SPD-Fraktion im Landtag

Landtagswahl im Saarland: Die Hälfte der SPD-Fraktion sind Jusos

Jonas Jordan29. März 2022
Saarlandliebe: Die saarländischen Jusos im Wahlkampf.
Saarlandliebe: Die saarländischen Jusos im Wahlkampf.
Knapp die Hälfte der SPD-Landtagsabgeordneten im Saarland sind künftig Jusos. Im Wahlkampf konnte der Nachwuchs auf die Unterstützung von Anke Rehlinger bauen und deckt von Fridays for Future bis zur IG Metall unterschiedliche Interessengruppen ab.

Es war Ende des Jahres 2017, als der Juso-Bundeskongress in Saarbrücken die Weichen für die Zukunft stellte. Als neuer Vorsitzender wurde Kevin Kühnert gewählt, der die rund 300 Delegierten ermunterte, sich aktiv einzubringen in der Mutterpartei. Mehr als vier Jahre später steht erneut Saarbrücken im Fokus: Zahlreiche Jusos haben den Aufruf ihres früheren Vorsitzenden, der die Genoss*innen an der Saar in seiner neuen Funktion als SPD-Generalsekretär tatkräftig im Wahlkampf unterstützte, beherzigt und für den Landtag kandidiert.

Mit Erfolg! Von den 29 neuen SPD-Abgeordneten sind zwölf im Juso-Alter, zwei nur knapp drüber. Die Jungsozialist*innen stellen somit knapp die Hälfte der künftigen Fraktion. Eine von ihnen ist Kira Braun, Die 26-Jährige ist Landesvorsitzende der Jusos. Anders als viele andere konnte sie dank Listenplatz fünf relativ sicher mit dem Einzug in den Landtag rechnen. Trotzdem sagt sie am Tag nach der gewonnenen Landtagswahl: „So richtig realisiert habe ich es noch nicht. Es war gestern echt sehr überwältigend. In den Umfragen haben wir schon gesehen, dass es reichen könnte, um deutlich die stärkste Kraft zu werden, aber dass es so ein Erdrutschsieg wird und wir die absolute Mehrheit holen, hätte ich nicht erwartet.“

Eine kurze Nacht nach dem Wahlsieg

Die Freude war ausgelassen am Wahlabend, als die saarländische SPD gemeinsam in der „Garage“, eine Veranstaltungshalle in Saarbrücken, feierte. Für Kira Braun war gegen ein Uhr Schluss. „Mir haben echt die Füße weh getan und ich war auch geschafft vom Wahlkampf und der Freude am Abend“, berichtet sie. Andere feierten bis halb sechs Uhr morgens weiter. Viel Zeit zum Schlafen blieb da nicht. Denn schon um 8.30 Uhr stand die erste Sitzung der neu gewählten SPD-Landtagsfraktion an. Bekämpfung der Corona-Pandemie, Versorgung der ankommenden Geflüchteten aus der Ukraine – es gibt viel zu tun und wenig Zeit zum Durchschnaufen.

Braun zeigt sich montags „wahnsinnig stolz“ über das Ergebnis der Jusos, aber auch der gesamten Saar-SPD. „Wir hatten so mit 23 Mandaten gerechnet. Da hätten wir schon gesagt, das wäre echt eine tolle Anzahl. Bei 29 Sitzen gab es noch mal große Freudenschreie in der Halle, weil dadurch einige reingekommen sind, die eigentlich nicht von Anfang an davon ausgegangen sind und jetzt sehr überraschend Teil der Fraktion sind.“ Dass darunter nun so viele Jusos sind, habe auch mit der Unterstützung der künftigen Ministerpräsidentin Anke Rehlinger zu tun: „Mit Anke hatten wir immer jemanden mit einem offenem Ohr, die das von Anfang an unterstützt hat.“

IG Metall und Fridays for Future

Zudem habe sich im Saarland der Charakter der SPD als Volkspartei deutlich gezeigt. Unter den kandidierenden Jusos waren beispielsweise auch Damhat Sisamci und Timo Ahr, die sich in der IG Metall engagieren. Durch das Engagement Sisamcis, Betriebsratsmitglied bei ZF, dem größten Arbeitgeber im Saarland, gelang es wenige Tage vor der Wahl, sechs Betriebsrät*innen zum Beitritt in die SPD zu bewegen.

