Saarlandliebe: Warum die SPD im Südwesten so erfolgreich ist
Dirk Bleicker
Seit etwas mehr als einem Jahr regiert die SPD im Saarland als einzige Partei bundesweit mit absoluter Mehrheit. Die Landtagswahl im Saarland war ein Erdrutschsieg für Anke Rehlinger und die Saar-SPD. Mit dem Slogan „Saarlandliebe“ und Anke Rehlinger als Spitzenkandidatin zog die Partei in den Wahlkampf und kam auf 43,5 Prozent der Stimmen. Die Ministerpräsidentin ist in dem südwestlichen Bundesland äußerst beliebt. Seit Jahresbeginn hat die SPD auch mit Blick auf die Mitgliederzahl die CDU überholt. Zudem ist das Saarland das Bundesland, in dem anteilig an der Gesamtbevölkerung die meisten Menschen in der SPD sind.
Die jüngste Landtagsfraktion
Doch was zeichnet den Erfolg der dortigen Sozialdemokratie aus? „Wenn du was im Land verändern willst, geht das nur mit der SPD – besser noch in der SPD. Andere motzen, wir machen“, sagt Anke Rehlinger, die auch Landesvorsitzende und stellvertretende SPD-Bundesvorsitzende ist. Unterstützt wird Rehlinger dabei von einer SPD-Landtagsfraktion, die im Schnitt wohl die jüngste in ganz Deutschland ist und noch dazu mehr Frauen als Männer hat. Eine von ihnen ist die 27-jährige Kira Braun, von 2018 bis 2022 Juso-Landesvorsitzende und inzwischen stellvertretende Vorsitzende der Landtagsfraktion.
Mit Rehlinger an der Spitze hat es sich die Saar-SPD zur Aufgabe gemacht, weiterzuwachsen. In jeder Sitzung des Landesvorstands wird verlesen, wie viele Neumitglieder in jedem Kreis gewonnen wurden. „Das ist zu einem kleinen Wettbewerb geworden, da will natürlich niemand schlecht dastehen“, sagt Rehlinger. Und: „Die Herausforderung von Generalsekretär Kevin Kühnert, 30.000 Neumitglieder zu gewinnen, ist ein Ansporn für uns. Wir wollen da gerne vorne liegen.“
Großer Fokus auf Frauenförderung
Zudem legt die Saar-SPD seit einiger Zeit besonders Wert auf Frauenförderung. Die Saarbrückener Bundestagsabgeordnete und Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Bundestagsfraktion Josephine Ortleb hat ein entsprechendes Mentoringprogramm ins Leben gerufen. Bei speziellen Seminaren lernen die Teilnehmerinnen grundlegende Dinge, zum Beispiel wie sie am besten mit Kritik umgehen oder einen festen Händedruck üben.
Per Losverfahren fanden Mentorinnen und Mentees zueinander. „Das hat echt gut funktioniert. Da sind ganz spannende Konstellationen entstanden“, sagt Ortleb im Gespräch mit dem „vorwärts“. Bei ihrem Mentee Emily Vontz habe sie direkt gemerkt, „dass sie ein wahnsinnig großes politisches Talent ist“. 2021 war Vontz eine der jüngsten Bundestagskandidatinnen, ein Jahr später übernahm sie von Kira Braun den Juso-Landesvorsitz. Wenige Monate später rückte sie für Heiko Maas ins Parlament nach.
Große Hilfe beim Start in den Bundestag
Bei ihrem Start im Bundestag haben ihr auch die Erfahrungen aus dem Mentoring-Programm geholfen, berichtet sie im Gespräch mit dem „vorwärts“. „Es hat mir extrem viel gebracht. Ich kann in meiner jetzigen Arbeit sehr viel andwenden“, sagt Vontz und fügt mit Blick auf das Mentoringverhältnis mit Josephine Ortleb an: „Es war ein geschützter Raum und eine persönliche Beziehung auf Augenhöhe.“
Seit Anfang des Jahres sehen die beiden sich nun häufiger im Bundestag, im Plenarsaal, bei Fraktions- und Landesgruppensitzungen oder beim gemeinsamen Fototermin für den „vorwärts“. Vontz sagt daher über ihren Landesverband: „In der Saar-SPD sind Junge wie Ältere aktiv, ganz unterschiedliche Berufsgruppen, Menschen mit Migrationshintergrund, viele unterschiedliche Temperamente – wir sind wirklich Volkspartei im allerbesten Sinne, und das macht Lust aufs Mitmachen“, sagt sie über ihre Partei.
ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo