Inland

Nach Anschlag in Magdeburg: Olaf Scholz warnt vor „Hass und Hetze“

Am Samstagvormittag hat Bundeskanzler Olaf Scholz den Ort des Anschlags auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt besucht. In einem anschließenden Statement kündigte er an, „mit aller Härte des Gesetzes“ vorgehen zu wollen und rief zu Zusammenhalt in der Gesellschaft auf.

von Kai Doering · 21. Dezember 2024
Gemeinsam mit Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff legte Bundeskanzler Olaf Scholz Blumen am Ort des Anschlags in Magdeburg ab.

Gemeinsam mit Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff legte Bundeskanzler Olaf Scholz Blumen am Ort des Anschlags in Magdeburg ab.

Nach dem Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt vom Freitagabend hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) gemeinsam mit Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) den Tatort besucht. Im Gedenken an die Opfer legten sie weiße Rosen nieder und sprachen mit Rettungskräfte. Es sei ein „berührende Gespräch“ gewesen, sagte Scholz danach in einem Statement vor der Presse. Der Bundeskanzler sagte Hilfe des Bundes zu und rief Helfer im ganzen Land auf, wenn möglich, ebenfalls zu unterstützen.

Scholz: „Es darf nichts ununtersucht bleiben.“

„Jetzt ist es wichtig, dass wir aufklären und dass das mit aller Präzision und Genauigkeit geschieht“, kündigte Scholz an. „Es darf nichts ununtersucht bleiben.“ Dafür sei es auch wichtig, „den Täter und seine Motive“ zu verstehen, „um darauf zu reagieren“. Die Täter dürfen nicht davonkommen. Gleichzeitig rief der Kanzler zum Zusammenhalt auf. „Es ist wichtig, dass wir als Land zusammenbleiben“, sagte Scholz. „Wir dürfen diejenigen nicht durchkommen lassen, die Hass und Hetze säen wollen.“ Der Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt sei „ein furchtbares, tragisches Ereignis“.

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff dankte Scholz dafür, dass er wenige Stunde nach dem Anschlag nach Magdeburg gekommen war. Vor der gemeinsamen Besichtigung des Tatorts habe der Bundeskanzler auch an einer Sondersitzung des Landeskabinetts teilgenommen, in dem dieses über Schritte beraten habe, wie den Angehörigen der Opfer in den kommenden Wochen und Monaten geholfen werden kann.

Der Anschlag sei „eine Tragödie, die wir erlebt haben“ und habe „eine Dimension, die sich keiner von uns vorstellen konnte“. Haseloff kündigte an, dass am Abend ein Gedenk- und Trauergottesdienst im Magdeburger Dom stattfinden soll. In den kommenden Tagen müsse die Politik über Sicherheitsmaßnamen sprechen. „Aber das ist heute nicht der Tag“, so Haseloff. „Heute trauern wir.“

Tatverdächtiger sympathisierte offenbar mit der AfD

Die Zahl der Todesopfer nach dem Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt am Freitagabend hat sich unterdessen auf fünf erhöht. Unter ihnen soll auch ein Kleinkind sein. Mehr als 200 Menschen wurden verletzt, viele schwer oder schwerst. Am Freitagabend war der 50‑jährigen Tatverdächtige Taleb A. mit einem Mietwagen etwa 400 Meter über den Magdeburger Weihnachtsmarkt gerast und hatte dabei viele Besucher*innen erfasst.

Nach Angaben von Ministerpräsident Haseloff stammt A. aus Saudi-Arabien und lebt seit 2006 in Deutschland. Er ist als Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie in Bernburg, einer Kleinstadt zwischen Magdeburg und Halle tätig. Wegen seiner Herkunft war in sozialen Netzwerken schnell von einem islamistischen Motiv für den Anschlag die Rede. Das scheint sich aber nicht zu bestätigen.

Vielmehr hatte A. Saudi-Arabien wohl deshalb verlassen müssen, weil er sich vom Islam losgesagt hatte. Über die Plattform X verbreitete A. regelmäßig islamkritische sowie islamfeindliche und seit Jahren immer wieder auch rechte bis rechtsextreme Inhalte. Medienberichten zufolge erklärte er bereits im Juni 2016 auf der Plattform: „Ich und AfD bekämpfen den gleichen Feind, um Deutschland zu schützen.“ A. wurde kurz nach der Tat verhaftet und wird derzeit verhört.

Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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Gespeichert von Michael Kussmaul (nicht überprüft) am Sa., 21.12.2024 - 22:16

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Wenn bei der Polizei in den letzten Jahren nicht so krass gespart hätte, hätte man das vielleicht verhindern können. Wer davon spricht bei der Polizei Arbeitsplätze zu streichen oder die Einsatzkräfte der Polizei in Deutschland nicht vergrößern möchte, ist für mich unwählbar. Lieber den totalen Polizeistaat, als dass es so weiter geht. Wer glaubt das wäre nicht der Anschlag einer größeren Terrororganisation ist naiv.

Gespeichert von max freitag (nicht überprüft) am Mo., 23.12.2024 - 13:06

Antwort auf von Michael Kussmaul (nicht überprüft)

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ungeachtet ständig reduzierter Anforderungen an Bewerbern, die die geringer werdenden körperlichen und geistigen Anforderungen erfüllen können. Dann ist das auch noch Ländersache, so dass hier auch politisch widerstreitende Ansichten zum Tragen kommen. Leider Gottes ist hier Bayern immer ganz vorne, geringste Kriminalität, beste Aufklärungsquoten- offensichtlich ein Polizeiland(?) Mit mehr Personal kommt man da nicht weiter. Nötig wäre, und unsere herausragende Innenministerin Faeser hat dies ja bereits eindrucksvoll bestätigt- die technischen Möglichkeiten zu nutzen- Gesichtserkennung etablieren, dh Videoüberwachung , natürlich unter strengen Nutzungsauflagen - Vorratsdatenspeicherung ginge ja jetzt auch, wo man der FDP nicht mehr verbunden ist, abgesehen von R-P.

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