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So will Boris Pistorius die Bundeswehr besser aufstellen

Die Bundeswehr soll flexibler und effizienter werden. Durch die Strukturreform soll Deutschlands Verteidigungsfähigkeit steigen. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius kündigt weitere Schritte an.

von Nils Michaelis · 4. April 2024
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius

„Die Bedrohungslage in Europa hat sich verschärft“, so Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius, hier zu sehen bei einem Truppenbesuch in Nordrhein-Westfalen (Archivbild).

Die Streitkräfte werden reformiert. Auch die zivile Verwaltung wird angepasst. Planung und operative Führung werden in eine Hand gelegt, die Teilstreitkräfte neu gegliedert und ein gemeinsamer Unterstützungsbereich aufgestellt. All dies soll dazu beitragen, Deutschland besser auf den Verteidigungsfall vorzubereiten. Details hierzu hat Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius am Donnerstag in Berlin vorgestellt.

Und das ist geplant: Unter Heranziehung des Territorialen Führungskommandos und des Einsatzführungskommandos wird das neue Operative Führungskommando Bundeswehr aufgestellt. Damit werde eine einheitliche Führung in allen Einsätzen der Bundeswehr garantiert. Dies ermögliche eine zentrale Ansprechstelle für nationale und internationale Partner zur Koordinierung gemeinsamer Einsätze und Missionen. Die Landeskommandos der Bundesländer dienen dabei als Bindeglied.

Die Teilstreitkräfte werden demnach auch zukünftig die Hauptlast der Verteidigungsfähigkeit tragen und mehr als zuvor die taktische Führung der eigenen Kräfte übernehmen. Neben den klassischen Dimensionen Land, Luft- und Weltraum sowie See wird in Zukunft der Cyber- und Informationsraum als weitere Teilstreitkraft hinzukommen. 

Gefahren aus dem Cyberraum

„Konflikte, Bedrohungen und Kriege umfassen insbesondere auch den Cyber- und Informationsraum, die Relevanz etwa durch hybride Bedrohungen wird ständig größer“, heißt es aus dem Verteidigungsministerium. „Sie müssen daher zwingend auch in der Struktur mitgedacht werden.“

Ziel der Organisation der Teilstreitkräfte sei es, neue Einsatzrealitäten abzubilden und die Verantwortung für die einzelnen Dimensionen zu stärken. Hierfür werden dem Heer die Heimatschutzkräfte und der Luftwaffe das Luftfahrtamt der Bundeswehr zugeordnet. 

„Die aktuelle sicherheitspolitische Lage stellt den Schutz des eigenen Territoriums und den Schutz unserer Bündnispartner wieder in den Fokus“, heißt es weiter. „Mit flexibleren, agileren und effizienteren Strukturen wird die Landes- und Bündnisverteidigung an die aktuelle Bedrohung angepasst.“ 

Flexibler Einsatz

Mit der Aufstellung des neuen Unterstützungsbereichs werde zudem der besonderen Herausforderung der Verteilung knapper Schlüsselfähigkeiten Rechnung getragen. Neben dem Zentralen Sanitätsdienst finden sich hier die Logistik sowie die Fähigkeiten in den Bereichen ABC-Abwehr, Feldjägerwesen, zivil-militärische Zusammenarbeit (CIMIC) und weitere zentrale militärische Dienststellen, wie das Planungsamt der Bundeswehr, wieder. 

Durch diese Bündelung werde nicht nur sichergestellt, dass die Bereitstellung dieser Fähigkeiten nach den Maßgaben des Operativen Führungskommandos erfolgt, sondern sie können auch flexibel in allen Einsatzoptionen aller Teilstreitkräfte eingesetzt werden. Darüber hinaus schaffe das Unterstützungskommando eine effiziente militärische Verwaltungsstruktur, die Verwaltungsaufgaben bündelt und den Teilstreitkräften den Rücken freihält.

Für die Gesundheitsversorgung der Bundeswehr wird es einen Gesamtverantwortlichen geben. Damit werde vor allem eine enge Verzahnung mit dem zivilen Gesundheitssystem gewährleistet.

