Inland

Wie Karl Lauterbach den Medikamente-Mangel bekämpfen will

Das Bundesgesundheitsministerium hat einen Mangel an antibiotikahaltigen Säften für Kinder bekannt gemacht. Karl Lauterbach möchte Lieferengpässe mit einem Gesetz bekämpfen – der Bundestag muss es es noch beschließen. Was sieht der Plan vor?
von Sebastian Thomas · 5. Mai 2023
An Weihnachten vergangenen Jahres zunehmend Mangelware: Fiebersaft für Kinder. Das dürfe nicht mehr passieren, findet Dagmar Schmidt, stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion.
An Weihnachten vergangenen Jahres zunehmend Mangelware: Fiebersaft für Kinder. Das dürfe nicht mehr passieren, findet Dagmar Schmidt, stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion.

In Deutschland herrscht ein Mangel an Medikamenten für Kinder. Das ist nun sogar offiziell – zumindest für antibiotikahaltige Säfte. Vor kurzem veröffentlichte das Bundesgesundheitsministerium eine entsprechende Meldung im Bundesanzeiger. Diese Maßnahme fußt auf einem Frühwarnsystem beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte.

Zeitnah auf den Mangel an Kindermedikamente reagieren

Durch die Meldung können Landesbehörden zeitnah auf den Mangel reagieren. Damit war zeitgleich eine weitere Maßnahme verbunden: Die im Normalfall strengen Regeln für die genannten Medikamente wurden für einen bestimmten Zeitraum gelockert. So können Medikamente aus anderen Ländern – ohne deutsche Verpackung – auch in Deutschland von Apotheken verkauft werden.

Als Gründe für die Lieferschwierigkeiten nannte das Gesundheitsministerium unter anderem „Engpässe bei Grundstoffen“ oder „Produktionsprobleme“. Bereits Anfang April hatte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ein Gesetz auf den Weg gebracht, was die Engpässe bei der Medikamentenversorgung beseitigen soll. Allein der Bundestag muss es nur noch beschließen.

Unter anderem sieht das Gesetz vor, dass bei Kindermedikamenten keine Fest- und Rabattverträge gelten sollen. Pharmaunternehmen könnten höhere Preise für die erwähnte Arznei verlangen – diese Maßnahme ist als Anreiz gedacht, damit es für die Firmen attraktiver wird, Kindermedikamente herzustellen.

Gesetz soll Arzneimittelversorgung sichern

Darüber hinaus soll gerade bei Antibiotika nicht der günstigste Produzent den Zuschlag erhalten, sondern auch Hersteller aus Europa – so will man unabhängiger von Produktionsstätten in China und Indien werden. Ganz werde das Gesetz jedoch die Probleme bei der Versorgung mit Arzneimitteln nicht lösen. „Das liegt daran, dass die Gründe für Arzneimittellieferengpässe sehr komplex sind und wir globale Trends und Ereignisse politisch nur begrenzt Einfluss nehmen können“, erklkärt Martina Stamm-Fibich, Patient*innenbeauftragte der SPD-Bundestagsfraktion.

„Wir sehen zum Beispiel, dass sich mit der steigenden Komplexität der globalen Lieferketten im Arzneimittelsektor gleichzeitig die Fehleranfälligkeit und damit auch das Risiko von Produktionsausfällen erhöht.“ Weiterhin erleben man seit einigen Jahren eine sehr starke Konzentration des Marktes auf einige wenige Wirkstoffhersteller.

Das erhöhe die Anfälligkeit für Arzneimittelengpässe, da bei einem Produktionsausfall die fehlenden Kapazitäten nicht durch andere Hersteller ausgeglichen werden könnten. „Verschärfend kommt hinzu, dass die geringe Zahl an Herstellern ihre zur Produktion notwendigen Ressourcen häufig vom selben Lieferanten beziehen.“ Mit dem Gesetz ziele man eher auf den Erhalt des Status quo ab, indem die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Hersteller verbessert und weitere Marktrückzüge vermieden würden, erklärt Martina Stamm-Fiebich.

Situationen, wie an Weihnachten, als Fiebersaft knapp wurde, vermeiden

Hoffnungen setze man in den Bereich des Monitoring, der Früherkennung und der Meldepflichten. Das Gesetz könne einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, dass Gegenmaßnahmen schneller und zielgerichteter implementiert werden könnten. „Situationen wie um Weihnachten, als Fiebersäfte für Kinder vorübergehend nicht mehr vorrätig waren, darf es nicht mehr geben“, erklärt Dagmar Schmidt, stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion.

Auch in schwierigen Zeiten müsse sichergestellt sein, dass Medikamente in der Fläche verfügbar seien. Bei Ausschreibungen zur Wirkstoffproduktion müssten die EU und der europäische Wirtschaftsraum nun besonders berücksichtigt werden. „Apotheken dürfen zukünftig leichter wirkstoffgleiche Arzneimittel an Patient*innen abgeben, sollte es zu Engpässen kommen“, erklärt sie.

Ein ganz wichtiger Punkt in diesem Zusammenhang: Zudem werde ein Frühwarnsystem eingeführt, das rechtzeitiges Handeln bei befürchteten Lieferschwierigkeiten ermöglicht. Damit wolle man die die Arzneimittelversorgung in Deutschland sichern.

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