Zugleich kandidierte mit Susanne Speicher auch die Mitgründerin von Fridays for Future im Saarland für die SPD. Die Klimaschutzaktivistin verpasste den Einzug in den Landtag nur knapp. „Sie hat einen krassen Wahlkampf abgerockt. Ich bin mir ganz, ganz sicher, dass wir noch wahnsinnig viel von ihr hören werden, weil wir auf ihre Expertise angewiesen sind“, sagt Braun über Speicher. Schon innerhalb der Programmwerkstatt zur Aufstellung des Landtagswahlprogramms habe sie sich intensiv eingebracht.

Als Juso-Landesvorsitzende in den Landtag

Diese Mischung gab letztlich offenbar den Ausschlag, dass die SPD auch in der Altersgruppe der unter 30-Jährigen mit 35 Prozent deutlich stärkste Kraft wurde. Übrigens war Rehlinger, als sie 2004 erstmals in den Landtag einzog, ähnlich alt wie Kira Braun und ebenfalls Juso-Landesvorsitzende. Eine Parallele, die diese mit Blick auf die Zukunft eher schmunzelnd zur Kenntnis nimmt: „Jetzt bin ich erst mal wahnsinnig happy, dass ich Abgeordnete im saarländischen Landtag sein darf, die Zukunft gestalten kann und für junge Menschen eine wahrnehmbare und ansprechbare Stimme sein darf. Was in den nächsten Jahren folgt, wird sich zeigen.“

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Kommentare

ja, das ist Fakt, aber ist dass nun positiv oder ist es

eher eine Belastung für die MPin? In der Wählerschaft waren ja vornehmlich die über 60 jährigen, die in Scharen von Lafontaine weg zur SPD zurückgelaufen sind. In den anderen Altersschichten war der Zuwachse sehr viel geringer, so dass im Ergebnis eine Altersdiskrepanz vorliegt, die die Frage aufwirft, ob die Fraktion das wird liefern können, was die Wähler in der Mehrheit erwarten. Ich hoffe, die Fraktion ist sich dieses doch einigermaßen fragilen Fundaments bewusst

"...mit uns zieht die neue Zeit..."

Die neu gewählten Abgeordneten haben jetzt für fünf Jahre ein Mandat und damit die Chance die Zukunft für die Saarländer aller Altersgruppen zu gestalten. Weg mit den Bedenken und Befürchtungen. Viel Erfolg.
An die Arbeit!

JuSos ?

In den 1970er und 80er Jahren waren JoSos Garanten sozialer Politik und Friedennspolitik; ist das heute auch noch so ? Den heutigen JuSos vertraue ich da nicht mehr so ganz, denn die sind oft infiziert mit dem grünlichen Keimen und halten Gender etc. für ganz wichtig. Traut sich von denen noch jemand sich mit dem Kapital anzulegen ?
Arbeiterkneipe oder Club mit 1238 Geschlechtern, das ist hier die Frage. Jedere soll seine geschlechliche Definition wählen können, aber essentiell für (fast) alle ist es in einem sicheren sozialen Umweld leben zu können und es ist die Aufgabe der Sozialdemokratie dies zu gewährleisten.

Dann hoffen wir mal ....

.... dass das dann nicht eine gruene Regierung im roten Maentelchen wird. Sozialdemokraten machen ja traditionell eher Politik fuer die Normalverdienerarbeitnehmerschaft - die Gruenen fuer die Boheme, was man an den geforderten Preisen fuer Co2 sehen kann. Lediglich die FDP fordert dort noch mehr: Freie Autobahnen fuer die Gutverdiener und Gutvermoegenden und leere Straende im Sueden fuer die gutsituierte Beamtenschaft. Sollte die SPD wieder mal patzen, so wie bei Schroeders Agenda und bei Muentes Rente mit 67, werden die Waehler schnell zurueck zur CDU gehen oder schlimstenfalls zu den Blauen. Es ist schon verwunderlich, dass neben den "grossen" Parteien lediglich die AFD im Landtag vetreten ist - eine erst- und einmalige Konstellation in Deutschland. Ein Modell fuer die Zukunft? Auch im Bund? Hoffentlich nicht!