Die SPD muss aktiver werden: für den Tierschutz und gegen Massentierhaltung.
Als es 2011 nach dem Dioxinskandal zu einer großen Demonstration gegen die Massentierhaltung kam, sprach die Zeit von einem „Aufstand der Anständigen“. Von der SPD war damals wenig zu sehen. Anständig war die deutsche Sozialdemokratie in dieser Hinsicht noch nie. Dabei hätte gerade sie allen Grund dazu.
3,2 Prozent der deutschen Bevölkerung lebt vegetarisch. Und es werden immer mehr. Die Mitglieder des Vegetarierbundes haben sich seit 2004 verdreifacht. Mit der SPD verhält es sich hingegen eher umgekehrt. Und vielleicht liegt das auch daran, dass sie alternativen Lebensstilen nicht aufgeschlossen ist. In unserer Gesellschaft tut sich etwas, das der SPD verborgen bleibt.
In der Bundesrepublik Deutschland essen noch immer 85 Prozent der Bevölkerung nahezu täglich Fleisch. Im größten Geflügelbetrieb Europas, der sich im niedersächsischen Wietze befindet, werden stündlich 27 000 Tiere geschlachtet, 135 Millionen im Jahr. Und so sieht es nicht erst seit gestern aus in der Welt der industriellen Fleischerzeugung. Die Folgeschäden der massenhaften Tierproduktion sind ein Problem, das man politisch angehen muss.
Warum die SPD? Die SPD schreibt sich Freiheit, Gleichheit und Solidarität auf die Fahne. Sie kämpft seit mehr als einem Jahrhundert gegen Unterdrückung und Diskriminierung. Doch scheinbar immer nur aus einer anthropozentrischen Perspektive. Als würde es einer Kuh Spaß machen zwangsbefruchtet, eingesperrt und in LKW durch die Gegend gekarrt, um schließlich unter Todesängsten gemeuchelt zu werden. Letzteres wird übrigens nicht besser, weil sie ein glückliches Leben hatte. Dass Gerechtigkeit nicht beim Menschen aufhört, darauf scheint die SPD noch nicht gekommen zu sein.
Auch ohne Fleischskandale gibt es genug Gründe, etwas gegen die Massentierhaltung zu tun. Die Fleischproduktion trägt zu einem Großteil des CO2-Ausstoßes bei. Um die Tiere vor Erkrankungen zu schützen, werden sie mit Antibiotika vollgepumpt. Gefährliche Erreger werden deshalb resistent gegen das wichtigste Medikament für den Menschen.
Man könnte bescheiden beginnen und auf Parteitagen vegane und vegetarische Alternativen fördern. Das gleiche gilt für die Mensen der Landtage und des Bundestages. Und wenn die Albert-Schweitzer-Stiftung wieder eine Anfrage startet, könnte die SPD äußern, sich aktiver für den Tierschutz und die vegetarische Lebensweisen einzusetzen.
Das würde doch zumindest ein Bewusstsein schaffen, dass hier etwas schief läuft. Für die SPD ist es an der Zeit zu sagen: „So long, Currywurst!“
ist Pressesprecher der Juso-Hochschulgruppe Karlsruhe und Chefredakteur des Juso-Hochschulmagazins „Der Kontrabass“.