Syrer in Deutschland: Welche Folgen eine massenhafte Rückkehr hätte
Nach dem Sturz des Assad-Regimes fordern Stimmen aus Union und AfD die Rückkkehr der Syrer*innen in Deutschland. Doch Gewerkschaften und Verbände warnen: Der Fachkräftemangel könnte so noch weiter verschärft werden, besonders in bestimmten Bereichen.
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Seine Rückkehr würde eine Lücke reißen: Mostafa Al Hajtaher ist geborener Syrer, hat in Witten eine Ausbildung zum Elektriker gemacht und hat inzwischen die deutsche Staatsbürgerschaft.
Mit dem Sturz des syrischen Diktators Baschar Al-Assad scheint die Perspektive von einer knappen Million Syrer*innen in Deutschland plötzlich ungewiss. Zum einen sind da diejenigen, die überlegen, in ihre Heimat zurückzukehren. Doch zum anderen wollen viele das Leben, das sie sich in Deutschland aufgebaut haben, nicht aufgeben. Beruf, Freunde, Familie; für viele liegt all das nun in Deutschland. Gleichzeitig wurden bereits kurz nach dem Sturz Assads Stimmen aus Union und AfD laut, die eine Rückkehr der Syrer*innen in ihr früheres Heimatland forderten. Laut Katja Mast, der Ersten Parlamentarischen Geschäftsführerin der SPD-Bundestagsfraktion, ist das eine „unmenschliche und wirtschaftsfeindliche“ Debatte.
Denn egal ob freiwillig oder erzwungen: Sollten große Teile der Syrer*innen Deutschland verlassen, so hätte das erhebliche Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft und den Arbeitsmarkt. Nach Angaben des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) arbeiten aktuell 62 Prozent der Syrer*innen in Deutschland in systemrelevanten Berufen, in denen ohnehin an vielen Stellen ein Fachkräftemangel herrscht, etwa in Verkehrs- und Logistikberufen oder im Gesundheitswesen. In einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) ist von etwa 80.000 Syrer*innen die Rede, die hierzulande in Engpassberufen arbeiten.
Dramatische Konsequenzen für Gesundheitsversorgung befürchtet
Im Gesundheitswesen ist die Sorge vor einem Verlust der syrischen Fachkräfte groß. Laut Daten der Bundesärztekammer arbeiteten 2023 rund 5.800 syrische Ärzt*innen in Deutschland, etwa 5.000 von ihnen in Krankenhäusern.
Was bei insgesamt 220.000 Ärzt*innen in deutschen Krankenhäusern zunächst nicht weiter ins Gewicht zu fallen scheint, könnte dennoch erhebliche Konsequenzen nach sich ziehen. So warnte Gerald Gaß, der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), vor „spürbaren Versorgungsengpässen in deutschen Kliniken“. Vor allem für die Krankenhäuser kleinerer Städte spielen syrische Ärzt*innen eine wichtige Rolle, gab Gaß zu bedenken.
Auch die Allianz kommunaler Großkrankenhäuser (AKG), die knapp zehn Prozent der gesamtdeutschen Krankenhausversorgung repräsentiert, erklärte, dass der Fachkräftemangel ohnehin bereits in „nahezu allen Bereichen des Krankenhausbetriebs“ spürbar sei. Daher sei man darum bemüht, dass auch weiterhin „ausländische Arbeitskräfte nach Deutschland kommen und hier eine langfristige Perspektive erhalten“.
Fachkräftemangel in der Pflege könnte sich weiter verschärfen
In der Pflege wäre die Lage ähnlich dramatisch, sollten die dort beschäftigten Syrer*innen nicht in Deutschland bleiben. Nach Angaben des Arbeitgeberverbands Pflege waren 2023 insgesamt 7.596 Menschen mit syrischem Pass in Pflegeberufen tätig. „In mindestens jeder zehnten stationären Einrichtung oder ambulantem Dienst arbeitet eine Person aus Syrien“, erklärte Isabell Halletz, die Geschäftsführerin des Arbeitgeberverband Pflege.