Entlastung für die Streitkräfte

Um im Verteidigungsfall die Streitkräfte zu entlasten und das volle Potenzial ausschöpfen zu können, wird auch die Wehrverwaltung an die neuen Anforderungen angepasst. Hierfür werden Aufgaben im zivilen Bereich gebündelt und in der neuen Abteilung „Fachaufgaben Bundeswehr“ im Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen wahrgenommen. 

Doch damit sei es nicht getan. Auch die weitere Binnenstruktur müsse an die Vorgaben der „Bundeswehr der Zeitenwende“ angepasst werden. In den nächsten Monaten sei eine Feinausplanung entlang der Leitprinzipien Aufwuchsfähigkeit, Skalierbarkeit, Dynamikrobustheit, Digitalisierung in Zukunftstechnologie und Operationsführung sowie Innovationsüberlegenheit und Kriegsversorgung erforderlich. Personalentscheidungen zu den Neuerungen habe es aber noch nicht gegeben, sagte Pistorius während einer Pressekonferenz.

„Die Bedrohungslage in Europa hat sich verschärft“, so Pistorius. „Wir stellen uns den sich daraus ergebenden Herausforderungen. Dazu zählt, dass wir unsere Bundeswehr so reformieren, dass sie optimal aufgestellt ist, vor allem im Verteidigungsfall.“ Es müsse allen klar sein: „Wir verteidigen unser Land und unsere Bündnispartner.“ 

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3 Kommentare

Gespeichert von Tom Kaperborg (nicht überprüft) am Di., 09.04.2024 - 18:52

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Hr. Pistorius macht das hervorragend, soweit man ihn laesst. Man hat hoffentlich unmiottelbar nach Ausbruch des Krieges - am Besten gleich noch am selben Tage - angefangen die miltaerischen Faehigkeiten auszubauen mit dem Ziel von den Putins ueberhaupt ernst genommen zu werden. Hoffentlich ist man seitdem nicht nach dem rheinischen Motto "... et haett noch emmer joot jejange ..." gehandelt - in der Hoffnung das Ding ist doch bald erledigt und dann machen wir wieder business as usual - das waere braesig und nicht sehr intelligent und nur mit ausschliesslich gesehenem Gottvertrauen noch wohlwollend zu erklaeren.

Mit diesen Begriffen rufen Sie bei mir Assoziationen zur Wehrmacht des 3. Reiches auf - ist das tatsaechlich Ihr Ernst? Es ist doch eher umgekehrt: Die Bedrohung aus dem Osten ist real und meine Erfahrung ist, wer sich nicht wehrt der wird herumgeschubst bzw. im Falle von Staaten unterdrueckt und benutzt. Die DDR war ein solches Produkt russischer imperialer Attitueden. Dann ist nix mit Joint rauchen, Party gehen und seine Meinung sagen - dann gehen "wehrfaehige" MAenner an die Front des dann irgendwo angezettelten Krieges. So nutzten die Putins die "Satellitenstaaten" der russischen Foederation als Rekrutierungspools fuer ihre "Meat-Waves". Wollern wir wirklich ein wehloser westeuropaeischer "Kontinet" sein, der unter russischer Hegemonie die Freiheit des einzelnen aufgibt? Die angelsaechsischen Analysten sind sich ziemlich einig darin, die derzeitige Situation als neues 1938 zu beschreiben, wenn man nun den Putins nachgibt - sie liegen richtig, sie haben es mit uns Deutschen erlebt. Offenbar geben sich viele Deutsche der Illusion hin: ich bin nett dan n sind es andere auch - das ist mit Verlaub naiv. Uebrigens war ich in den 1970er Jahren Kriegsdienstverweigerer und gegen die Aufruestung unter Helmut Schmidt. Heute sehe ich das ganz anders. Der "NATO-doppelbeschluss" trug letztendlich entscheidend zum Zusammenbruch der Warschauer PAktes bei und somit zur Freiheit grosser Teile Osteuropas - man frage mal in Poleen nach, wie sich das so anfuehlte unter russischer Herrschaft. die NATO garantierte ueberhaupt die Moeglichkeit PAzifist sein zu koennen - in der DDR war das nicht moeglich, da waren die Menschen als Mittel zur MAchtausuebung durch die Sowjets vorgeshen. Nur das Potential einer absolut ueberwaeltigenden GEGENGEWALT wird Freiheit und Frieden sichern. Schwaeche ermuntert Agressoren nur noch mehr.