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SPD Brandenburg: Warum Dietmar Woidke mit seiner Glatze gegen die AfD wirbt

Bei der Landtagswahl in Brandenburg am 22. September könnte die AfD stärkste Kraft werden. Um das zu verhindern, greift die SPD nun auf ein ungewöhnliches Wahlkampf-Mittel zurück: den kahlen Kopf von Ministerpräsident Dietmar Woidke.

von Kai Doering · 10. September 2024
„Wenn Glatze, dann Woidke.“ Mit diesem animierten Motiv wirbt die SPD Brandenburg gegen die AfD.

„Wenn Glatze, dann Woidke.“ Mit diesem animierten Motiv wirbt die SPD Brandenburg gegen die AfD.

Als junger Mann war Dietmar Woidke ein richtiger Lockenkopf. Zu sehen ist das etwa auf einem Foto im Wahlkampfmagazin, das die Brandenburger SPD zur Landtagswahl am 22. September herausgegeben hat. Über die Jahre wurden die Haare weniger. Heute, mit 62 Jahren, hat der Brandenburger Ministerpräsident eine Glatze. Und genau die setzt er nun im Wahlkampf ein.

Nur eine demokratische Glatze für Brandenburg

„Wenn Glatze, dann Woidke“, heißt es in einem digitalen Kampagnenmotiv, das die Brandenburger SPD am Dienstag in den sozialen Medien freigeschaltet hat. Zu sehen ist zunächst nur ein Kopfansatz mit dem Schriftzug „Wenn Glatze,“. Ein paar Sekunden später schiebt sich Woidkes Kopf nach oben und der Halbsatz „dann Woidke“ erscheint.

„Wir wollen in Brandenburg keine rechtsextremen Glatzen, sondern nur eine demokratische Glatze sehen – Dietmar Woidke, unseren Spitzenkandidaten und Ministerpräsidenten“, heißt es auf Instagram dazu. Bis Ende der 90er Jahre bestimmten kahlrasierte Köpfe vor allem von Männern in Deutschland das Bild des Rechtsextremismus. Heute treten sie meist anders auf. Der Begriff „Glatze“ hat sich dennoch für Rechtsextreme etabliert.

„Mit dieser Botschaft wollen wir nochmal sehr deutlich machen, dass es in dieser Landtagswahl um eine Entscheidungswahl geht, ob in Brandenburg eine demokratische Partei stärkste Kraft wird oder eine in weiten Teilen rechtsextreme Partei“, erklärt Thomas Mühlnickel von der Berliner Kommunikationsagentur ASK das Ziel der Aktion. Gemeinsam mit den Agenturen Pahnke Hamburg und PUSHH betreut die ASK Berlin den Wahlkampf der SPD in Brandenburg.

„Handwerk ist wichtiger als Mundwerk“

Bei der Landtagswahl zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der AfD und der SPD von Ministerpräsident Woidke ab. In der jüngsten Umfrage kommt die als rechtextremer Verdachtsfall eingestufte AfD auf 27, die SPD auf 24 Prozent der Stimmen. „Nur Dietmar Woidke und die SPD können noch einen Sieg der AfD verhindern“, schreiben die Sozialdemokrat*innen deshalb auf Instagram. Woidke hat erklärt, nur Ministerpräsident zu bleiben, wenn die SPD bei der Landtagswahl stärkste Kraft wird.

Das animierte Glatzen-Motiv soll in den kommenden knapp zwei Wochen auf einem LKW in Brandenburg unterwegs sein, außerdem erscheint es auf verschiedenen festen Bildschirmen im Land. Besonders setzt die Brandenburger SPD aber auf die sozialen Medien Facebook und Instagram. Im Interview mit dem „vorwärts“ hatte Dietmar Woidke kürzlich bereits angekündigt: „Die Brandenburgerinnen und Brandenburger kennen mich. Die meisten sind mit meiner Arbeit zufrieden.“ Auch bei der Frage, wer Ministerpräsident werden oder bleiben soll, stehe mehr als die Hälfte der Menschen im Land hinter ihm. „Das“, so Woidke, „werden wir noch stärker zum Tragen bringen. Denn wichtiger als ein lautes Mundwerk ist gutes Handwerk.“

Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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5 Kommentare

Gespeichert von Martin Holzer (nicht überprüft) am Di., 10.09.2024 - 15:40

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„Wir wollen in Brandenburg keine rechtsextremen Glatzen, sondern nur eine demokratische Glatze sehen – Dietmar Woidke, unseren Spitzenkandidaten und Ministerpräsidenten“

Aha, nur Dietmar Woidke hat also eine "demokratische" Glatze. Alle anderen Brandenburger mit Glatze sind "undemokratisch" - sprich Nazis. Das bei den Nationalsozialisten Glatzen in Mode waren, ist mir ebenfalls neu.

gelaufen- wie wird man dies wieder einsammeln- Perücken für alle? Da ist der Gesundheitsminister dagegen- die Krankenkassen leisten dafür nicht- das muss und kann nur der beheben, der Geld genug hat. In der Sahce selbst muss man sich fragen, welcher geist den sonst doch respektablen MP hier geritten hat. Wie damals laschet, das Grinsen am falschen Ort

Gespeichert von Armin Christ (nicht überprüft) am Mi., 11.09.2024 - 09:33

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Muss sich die SPD denn unbedingt selbst lächerlich machen ?????? Ich habe in 11 Tagen eine Wählerentscheidung zu treffen und wäge täglich nach neuester Informationslage ab. Mit solchen "Glatzenargumeten" kann die SPD bei mit kein PLUS verbuchen.