Parteileben

Weihnachtsgrüße mit SPD-Kühlschrank: Wie sich Michael Roth verabschiedet

Er hatte die SPD-Bundestagsfraktion als „Kühlschrank“ bezeichnet. Auf seiner Weihnachtskarte nimmt sich der Abgeordnete Michael Roth nun selbst aufs Korn. Doch auch einige Parteifreund*innen bekommen ihr Fett weg.

von Kai Doering · 19. Dezember 2024
Weihnachtskarte des SPD-Abgeordneten Michael Roth: Mit einer ordentlichen Winterjacke und warmen Gedanken durch die Kälteperiode

Weihnachtskarte des SPD-Abgeordneten Michael Roth: Mit einer ordentlichen Winterjacke und warmen Gedanken durch die Kälteperiode

Wenn am 23. Februar ein neuer Bundestag gewählt wird, tritt Michael Roth nicht nochmal an. Seinen Ausstieg aus der Politik hatte der 54-Jährige bereits im Frühjahr angekündigt. „Ich habe den Biss nicht mehr. Ich spüre eine innere Distanz zum Betrieb. Jetzt ist mal Schluss mit Politik. Das ist ein gutes Gefühl“, sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im März im Interview mit dem „Stern“. Wegen eines Burnouts hatte Roth im Sommer 2022 bereits eine längere Auszeit genommen.

„Saure Sozen“-Gurken und „Saskia“-Mineralwasser

Seinen Rückzug aus der Politik begründete Roth im Stern-Interview auch mit einer zunehmenden Entfremdung von der Politik. „Wenn die Tür zum Fraktionssaal aufging, hatte ich zuletzt den Eindruck, ich steige in einen Kühlschrank“, sagte Roth, der vor allem wegen seiner Haltung in der Ukraine- beziehungsweise Russland-Politik immer wieder in der SPD aneckte.

Das Motiv des Kühlschranks greift er nun auf seiner diesjährigen Weihnachtskarte auf. Darauf ist Roth selbst in roter Winterjacke mit Weihnachtsmann-Mütze und dampfender Tasse vor einem geöffneten roten Kühlschrank zu sehen. In der Kühlschrank-Tür steht ein Glas „Saure Sozen“-Gurken und eine Flasche Mineralwasser der Marke „Saskia“. Diese wird vom Discounter Lidl verkauft, dürfte aber auch eine Anspielung auf die SPD-Vorsitzende Saskia Esken sein.

Versöhnliche Worte im Kartentext

Auch in den Fächern des Kühlschrank finden sich Hinweise auf verschiedene Fraktionskollegen Roths – „Ralles Senf Extra“ etwa, der vermutlich auf Ralf Stegner verweist, und „Müllers Milch“, wahrscheinlich ein Hinweis auf Michael Müller. Beide sind wie Roth Mitglieder des Auswärtigen Ausschusses. Eine Sektflasche in einer Schneewehe vor dem Kühlschrank weist zudem auf den wegen seiner Verbindungen zu Russlands Machthaber Wladimir Putin in der SPD sehr umstrittenen Ex-Kanzler Gerhard Schröder hin. „Der rote Gerd“ lautet der Name auf dem Etikett.

„Kühlschrank hin. Kühlschrank her. Mit einer ordentlichen Winterjacke, einem Heißgetränk und warmen Gedanken kommt man gut durch eine Kälteperiode“, schrieb Michael Roth zu der Karte auf X. Und auch im Kartentext gibt sich der SPD-Politiker versöhnlich. „Ich freue mich auf das, was kommt und verabschiede mich bald von meinem Leben als Politiker“, schrieb er dort. „Danke meinen Weggefährtinnen und Weggefährten, vor allem meiner SPD, die mir nicht nur Kühlschrank, sondern stets politische Heimat war – und bleiben wird.“

Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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Gespeichert von Helmut Gelhardt (nicht überprüft) am Fr., 20.12.2024 - 13:00

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Meine persönliche Meinung: Ein politischer Verlust für die deutsche Außenpolitik ist das nicht.
Ich habe Herrn Roth noch nie in der friedenspolitischen Tradition von Willy Brandt und Egon Bahr gesehen.
Letztere sind für mich bis heute maßgeblich. Als 1953 Geborener gehöre ich zur Generation "Willy wählen!"
Und das Wort von Willy Brandt: "Mehr Demokratie wagen" - ist für mich bis heute richtungsweisend - ja unumstößlich.

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