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SPE-Spitzenkandidat: Warum Nicolas Schmit auf Europas Jugend setzt

Die sozialdemokratische Parteien Europas haben Nicolas Schmit zu ihrem gemeinsamen Spitzenkandidaten für die Europawahl gewählt. Europas Jugend macht der 70-Jährige Luxemburger ein Versprechen.

von Kai Doering · 2. März 2024
SPE-Spitzenkandidat Nicolas Schmitt in Rom: „Wir haben eine Botschaft der Hoffnung.“

SPE-Spitzenkandidat Nicolas Schmitt in Rom: „Wir haben eine Botschaft der Hoffnung.“

Als die deutsche Wehrmacht am 10. Mai 1940 Luxemburg überfiel, drangen auch Soldaten in das Haus von Nicolas Schmits Großvater ein. Sie erschossen ihn in der Küche. Sein zwölfjähriger Sohn, Nicolas Schmits Vater, saß daneben. „Das hat sich bei meinem Vater eingebrannt. Er hat mir oft von diesem Tag erzählt“, berichtet Nicolas Schmitt am Samstag in Rom. Vor ihm sitzen einige hundert Sozialdemokrat*innen aus ganz Europa. Die SPE trifft sich, um ihren gemeinsamen Spitzenkandidaten für die Europawahl zu küren: Nicolas Schmit.

Das Wagnis von Rom

Dass der Kongress in der italienischen Hauptstadt stattfindet, ist kein Zufall. Am 25. März 1957 trafen sich hier Vertreter von Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und den Niederlanden, um die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) zu gründen, den Vorläufer der EU. „Sie sind eine starke Verpflichtung eingegangen zwölf Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs“, blickt Schmit in Rom zurück. Neben den wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den sechs Staaten war vor allem die Sicherung des Friedens das Ziel der „Römischen Verträge“.

„Bis vor kurzem haben wir vor allem junge Menschen nicht erreicht, wenn wir Europa als Friedensprojekt dargestellt haben“, sagt Nicolas Schmit, der 1953 geboren wurde. Das sei nun anders. Russlands Krieg in der Ukraine haben den Wunsch nach Frieden wieder stark gemacht. „Wir Sozialdemokraten werden euch niemals im Stich lassen“, ruft Schmitt deshalb den Menschen in der Ukraine von Rom aus zu. Und noch einen weiteren Konfliktherd nimmt Schmit in den Blick. „Israel hat jedes Recht, sich zu verteidigen“, sagt er, „aber eine kollektive Bestrafung der Menschen in Gaza können wir nicht akzeptieren“.

Ein grüner Deal mit rotem Herzen

Doch nicht nur von außen wird der Frieden in Europa bedroht, auch das betont Nicolas Schmit beim SPE-Kongress. Überall auf dem Kontinent erstarkten extrem rechte Parteien, in manchen Ländern seien sie bereits an der Regierung. „Dieser Rechtsruck erklärt sich über Ängste, die Menschen empfinden“, ist Schmit überzeugt. Erst die Corona-Pandemie, dann der Krieg in der Ukraine und dazu der Umbau des Wirtschaftssystems mit dem Ziel der Klimaneutralität – all das sorge für Verunsicherung, die die extremen Rechten ausnutzten. „Da brauchen wir eine offensive Haltung“, fordert Schmit seine Parteienfamilie auf.

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Während die Rechten „kein Projekt für Europa“ hätten, habe die Sozialdemokratie eine Menge zu bieten. „Die soziale und die Klimagerechtigkeit gehören für uns zusammen“, nennt Schmit ein Beispiel. „Wir werden für einen grünen Deal mit einem roten Herzen kämpfen“, verspricht er. Wie das gehen kann, habe die Corona-Zeit gezeigt. „Da haben wir schnell und mit konkreten Maßnahmen reagiert“, sagt Schmitt und nennt etwa das Programm „SURE“, über das die EU-Staaten Programme für Kurzarbeit während der Pandemie finanzieren konnten, oder den Wiederaufbauplan „Next Generation EU“. An beiden wirkte Schmit als EU-Sozialkommissar maßgeblich mit.

Extreme Rechte sind „Gift für die Demokratie“

„Wir haben eine Botschaft der Hoffnung“, sagt der 70-Jährige daher in Rom. Die europäische Sozialdemokratie stehe für ein starkes und soziales Europa. Die extreme Rechte um den Rassemblement National in Frankreich, die Fratelli d’Italia in Italien oder die AfD in Deutschland dagegen sei „Gift für unsere Demokratie“. „Wir werden niemals mit diesen Parteien zusammenarbeiten“, verspricht Schmit deshalb und appelliert an die konservative EVP, dasselbe zu tun. „Verratet euch nicht. Bleibt eurer Geschichte treu“, fordert Schmit sie auf.

Zum Schluss hat Schmitt noch eine Botschaft an die rund 30 jungen Menschen, die in Rom auf der Bühne hinter ihm stehen. „Wir werden euch nicht fallen lassen“, sagt der Spitzenkandidat, während er sich zu ihnen umdreht. Er werde sich für ein Europa für junge Menschen einsetzen, das Fortschritt, Selbstbestimmung und gleiche Chancen garantiert. Ein Ziel sei die Vollbeschäftigung Junger Menschen in der EU. „Ich zähle auf eure Unterstützung“, sagt Nicolas Schmit, „und ihr könnt euch sicher sein, dass ihr auf meine zählen könnt“. 

Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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