.
Wann ist mit einem Ergebnis zu rechnen?
Das hängt davon ab, wie klar der Vorsprung von Kamala Harris oder Donald Trump in den Swing States ist. Liegt einer der beiden deutlich vorn, kann bereits am Mittwochmorgen deutscher Zeit feststehen, wer die Wahl gewonnen hat. Das war zuletzt 2016 beim Sieg Trumps gegen Hillary Clinton so. Ist das Rennen in den Swing Staates knapp, kann sich die Bekanntgabe des Ergebnisses auch mehrere Tage hinziehen. Wie bei der Wahl Joe Bidens im Jahr 2020.
Wo kann man in Deutschland die Wahl verfolgen?
In den USA gibt es auf allen Fernsehsendern eine Live-Berichterstattung mit den Ergebnissen aus den Bundesstaaten in Echtzeit. Aber auch das deutsche Fernsehen fährt groß auf. So berichtet die ARD ab 1 Uhr nachts live. Im ZDF geht es bereits eine halbe Stunde früher los. Beides ist auch kostenfrei im Livestream im Internet zu empfangen. Auch RTL und ntv berichten ab 1 Uhr deutscher Zeit live. Sat.1 und Pro Sieben berichten bereits ab Mitternacht.
Wie geht es nach der Wahl weiter?
Nach der Präsidentschaftswahl an diesem Dienstag tritt am 17. Dezember die Versammlung der Wahlleute, das „Electoral College“, zusammen, um den oder die Präsident*in offiziell zu wählen. Das Ergebnis wird am 6. Januar 2025 bekanntgegeben. Am 20. Januar wird dann der oder die Nachfolger*in von Joe Biden in Washington vereidigt und tritt für vier Jahre sein Amt an.
Was wird sonst noch am 5. November gewählt?
Neben der Präsidentschaftswahl findet in den USA an diesem Dienstag auch die Wahl der 435 Abgeordneten des Repräsentantenhauses (vergleichbar mit dem Bundestag) und von 34 der 100 Mitglieder des Senats statt. Beide Kammern zusammen bilden den Kongress. Vorhersagen sehen gute Chancen für die Republikaner von Donald Trump, hier eine Mehrheit zu bekommen, was eine Präsidentschaft der Demokratin Kamala Harris erschweren würde.
Dirk Bleicker | vorwärts
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.