Meinung

Blick aufs neue Jahr: Warum 2024 Hoffnung macht

Der Höhenflug der Populist*innen macht, zugegeben, wenig Lust auf 2024. Aber das neue Jahr bringt auch angenehme Themen – hoffentlich!

von Martin Kaysh · 31. Dezember 2023
Das Jahr 2024 verheißt nichts Gutes

Das Jahr 2024 verheißt auch Gutes.

Das neue Jahr bekommt eine Extrachance, sich zu blamieren. Schließlich wird das Schaltjahr 2024 einen Tag länger. „Unwesentlich“, wenden kühle Kalkulatoren ein, das Jahr dauere dadurch gerade mal 0,27 Prozent länger. 

Das Streben nach Peinlichkeit

„Na und“, entgegne ich. Die Chance auf den Lotto-Jackpot liegt bei 1 zu 140 Millionen, also gerade mal bei 0,00000072 Prozent. Trotzdem wollen Millionen dabei sein, zweimal die Woche.

Man könnte darin das alltägliche Streben nach Glück sehen. Nicht unterschätzen sollte man jedoch das Streben nach Peinlichkeit, gerade in der Politik. Da ist jeder Tag extra ein Gewinn an Gruseligkeit. Schauen wir nur auf dieses neue Bündnis, den Verein zur Verherrlichung der anderen Wahrheit, auf die Wagenknechte, Motto: „Mehr Sahra wagen, Knecht!“

Chance auf weitere Abspaltungen

Je länger das Jahr, desto größer dort die Chance auf weitere Teilungen. Bei aller Fremdenfeindlichkeit ist immer noch Platz für Abspaltungen. Etwa für ein „Wahres Bündnis Sahra Wagenknecht WBSW“, das zusätzlich auf Frauenfeindlichkeit setzt, und das „Unabhängige Bündnis SW“, das bei aller Putinfreundlichkeit mahnt, die Liebe zu Diktatorenkumpel Lukaschenko nicht zu vergessen. 

Die AfD könnte sich endlich outen, das macht frei. Während ihr immer mehr Verfassungsschutzämter bescheinigen, „gesichert rechtsextrem“ zu sein, ziert man sich am rechten Rand.

Warum? Sich offen als faschistisch, postfaschistisch, nazinah zu bekennen, wäre hier kein Akt der neuerdings verpönten kulturellen Aneignung. Es wäre der Antritt eines offensichtlichen Erbes. Man liebt doch sonst dort die klaren Worte aus der Mottenkiste. Man verabscheut den Schokokuss, wenn der namentlich nicht mehr rassistisch beschimpfen darf, und möchte mit dem Paprikaschnitzel immer noch einst von Faschisten verfolgte Völker beleidigen. „Nur Nazis wählen Nazis“, der Slogan würde Klarheit schaffen.

Eine Kiste Bier im Regierungsflieger

Das neue Jahr bringt auch angenehme Themen, Fußball etwa. Okay, es bringt nicht ganz so fiese Themen. Im Sommer ist Europameisterschaft. Früher, da tat ein gutes Turnier auch der jeweiligen Bundesregierung gut. 

Als Gerd Schröders größter Fehler gilt immer noch, mit der Neuwahl 2005 nicht das folgende Sommermärchen abgewartet zu haben. Schröder oder Kohl packten eine Kiste Bier in den Regierungsflieger, ab ging's zum Finale. 

Bei der Frauen-WM jetzt im Sommer musste Außenministerin Baerbock schon sehr wichtige Polittermine um das Finale gruppieren, um ihre Fußballreise politisch korrekt einzubetten. Dann jedoch scheiterte das deutsche Team in der Vorrunde, anschließend Baerbocks Flugzeug in Abu Dhabi.

Noch eine Zeitenwende

Für den Sommer 2024 kündigt sich die nächste Zeitenwende an. Am 9. Juni ist Europawahl. Wenn Katarina Barley mit Olaf Scholz am finalen Sonntag einen Lauf hat, könnte das den deutschen Männerfußball pushen und davor retten, sich erneut zu blamieren. Das Turnier beginnt fünf Tage später.

Autor*in
vorwärts-Kolumnist: Kabarettist und Alternativkarnevalist Martin Kays
Martin Kaysh

ist Kabarettist, Alternativ-Karnevalist („Geierabend“) und Blogger. Er lebt im Ruhrgebiet, freiwillig.

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4 Kommentare

Gespeichert von max freitag (nicht überprüft) am Di., 02.01.2024 - 08:25

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nst berauscht das hier kredenzte Getränk doch allzusehr. Die MWSterhöhung im Gastronomiebereich darf nicht von der Tagesordnung genommen werden. Sie grenzt gerade die Einkommensschwachen sozial aus, und verhindert ihre Teilnahme am gesellschaftlichen Leben, wo sich dieses als Besuch einer Gaststätte darstellt. Wenn wir denn schon die volle MWSt akzeptieren sollen, so muss dies doch begleitet und sozial abgefangen werden, um auch den "kleinen Leuten" einen Gaststättenbesuch zu ermöglichen. Dazu könnte ein Zuschlag zum Bürgergeld gezahlt werden, um nur ein Beispiel zu geben. Wichtig ist, dass ein entsprechender Aufschlag bereitgestellt wird, die präzise Auskleidung mag das Parlament entscheiden

Gespeichert von Armin Christ (nicht überprüft) am Do., 04.01.2024 - 16:25

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Der Autor haut drauf. Er scheint nicht zu merken, daß da einige Grüppchen sich unter diesem Namen breit machen, deren Intensionen so nicht von Frau Wagenknecht und Co. geteilt werden. Ich halte Frau Wagenknecht im Gegensatz zu den "Progressioven" bei den Rest-Linken, für eine integre Persönlichkeit mit großem Sachvertand, auch wenn ich nicht unbedingt alle ihre Positionen teile.
Aber heute las ich in der Presse, daß laut einer Umfrage die SPD in Sachsen bei 3 (in Worten DREI)% in der Wählergunst steht. In einigen anderen Bundesländer mag es ähnlich aussehen. Wäre das nicht Grund genug mal nachzudenken ?

Gespeichert von max freitag (nicht überprüft) am Fr., 05.01.2024 - 11:56

Antwort auf von Armin Christ (nicht überprüft)

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zwei oder ein oder nicht mehr messbar.
Wir dürfen doch nicht die Flinte vorzeitig ins Korn werfen. Das wird schon werden, in Sachsen sind die richtigen Leute aufgestellt, und ich jedenfalls zweifele nicht am Erfolg des Wahlkampfes, den sicher auch die Parteileitung personell und finanziell stützen wird. Wir werden mitregieren in Sachsen, das steht fest

Lieber Max Fretag ! In der v-Redaktion scheint man Deinen Sarkasmus noch nicht bemerkt zu haben, denn sonst hätten die schon längst die Neti aktiviert - vielleicht meinst Du aber doch alles im Ernst.