Vor allem in kleineren Einrichtungen könnte der Wegfall syrischer Pflegekräfte schnell und konkret spürbar werden, wenn dadurch die geforderte Personalquote unterschritten wird. Das hätte zur Folge, dass pflegebedürftige Menschen nicht mehr neu in einer Einrichtung aufgenommen werden könnten, so Hallertz. Sie warnte: „In der ambulanten Pflege könnte sogar die Schließung des ambulanten Dienstes drohen.“
Entwicklung in Syrien „wesentlich für die weitere Perspektive“
Auch in den kommunalen Betrieben droht ohne die beschäftigten Syrer*innen ein Fachkräftemangel. „Viele unserer kommunalen Betriebe haben Geflüchtete und Migranten – nicht nur aus Syrien – als Fachkräfte ausgebildet und in Arbeitsprozesse integriert“, erklärte Ingbert Liebing, der Hauptgeschäftsführer Verband kommunaler Unternehmen (VKU). Gleichzeitig gab er zu bedenken, dass Syrer*innen, die zurückkehren wollen, ihre in Deutschland erworbenen Qualifikationen beim Wiederaufbau des Landes nutzen könnten.
Noch ist unklar, wie sich die Lage in Syrien entwickeln wird – entsprechend unklar ist auch die Perspektive der Syrer*innen in Deutschland. Der ver.di-Vorsitzende Frank Werneke mahnte daher, in der Debatte um die geforderten Rückführungen „einen kühlen Kopf“ zu bewahren. Die Entwicklungen in Syrien müssten nun von der Bundesregierung genau verfolgt werden – besonders mit Blick auf „möglichst demokratische Verhältnisse“ vor Ort. „Das ist ja auch für die vielen Menschen, die in Deutschland als Geflüchtete sind, wesentlich für die weitere Perspektive“, so Werneke.
In einer aktuellen Stunde des Bundestages zur Lage in Syrien positionierte sich auch die SPD-Bundestagsabgeordnete Rasha Nasr, die selbst syrische Wurzeln hat, klar gegen die Forderungen nach schnellen Abschiebungen. Solche Forderungen seien zynisch und zeugten davon, dass in der Politik „nicht alle etwas von Nächstenliebe verstehen“, so Nasr. Zudem warnte sie davor, „das Schicksal der Syrer*innen für Wahlkampfzwecke zu missbrauchen.“
Der Text erschien zuerst auf demo-online.de.
arbeitet als Redakteur für die DEMO – die sozialdemokratische Fachzeitschrift für Kommunalpolitik.
ja, wenn wir n unsere Interssen vorrangig denken, werden viele
fehlen, sobald sie in Syrien wieder angekommen sein werden. Andererseits müssen wir auch die Interessen Syriens im Blick haben. Dort werden alle, die hier die Freiheit erlebt haben, sich dafür verwenden, sie- also die Freiheit- auch dort leben zu können. Also schweren Herzens, lassen wir sie gehen, und sorgen uns um die, die weiterhin zu uns kommen. Auch aus Syrien machen sich ja jetzt viele auf den weg, und nicht alle sind Straftäter. Dann haben wir auch ständig den Zustrom von Kurden, um die wir uns kümmern können, denn die kommen ja nicht aus Syrien, sondern aus der Türkei
Gejammer
Natürlich werden die syrischen Ärzte, Krankenpfleger etc. hier gebraucht; das muss man mir in Gutmenschenart nicht erklären.
Aber solange auf dem Medizinstudim ein hoher Nummerus Clausus lastet, der eine ausreichende Ärzteausbildung verhindert, solange ist da was faul im Staate Deutschländerland. Ein Harvard- ausgebildeter Gesundheitsminister versucht auf Deiwelkommraus das USamerikanische "Gesundheitssystem" hier zu etablieren - sehr teuer aber wenig effizient. Personaldefizite sollten nicht durch das Abwerben aus anderen Ländern gedeckt werden.
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