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„Stop Repeating Stories“: Mit Künstlicher Intelligenz gegen Antisemitismus

Kurz vor dem Holocaust-Gedenktag hat der Zentralrat der Juden eine Kampagne gegen den wachsenden Antisemitismus gestartet. Künstliche Intelligenz spielt dabei eine entscheidende Rolle.

von Kai Doering · 26. Januar 2024
Damals und heute: Mit der Kampagne „Stop Repeating Stories“ will der Zentralrat der Juden auf den zunehmenden Antisemitismus hinweisen.

Damals und heute: Mit der Kampagne „Stop Repeating Stories“ will der Zentralrat der Juden auf den zunehmenden Antisemitismus hinweisen.

„Den Davidstern an meiner Tür habe ich schon von der Straße aus gesehen. Hab sofort gewusst, was das bedeutet in diesen Zeiten“, erzählt Lea aus Hamburg. Die alte Frau schaut dabei mit festem Blick in die Kamera. Als sie weiterspricht und über die Reaktionen ihrer Freunde und Nachbarn berichtet, verjüngen sich ihre Gesichtszüge zusehends. Auch ihre Stimme verändert sich. Am Ende des 40-seikündigen Videos blickt einen die 22-jährige Lea aus Hamburg an.

Schuster: „Antisemitismus ist real.“

Verkörpert wird sie von einer Schauspielerin. Eine Künstliche Intelligenz hat sie altern lassen. Im Video wird der Prozess rückwärts abgespielt. Was die Frau berichtet, hat sich genau so zugetragen. Es ist Teil eines Berichts einer Jüdin über ihre persönlich erlebten antisemitischen Anfeindungen im Deutschland des Jahres 2023. Dass er wie ein Zeitzeuginnenbericht aus der Zeit des Nationalsozialismus erscheint, ist Absicht und Teil der Kampagne „Stop Repeating Stories“ (Hör auf, Geschichten zu wiederholen“), die der Zentralrat der Juden gestartet hat.

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„Wir wollen mit dieser Kampagne deutlich machen, dass Antisemitismus real ist, dass er Jüdinnen und Juden in ihrem Alltag trifft“, erklärt der Präsident des Zentralrats Josef Schuster die Idee. Die Zahl antisemitischer Übergriffe steigt in Deutschland seit Jahren. Nach dem Massaker der Hamas in Israel am 7. Oktober vergangenen Jahres erreichte sie einen neuen Höhepunkt.

Internetseite mit Handlungsempfehlungen

Mit der Kampagne will der Zentralrat auf diesen täglichen Antisemitismus hinweisen. Die Parallelen zur Nazi-Zeit werden dabei bewusst gezogen. „Wie es anfängt, erinnert an damals. Wie es weitergeht, entscheidest du“, heißt es am Ende des Videos. „Ich erhoffe mir dadurch mehr Empathie der Gesamtgesellschaft über den Antisemitismus der Gegenwart, gerade in Zeiten des öffentlichen Gedenkens an die Shoa“, erklärt Zentralratspräsident Schuster. Am 27. Januar wird international der „Holocaust-Gedenktag“ begangen.

In den kommenden Wochen sollen weitere Filme mit Berichten über erlebten Alltagsantisemitismus folgen. Sie werden über die sozialen Medien verbreitet und auf einer Internetseite gesammelt gezeigt. Zudem gibt es hier umfangreiches Informationsmaterial zum Thema Antisemitismus. Im Mittelpunkt stehen dabei Handlungsempfehlungen, wie Menschen jüdischen Glaubens bei Anfeindungen unterstützt werden können.

Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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