SPD Meerbusch: Wie ein Ortsverein für die Europawahl mobilisiert
Am Donnerstag hat die SPD ihre bundesweite Kampagne zur Europawahl gestartet. Auch bei den Ortsvereinen läuft der Wahlkampf längst auf Hochtouren. Die SPD Meerbusch setzt dabei diesmal insbesondere auf Instagram.
Privat
Der Vorstand des SPD-Ortsvereins Meerbusch (v.l.): Benjamin Killewald (stv. Vorsitzender), Chantal Messing (Vorsitzende), Dirk Banse (Schriftführer), Angela Eichler (Beisitzerin), Simon Spindeldreier (Kassierer)
„Fortschritt ist anstrengend“, sagt Chantal Messing und lacht. Sie ist Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Meerbusch in der Nähe von Düsseldorf, der Landeshauptstadt von Nordrhein-Westfalen. In ihrem Fall bedeutet Fortschritt, die Präsenz des Ortsvereins in den sozialen Medien auszubauen, aktuell insbesondere bei Instagram und mit Blick auf die Europawahl. „Das ist für mich eine neue Welt, die ich noch entdecke“, sagt die Sozialdemokratin im Gespräch mit dem „vorwärts“. Dennoch habe sie sich vorgenommen, mindestens einen Post pro Tag auf dem Instagram-Profil ihres Ortsvereins zu veröffentlichen.
Das klappt bislang sehr gut. Bereits Anfang April startete sie dort die Reihe „Neun Wochen, neun Fragen, neun Antworten“ und erklärte in mehreren Posts beispielsweise, warum die EU gegründet wurde, was ihre Flagge bedeutet, welche Länder aktuell Mitglied sind oder was die EU eigentlich entscheidet. Immer versehen mit der Aufforderung am Ende: „Gehe zur Europawahl. Wähle die beste Zukunft. Auf dich kommt es an.“ Die Idee dahinter: „Ich will zeigen, welche Konsequenzen es hat, wenn man nicht zur Wahl geht. Der Rechtsruck wird befeuert, wenn man auf der Couch liegen bleibt“, meint Messing.
„Der Rechtsruck wird befeuert, wenn man auf der Couch liegen bleibt“
Deswegen will sie die Menschen aufrütteln, in erster Linie die eigenen Genoss*innen. „Ich habe mir überlegt, was gesellschaftlich die größte Gefahr ist: die fehlende Mobilisierung. Deswegen dienen die Posts vor allen Dingen der Mobilisierung nach innen, mit der Idee, dass das wieder nach außen getragen wird und wir uns in unserer SPD-Bubble auch bewusster werden, dass da bald eine Wahl ansteht.“ Auch im Kontakt mit Passant*innen an Infoständen will sie die Wahl stärker ins Bewusstsein rücken, sie fragen, was Europa für sie in einem Wort bedeutet.
Das hat mit den Genoss*innen auf Instagram schon mal ganz gut funktioniert. In einer 15-teiligen Serie haben sich die Meerbuscher Sozialdemokrat*innen dazu geäußert, warum die Menschen am 9. Juni ihr Kreuz bei der SPD machen sollten. Benjamin Killewald, stellvertretender Ortsvereinsvorsitzender und nach eigenen Angaben leidenschaftlicher Europäer, sagt zum Beispiel: „Die SPD setzt sich für eine gerechtere Verteilung von Wohlstand und Chancen in Europa ein. Wir kämpfen für Mindestlöhne, faire Arbeitsbedingungen und soziale Sicherheit.“ Die Nachwuchspolitikerin Dina Elten sagt: „Europa ist als Industrie- und Entwicklungsstandort zu fördern und für den weltweiten Wettbewerb zukunftsfähig zu machen. Dafür setzen wir uns ein. Ein hoher Sozialstandard, Klimaschutz und Industrie sind für uns vereinbar.“
Kommunalwahl im Blick
Zur Serie erklärt Chantal Messing: „Ich habe erst mal für fünf Leute Bilder und Zitate vorbereitet. Als die ersten fünf ihr Okay gegeben haben, haben sich noch elf weitere angeschlossen.“ Für sie und ihre Bemühungen in den sozialen Medien ein erster Erfolg, auf den sie in den kommenden Wochen weiter aufbauen will. „Ich übe in diesem Europawahlkampf perspektivisch für die Kommunalwahl im nächsten Jahr. Denn wenn wir nächstes Jahr erst mit Instagram starten, ist es zu spät. Dadurch, dass ich was mache, werden zudem Leute darauf aufmerksam und bieten mir ihre Hilfe an“, freut sich Messing über den solidarischen Austausch.
ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo