Meinung

Jugendstudie: Die Politik muss die Nöte der Jungen endlich ernst nehmen!

Laut der aktuellen Jugend-Trendstudie fühlen sich junge Menschen in Deutschland nicht gehört, sind pessimistischer denn je – und sympathisieren zunehmend mit Rechtsaußen. Die Aufmerksamkeit aus der Politik lässt jedoch auf sich warten. Das ist enttäuschend.

von Finn Lyko · 24. April 2024
Junge Menschen fühlen sich zunehmend nicht gehört, sind pessimistischer denn je – und sympathisieren zunehmend mit Rechtsaußen, zeigt eine neue Studie.

Junge Menschen fühlen sich zunehmend nicht gehört, sind pessimistischer denn je – und sympathisieren zunehmend mit Rechtsaußen, zeigt eine neue Studie.

Man wolle nicht nur über, sondern auch mit jungen Menschen sprechen, betonen die Autoren der Studie „Jugend in Deutschland“ auf ihrer Pressekonferenz. Wer die Ergebnisse der Studie gesehen hat, wird sich wünschen, dass auch die Politik diesen Ansatz verfolgen würde. Denn die Studie zeigt vor allem eines ganz klar: Deutschlands junge Generation ist verunsichert und unzufrieden. Die Befragten, alle im Alter von 14 bis 29 Jahren, blicken „pessimistischer denn je“ in ihre Zukunft.

Und das nicht ohne Grund. Die Sorgen sind groß: Inflation, Krieg, Wohnungskrise, Klimakrise, drohende Altersarmut – die Atmosphäre der Unsicherheit aus Zeiten der Coronapandemie wird durch den andauernden „Krisenmodus“ weiter verstärkt, der Stress flaut nicht ab. Das befeuere psychische Belastung, erklären die Autoren der Studie. Viele der Befragten leiden darunter, etwa zehn Prozent von ihnen befinden sich nach eigenen Angaben in psychologischer Behandlung.

Dauerkrise trifft auf rechte Parolen

Die Ergebnisse der Jugend-Trendstudie belegen also, was spätestens seit der Coronapandemie bekannt ist: Deutschlands Jugend befindet sich in der Dauerkrise. Sie fühlt sich unzufrieden, machtlos, nicht gehört und vermisst Teilhabe. Doch wie so oft zuvor, wenn die Perspektiven junger Menschen zum Thema gemacht werden, reagiert die Politik auch diesmal eher verhalten – beziehungsweise gar nicht – und geht so ein großes Risiko ein.

Denn die diesjährige Studie zeigt erstmals, wie sich diese Unzufriedenheit nun auch deutlich auf die politische Einstellung auswirkt: Auf die Frage nach der eigenen Parteipräferenz gaben 22 Prozent der Befragten die AfD an. Letztes Jahr lag die AfD hier bei 12 Prozent. In Sachen Parteipräferenz rückt die junge Generation somit laut Studie deutlich nach rechts, die aktuelle Opposition und vor allem die AfD geht als klarer Spitzenreiter hervor.

Solche Zahlen sind erschreckend, und durch nichts zu rechtfertigen, aber eben auch nicht weiter verwunderlich. Unsicherheit und Unzufriedenheit, wie sie aktuell herrschen, bilden bekanntlich den besten Nährboden für rechte Parolen. Und die AfD hat durch ihre hohe Präsenz in den sozialen Medien genau dort angeknüpft, wo es andere Parteien mittlerweile fast schon chronisch versäumen: bei der jungen Generation.

Reaktion? Fehlanzeige.

Dass das konsequente Ignorieren der Belange einer ganzen Generation als Folge haben könnte, dass diese beginnt, am rechten Rand nach Lösungen zu suchen, war absehbar. Die Warnzeichen an die Politik waren schon lange da und wurden mit jeder neuen Studie, die zeigte, dass sich junge Menschen von der Politik inhaltlich übergangen fühlen, deutlicher. Doch selbst jetzt, wo diese Warnzeichen überdeutlich sind, werden sie weiter ignoriert. Das ist enttäuschend.

So erschreckend die Ergebnisse auch sind, sollte man sie in ihren einzelnen Aussagen natürlich nicht überbewerten. Doch die große Summe der Studienergebnisse zeigt eindeutig, dass sich die Mehrheit der jungen Menschen von der Regierungskoalition aktuell politisch nicht gehört oder in ihren Anliegen angemessen vertreten fühlt. Dieser „Oppositionsruck“, der sich in der Jugend-Trendstudie abzeichnet, sollte den regierenden Parteien sofort zu denken geben, denn darauf muss schnellstmöglich politisch reagiert werden. Und zwar nicht nur dadurch, dass man sich nun doch (erwiesenermaßen deutlich zu spät) auf TikTok anmeldet, sondern durch tatsächliche politische Inhalte, die auf die Sorgen und Unsicherheiten junger Menschen eingehen. Zu riskieren, einen beachtlichen Teil dieser Generation an Rechtsaußen zu verlieren, ist nicht weniger als fahrlässig.

Autor*in
FL
Finn Lyko

ist Volontärin in der vorwärts-Redaktion.

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